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Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska

Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska

Titel: Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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zu fassen. Doch die Schmerzwellen rasen durch ihren Unterschenkel und machen sie halb wahnsinnig. Nur ganz allmählich kann sie sich sammeln, versucht dann erneut, zu denken.
    „Einen Versuch noch, Lucy!“ Sie rafft sich wieder in den Sitz hoch und schaut auf ihr Bein herab. Hose und Schuh sind blutverschmiert, der Schnee in unmittelbarer Nähe ist ebenfalls rot verfärbt. Sie sammelt sich und setzt behutsam die rechte Ferse an den vorderen Bügel. Den hinteren ergreift sie mit beiden Händen und zieht langsam daran, während sie mit dem rechten Fuß forciert gegen den vorderen Bügel tritt. Die Falle stellt sich schräg, was ihr noch stärkere Qualen beschert, aber die Bügel bewegen sich auseinander. Sie versucht stöhnend, ihr Bein aus der Falle zu ziehen, verreißt sie jedoch dadurch und rutscht mit der rechten Ferse vom Bügel ab. Die Falle schlägt erneut zu und Lucy wird es schwarz vor Augen.
    Sie kommt wieder zu sich, als die Abenddämmerung beinahe von der Dunkelheit abgelöst wird. Ihr ist entsetzlich kalt. Es schneit noch etwas, sie ist von einer dünnen Schneeschicht bedeckt. Lucy hat starke Schmerzen und schluchzt verzweifelt und hemmungslos. Irgendwann dreht sie sich vorsichtig auf den Bauch herum und gewahrt sich plötzlich Auge in Auge mit dem schwarzen Wolf. Seine gelben Augen beobachten sie aufmerksam. Sie sind nur zwei Schritte von ihr entfernt. Ihr stockt der Atem und sie kommt mühsam auf die Knie. An den Spuren um sich herum erkennt sie, dass das Tier bereits ganz dicht bei ihr war. Sie blickt ihn wieder an. Der Wolf setzt sich bedächtig auf seine Hinterbeine, ohne sie aus den Augen zu lassen.
    Lucy versucht, über ihre ausweglose Lage nachzudenken. „Lucius“, schluchzt sie. Alles hängt von ihm ab. Doch wie soll er sie finden? Der Neuschnee hat ihre Spur beinahe eingeebnet. Und die Nacht beginnt, sich über sie zu senken. Sie hofft dennoch, er möge dem Wolf zuvor kommen. Und sie kann sich nicht vorstellen, diese entsetzlichen Schmerzen noch einen Atemzug länger zu ertragen. Ihr wird schlecht. Sie muss würgen und übergibt sich einige Male. Daraufhin wischt sie sich mit Schnee übers Gesicht und wechselt an eine andere Stelle. Sie darf jetzt nicht schwach werden. Und sie darf keine Angst haben. Der Wolf beobachtet sie und bemerkt alles. Irgendwann, wenn sie zu schwach geworden ist, wird er sie töten. Da ist sie sicher. Er wartet nur auf diesen Moment. Wölfe sind Erlöser.
    Plötzlich erhebt sich der Wolf elegant und kommt ganz nahe an sie heran. Lucys Gedanken überschlagen sich. Sie muss aufstehen. Doch es ist bereits zu spät. Das große Tier senkt den Kopf neben sie und frisst ihr Erbrochenes. Es zeigt überhaupt keine Scheu vor ihr. Lucy bewegt sich hektisch und er weicht schnell zur Seite hin aus, sie misstrauisch beäugend. Dann wartet er ab, kommt ihr schließlich wieder zögerlich näher. Er tänzelt nervös, doch sein Hunger gewinnt die Oberhand und lässt ihn wieder neben sie kommen, um weiter zu fressen.
    Lucy bewegt sich nun nicht mehr. Stattdessen beobachtet sie wie versteinert das schöne Tier. Der Wolf sucht mit der Nase noch schnüffelnd und schnaubend den Schnee neben ihr ab, doch er hat alles Fressbare aufgezehrt.
    „Vielleicht ist es gar nicht so schlecht.“ Beim Klang ihrer Stimme schreckt der Wolf zur Seite weg und ergreift die Flucht. In gebührendem Abstand setzt er sich wieder in den Schnee und beobachtet sie.
    „Solange du hier bist weiß ich, dass ich ein schnelles Ende haben werde.“
    Er hält den Kopf schräg und blickt sie dabei an. Mit seinen goldenen Augen, die in seinem schwarzen Gesicht glühend hervorstechen. Seine Ohren drehen sich mal in die eine und dann wieder in eine andere Richtung.
    Sie ballt die Fäuste und lehnt die Stirn unter Ächzen in den Schnee. Die Schmerzen sind kaum zu ertragen.
    Es ist stockfinstere Nacht. Lucy kämpft um ihr Überleben. Sie kniet vornübergebeugt auf ihrem Rucksack und stöhnt vor Schmerzen. Sie spürt, dass sie langsam abstumpft. Mittlerweile ist sie so weit abgekühlt, dass sie sicher ist, schon Erfrierungen davongetragen zu haben. Der Wolf traut sich immer näher an sie heran. Seine schwarze Silhouette hebt sich vom weißen Untergrund ab. Er war schon etliche Male ganz nahe und hat zaghaft in ihre Jacke gebissen und daran gezogen. Es bewirkt, dass sie nicht einschläft, sich nicht einfach der Kälte und in ihr Los ergibt.
     
    Lucy liegt auf der Seite und schluchzt vor sich hin. Sie ist todmüde. Mittlerweile

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