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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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Ahnung.
    Wäre Jerry ehrgeiziger und rastloser gewesen, hätte ihn ihre Lebensweise wahrscheinlich verrückt gemacht, aber während die Tage ineinander übergingen und die Sonne ihre Bahnen über den Marktplatz von Svedmyra zog, war Jerry ganz zufrieden mit seinem Dasein.
    Er machte einen Abstecher in sein Elternhaus und suchte ein paar Sachen heraus, die er behalten wollte, bevor er das Haus von einer Firma entrümpeln ließ und einen Makler beauftragte, es zu verkaufen. Die Geschichte des Hauses brachte es mit sich, dass man von dem schon sehr niedrigen Ausgangspreis noch um einiges runtergehen musste, aber als alle Rechnungen bezahlt und die Provision abgezogen worden war, blieben noch ein paar Hunderttausend für Jerry übrig, genug, um ein Jahr oder zwei sorgenfrei davon leben zu können.
    Er spielte Civilization und Lord of the Rings im Internet, chattete mit anderen Spielern, schaute Filme zusammen mit Theres oder allein und ging spazieren. An manchen Abenden saßen sie zusammen und schauten sich seine gesammelten VHS-Kassetten mit Musikvideos verschiedener Künstler an. Bowie, U2, Sinéad O’Connor.
    Besonders Sinéad hatte es Theres angetan, immer und immer wieder bat sie Jerry, noch einmal zurückzuspulen, damit sie »Nothing compares 2 U« mitsingen konnte. Nach einem dieser Abende wühlte Jerry ein paar unausgepackte Kartons durch und fand seine alten Zettel mit den Akkordfolgen wieder, die Lieder, die sie zusammen gesungen hatten, als Theres klein war.
    Während aus dem Winter Frühling wurde, übte Jerry wieder fleißig Gitarre, und sie sangen alle Lieder noch einmal, schrieben hin und wieder Texte nach Theres’ Ideen dazu und komponierten ein paar neue Stücke. Spaßeshalber besorgte sich Jerry ein Mikrofon, sodass sie die Songs mit GarageBand einspielen und hinterher auf dem Rechner an ihnen herumbasteln konnten.
    Jerry hatte keine musikalischen Ambitionen, aber es war eine Schande, dass eine Stimme, wie Theres sie besaß, niemals bekannt werden würde. Obwohl sie kaum Texte hatten, waren die Lieder, die er von Theres aufgenommen hatte, besser als das meiste, was Jerry im Radio gehört hatte.
    Er wurde das Gefühl nicht los, dass alles so verdammt … vergeudet war.
    6
    Man kann Dinge planen, man kann sich jahrelang auf Ereignisse vorbereiten, die dann trotzdem nicht eintreffen. Oder man gähnt zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort, und die gebratene Taube fliegt einem in den Mund. Wenn man an so etwas wie das Schicksal glauben möchte, dann ist es eine launische Gottheit. Manchmal steht es in der Tür und versperrt den Weg, der von deiner Geburt an für dich ausersehen war, manchmal nimmt es dich an die Hand und führt dich, sobald du auch nur die Nase um die Ecke steckst. Und die Sterne schauen zu und schweigen.
    Eines schönen Tages Anfang Mai, als Jerry aus dem Supermarkt kam, lag eine Brieftasche auf der niedrigen Mauer neben den Fahrradständern. Er setzte sich daneben und schaute sich um. Keiner der Menschen, die draußen waren und sich in der Frühlingssonne bewegten, schaute in seine Richtung. Er steckte die Brieftasche ein.
    Als er zu Hause war, untersuchte er seinen Fund und wurdeenttäuscht. Er hatte auf ein paar Hunderter gehofft, vielleicht ein paar lustige Plastikkarten und einen verärgerten Besitzer, der einen ganzen Nachmittag damit verbringen musste, herumzutelefonieren und Konten sperren zu lassen.
    Aber die Brieftasche gehörte einem jungen Mädchen, laut Ausweis sechzehn Jahre alt, und sie enthielt nur ein paar Zettel mit Telefonnummern, zwei Zwanziger und eine EC-Karte der Nordea-Bank. Vielleicht wäre nichts weiter aus dieser Episode geworden, möglicherweise hätte er die Brieftasche sogar dorthin zurückgelegt, wo er sie gefunden hatte, hätte er nicht diesen Zettel in einem Seitenfach gefunden.
    »IDOL 2006« stand dort ganz oben mit weißem Text auf blauem Grund. Es war ein Flugblatt, auf dem Zeit und Ort der Vorausscheidungen für die diesjährige Ausgabe bekannt gegeben wurden. Grand Hôtel, vierzehnter Mai.
    Jerry schaute sich den Ausweis an. Wahrscheinlich träumte das Mädchen – Angelika Tora Larsson – von einer Künstlerkarriere.
    Noch war Jerry darauf eingestellt, der Brieftasche eine Chance zu geben, sich mit ihrer Besitzerin wiederzuvereinigen. Dann fiel sein Blick auf das Kleingedruckte ganz unten auf dem Flugblatt: »Mindestalter 16 Jahre. Bitte Personalausweis und ausgefülltes Anmeldeformular mitbringen.«
    Und in diesem Moment trat das Schicksal

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