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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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war. Sie schaute direkt in die Kamera und sang:

    »It’s been seven hours and fifteen days
    Since you took your love away …«
    Teresa hörte auf zu atmen. Die Kameraperspektive änderte sich, aber Tora schaute einfach weiter in die erste Kamera, und bald wurde auf sie zurückgeschaltet. Toras Gesicht füllte den Bildschirm. Sie schaute direkt in Teresa hinein, die sich erst wieder ans Atmen erinnerte, als ihre Brust zu schmerzen begann.
    Der Song ging weiter, und die Frage, ob der Auftritt gelungen war oder nicht, stellte sich nicht mehr. Teresa war hingerissen. Hinfortgerissen. Sie saß nicht länger in ihrem Wohnzimmer, umgeben von ihrer Familie. Sie war bei Tora, sie war in ihren Augen, in ihrem Kopf. Sie schauten ineinander hinein und lösten sich auf, flossen zusammen.
    Am Ende des Lieds fielen ein paar Tränen aus Toras Augen, und erst, als der letzte Ton verklungen war, bemerkte Teresa, dass ihre Wangen ebenfalls feucht waren.
    »Mein Schatz, was ist denn?«, fragte eine weit entfernte Stimme. Teresa kehrte ins Wohnzimmer zurück und blickte direkt in das Gesicht ihrer Mutter. Sie wischte die Tränen aus den Augen und fuchtelte irritiert mit den Händen. Sie wollte hören, was die Jury sagte.
    Sie waren nicht so beeindruckt. Tora besaß zwar eine unglaubliche Stimme, aber das hier war schließlich kein Imitationswettbewerb. Man musste schon mit etwas Eigenem kommen, und das hier war ja die reinste Kopie der Vorlage, blabla, blabla. Teresa fasste gar nicht, worauf sie hinauswollten, musste aber zur Kenntnis nehmen, dass Tora ganz unbegreiflicherweise in Gefahr geraten war. Das Rudel knurrte.
    Tora nahm die negativen Beurteilungen mit derselben Gleichgültigkeit und demselben Stolz entgegen, wie sie sich die positiven angehört hatte. Keine Dankbarkeit, keine Trübsal. Sie wartete einfach, bis sie fertig waren, und ging, woraufhin die Bühne von einem rosafarbenen Flummi in Besitz genommen wurde, der »Girls just wanna have fun« sang.
    Teresa durchlitt die restlichen Songs, während ein schicksalsschwerer Klang ihr Skelett zum Zittern brachte. Als es an der Zeit war, anzurufen und abzustimmen, stand sie wortlos auf und ging ins Schlafzimmer ihrer Eltern. Sie hatte ihre Hand gerade nach dem Hörer ausgestreckt, als Maria hereinkam und sich auf das Bett setzte.
    »Wie geht es dir, mein Schatz?«, fragte sie. »Bist du traurig wegen irgendwas?«.
    Mit zusammengebissenen Zähnen erwiderte Teresa: »Nein, Mama. Ich bin nicht traurig. Ich möchte nur in Ruhe gelassen werden.«
    Maria setzte sich bequemer hin, und Teresa hätte schreien können. Maria legte den Kopf schief. »Erzähl schon. Was ist los? Ich sehe doch, dass etwas ist. Warum hast du vorhin geweint?«
    Teresa konnte sich nicht länger beherrschen. Ihre Stimme bebte vor Zorn, das Telefon glühte in ihrem Augenwinkel, und sie kotzte sich aus: »Warum musst du dich ausgerechnet jetzt kümmern? Ich will einfach meine Ruhe haben, kapierst du das nicht?«
    »Das ist wirklich nicht gerecht. Du weißt ganz genau, dass ich immer …«
    Teresa konnte es nicht mehr ertragen. Sie stand vom Bett auf und lief in ihr Zimmer hinauf, holte ihr Handy heraus und begann zu telefonieren. Die Prepaidkarte reichte nur noch für drei Anrufe.
    Zehn Minuten später ging sie nach unten und setzte sich wieder zu den anderen, und es passierte genau das, was sie erwartet hatte. Tora Larsson wurde herausgewählt. Die mit Abstand besteSängerin, die sie jemals gesehen hatte, hatte nicht genug Stimmen bekommen, um im Wettbewerb zu bleiben.
    Sie wusste nicht, wie viele anriefen, und es war vermutlich kein vernünftiger Gedanke, aber in diesem Augenblick war sie davon überzeugt, dass genau ihre Stimmen gefehlt hatten. Die vielleicht zwanzig Anrufe, die sie geschafft hätte, wären entscheidend gewesen. Tora wäre im Rennen geblieben, wenn Maria sie nur in Frieden gelassen hätte.
    3
    Teresa hatte das Wochenende vor sich, um sich zu beruhigen. Am Freitag hielt sie sich von den Diskussionsforen fern, wollte die schadenfrohen Kommentare nicht sehen. Am Samstag kam sie langsam wieder zur Besinnung. Es war vorbei. Sie war einfach viel zu engagiert gewesen, aber jetzt war es vorbei.
    Sie hatte nicht vor, weiter Idol zu gucken. Du lieber Himmel, es war doch nur ein Mädchen, das sang, mehr nicht. Tora Larsson. Ein Mädchen, das ein paar Jahre älter war als sie und mit einer fantastischen Singstimme gesegnet war. Musste man sich deswegen so aufregen? Nein. Und doch.
    Sie waren so

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