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Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska

Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska

Titel: Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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aufrichten. Keine Angst. Sie darf keine Angst haben! Sie schüttelt ganz langsam den Kopf, den flehentlichen Blick auf Lucius gerichtet. Er sieht sie an.
    „Komm ganz langsam zu mir“, raunt er leise und monoton. Er wagt nicht, einen Warnschuss abzugeben. Das Tier ist direkt hinter ihr und könnte durchdrehen.
    Lucy setzt sich vorsichtig in Bewegung.
    Es beunruhigt den Grizzly, so dass er laut brüllt.
    Lucy fährt zusammen, es erschüttert sie bis ins Mark. Sie schließt die Augen und hört nicht damit auf, langsam auf Lucius zuzugehen. Der Bär lässt sich geräuschvoll ruckartig wieder auf die Vorderbeine niederfallen, was seine Distanz zu Lucy schrumpfen lässt. Er brüllt und scharrt mit einer Tatze großspurig Schnee zur Seite, dass es stiebt. Lucy reißt die Augen wieder auf. Sie ist kurz vor Lucius. Er streckt die Hand nach ihr aus.
    Sie ergreift sie und lässt sich von ihm hinter sich zerren. Zaghaft lugt sie hinter Lucius hervor und erschaudert beim Anblick des riesigen Bären. Das kolossale Tier ist etwa fünf Schritte von ihnen entfernt. Es reißt das Maul weit auf, so dass sie seine mächtigen Eckzähne sehen können, von denen der Speichel trieft, und brüllt ihnen laut entgegen.
    Lucius greift zu ihr nach hinten und drängt sie langsam rückwärts. Sie gewinnen vielleicht zwei Meter Abstand dazu, als sich der Grizzly wieder aufrichtet und erneut lautstark nach vorn fallen lässt, wütend dabei schnaufend und mit beiden Vorderpranken protzig Schnee zur Seite schaufelnd, dass es wieder nur so stiebt. Dann bricht er kurz nach vorn aus und Lucy bleibt das Herz stehen. Er pflügt mit einer riesigen Pranke wenig vor ihnen durch den Schnee. Seine Augen funkeln sie zornig an, sie spürt seine unglaubliche Kraft in ihrem Inneren.
    „Siehst du ihn an? Verdammt, sieh ihn nicht an, Lucy!“ Er hebt die Pumpgun hoch und feuert einen Schuss in die Luft. Der Bär weicht unter lautem Gebrüll tänzelnd zurück und Lucius lädt sofort nach. Das Tier schüttelt den mächtigen Kopf mit gefletschten Zähnen, macht plötzlich einen Satz nach vorn und bremst diesen mit den Vorderbeinen ab. Seine langen Krallen graben sich stiebend in den Schnee.
    Lucius feuert erneut einen Schuss ab. Diesmal lässt er die Ladung nahe am Kopf des Grizzlys vorbeigehen. Dieser schüttelt den Kopf, während er brummend zurückweicht. Dann dreht er sich abrupt herum und trottet hurtig davon.
    Lucius lädt nach und blickt sich nach Lucy um, die schreckensbleich hinter ihm steht. Er grinst. „Er hat nur ein bisschen angegeben, Baby.“
    „Was“, fragt sie mit zittriger Stimme.
    „Er hat uns gezeigt, dass er nicht gern mit uns die Beute teilt.“
    „Hab‘ ich mir in die Hose gemacht?“
    Er blickt belustigt an ihr herab. „Nein.“
    Sie lässt sich in den Schnee herabsinken.
    „Lektion Nummer eins“, meint Lucius und kniet sich neben sie, den Blick noch einmal kurz wachsam in die Richtung abgewandt, in die der Bär verschwand. „Blicke niemals einem Raubtier in die Augen. Du forderst es damit heraus, Lucy-Raubkatze.“
    Sie ringt sich ein Lächeln ab und nickt. „Ich hab‘ versucht, keine Angst zu haben.“
    „Das ist Lektion Nummer zwei. Wenn du vor ihm wegläufst, dann gibst du zu, dass du schwache Beute bist und er könnte versuchen, dich zu jagen, wenn er noch nicht satt ist. Oder wenn er einfach Lust auf Abwechslung hat.“
    Sie nickt verstehend. „Warum hast du ihn nicht erschossen, Lucius?“
    „Was? Ein so schönes Tier?“ Er grinst. „Wo bleibt dein Naturschützer-Geist, Lucy? Er hat es doch nur auf unser Karibu abgesehen.“
    „Mir ist schlecht, Lucius.“
    Er lacht. „Ach was“, tut er es ab und erhebt sich. „Komm Lucy.“ Er streckt ihr auffordernd die Hand entgegen.
    Sie ergreift sie und lässt sich von ihm auf zwei wackelige Beine hochziehen.
    „Baby?“
    Sie blickt ihn an und atmet durch.
    „Wir müssen ihm leider hinterher.“
    Sie starrt ihn an. „Das ist nicht dein Ernst!“
    „Komm schon! Vielleicht hat er ja auch schon das Weite gesucht. Mal sehen, wie viel er uns noch übrig gelassen hat.“
    „Ich hab‘ mir beinahe in die Hose gemacht und soll ihm hinterher gehen?!“
    Doch er lacht nur rau und wendet sich zum Weitergehen um. In jene Richtung, in die der Bär geflohen ist.
    „Ich pfeif auf das verdammte Karibu“, schickt sie ihm wütend hinterher.
    Doch Lucius geht stur weiter.
    Lucy stöhnt auf und blickt sich ängstlich um. Sie hat wohl keine Wahl. Widerwillig folgt sie ihm hinterher. Eilt

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