Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
Vom Netzwerk:
schüttelte den Kopf und ging weiter. Ohne dass Jerry es richtig bemerkt hatte, klumpten sich die verschiedenen Gruppen zusammen, und sie standen plötzlich ganz hinten in einer Schlange, die mehr als hundert Meter lang war, und von hinten kamen immer mehr Leute nach. Jerry zog vorsichtig an Theres’ Hand, aber sie stand mit offenem Mund da, starrte all die Mädchen an, die nur wenig älter waren als sie, und weigerte sich, sich von der Stelle zu rühren.
    Jerry begriff, dass er sie nicht mehr von dort wegbekommen konnte, ohne eine Riesenszene zu machen, und er wusste nicht, was sie sich einfallen lassen könnte, falls er anfangen sollte, sich unberechenbar zu verhalten. Er hatte gesagt, dass sie gehen würden. Sie waren gegangen. Jetzt waren sie hier. Danach richtete sich Theres, also stellte Jerry sich mit nass geschwitztem Rücken mit in die Schlange und flüsterte: »Denk dran, dass du Tora heißt. Wenn jemand fragt. Tora Larsson. Du heißt Tora Larsson, okay?«
    Theres schüttelte den Kopf. »So heiße ich nicht.«
    Jerry war klar, welchen Fehler er gemacht hatte, und formulierte es anders. »Nein, das stimmt. Aber falls jemand fragt, wie du heißt, dann antwortest du: Tora Larsson.«
    »Ja.«
    »Und wenn jemand fragt, wie alt du bist, was antwortest du dann?«
    »Sechzehn.«
    »Okay. Okay.«
    Obwohl es nicht okay war. Ganz und gar nicht. Jerry fühlte sich ertappt und deplatziert und bedroht, während er zwischen all den Mädchen stand. Die meisten von ihnen waren wohl zwischen sechzehn und zwanzig Jahre alt. Etwas weiter entfernt hatte sich eine Gruppe von jungen Männern zusammengefunden, es gab ein paar ältere Mädchen, aber die Mehrzahl warkaum älter als Theres, und nur sehr wenige wurden von einem Erwachsenen begleitet.
    Mit Theres verhielt es sich genau umgekehrt. Er hatte sie mitten unter Menschen noch nie so ruhig erlebt, und sie war wahrscheinlich aus demselben Grund so ruhig, aus dem Jerry in dieser Duftwolke aus Haarspray, Lipgloss und Kaugummi eine leichte Panik verspürte. Sie war bei ihren Leuten. Jerry war es nicht.
    Nach einer Stunde begann die Schlange sich vorwärtszubewegen, und nach weiteren zwei Stunden standen sie vor dem Empfangstisch. Jerry ballte die Hände in den Hosentaschen zu Fäusten, als Theres ihr Anmeldeformular und den Ausweis abgab. Sein Herz blieb fast stehen, als die ältere Frau, die sich um die Anmeldungen kümmerte, vom Papier auf den Ausweis und wieder auf das Papier schaute.
    »Benutzt du deinen zweiten Vornamen?«, fragte sie. Theres antwortete nicht. »Hallo«, sagte die Frau. »Ich rede mit dir.« Jerry bemerkte, dass Theres’ Lippen sich kräuselten und ein leichtes Knurren zu hören war. Er ging schnell dazwischen.
    »Ja«, sagte er. »Sie benutzt ihren zweiten Namen. Er ist nach der Großmutter.«
    Die Frau ignorierte ihn und fasste Theres ins Auge. »Hör mal, Mädchen. Wie heißt du?«
    »Tora«, sagte Theres. »Tora Larsson.«
    »Na, bitteschön«, sagte die Frau und schrieb den Namen neben eine Nummer. »Das war doch nicht so schwer. Wir wollen doch nicht, dass wir deinen Namen nicht richtig haben, wenn du am Ende vielleicht gewinnst?« Ihr Tonfall gab deutlich zu verstehen, dass sie einen Sieg von Theres für so wahrscheinlich hielt wie eine Discoplatte von Bruce Springsteen, aber Theres bekam einen Zettel mit einer Nummer darauf, den sie sich am Pulli festmachen sollte.
    Dann hieß es nur noch warten. Die hoffnungsfrohen Kandidaten saßen vereinzelt oder in Grüppchen in einem gigantischen Saal im Untergeschoss. Immer wieder wurden Gruppen von vier Leuten in einen der vier Räume im darüberliegendenGeschoss gerufen, wo ein erstes Vorsingen stattfand und die Glücklichen aussortiert wurden, die ein paar Tage später vor der richtigen Jury antreten durften.
    Jerry ließ sich mit Theres in einer Ecke hinter einer riesigen Yuccapalme aus Plastik nieder. Während Theres sich umschaute, saß Jerry mit gesenktem Kopf da und verfluchte seine eigene Dummheit. Als er den Kopf schließlich wieder hob, fiel sein Blick auf Theres, die langsam zwischen den Gruppen von Jugendlichen hindurchging und sie studierte, als wären sie Bilder einer Ausstellung. Das war relativ normal. Das war okay. Das war schließlich einer der Gründe dafür, dass sie überhaupt gekommen waren, oder?
    Immer mit der Ruhe, Jerry. Keine Sorge. Alles ist im grünen Bereich.
    Nach einer Viertelstunde kam Theres zurück und setzte sich neben ihn.
    »Sie haben Angst«, sagte sie.
    »Wer?«, fragte

Weitere Kostenlose Bücher