Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder
unwahrscheinlich. Sie schrieb eine Antwort, in der sie über all die Merkwürdigkeiten hinwegsah und Bim fragte, ob sie noch mehr Gedichte geschrieben habe, sie selbst habe damit nicht weitergemacht.
Dann saß sie vor dem Rechner und wartete, aktualisierte alle zwei Minuten den Eingangskorb. Zehn Minuten später kam eine Antwort.
wenn ich bim heiße dichte ich ein bisschen wenn ich tora heiße singe ich wenn ich Theres heiße mache ich gar nichts aber ich heiße auch wolf und beiße und heiße kleine die in ihrem zimmer ist weil die großen sie essen wollen wie heißt du.
Teresa glaubte.
Sie glaubte, dass dies dieselbe Person war wie Tora Larsson. Wenn Theres geschrieben hätte: »Hallo! Ich heiße eigentlich Tora Larsson. Toll, dass du mich bei Idol gemocht hast«, wäre Teresa skeptisch gewesen. Aber das hier passte. Das außerirdische Wesen, das sie im Fernsehen verfolgt hatte, sollte so sprechen, so schreiben. Und jetzt schrieb sie ihr . Teresa legte die Hände auf ihr Herz. Es schlug wie nach einem Dauerlauf, und die Hitze stieg in ihre Wangen. Ihre Finger waren schwitzigund rutschten über die Tasten, als sie eine Antwort zu formulieren begann.
Immer mit der Ruhe, Teresa. So merkwürdig ist es nicht.
Sie löschte, was sie geschrieben hatte, und stand auf. Die Uhr auf ihrem Nachttisch zeigte Viertel nach zwölf. Als sie ins Badezimmer ging, war es überall sonst im Haus schon still und dunkel. Sie duschte lange, drehte am Schluss den Warmwasserhahn ganz zu und stand noch lange unter dem rinnenden, eiskalten Wasser. Dann zog sie sich an, setzte die gelbe Zipfelmütze auf und setzte sich wieder an den Rechner. Während ihrer Abwesenheit hatte Theres noch eine Mail geschrieben.
wie heißt du ich heiße meistens Theres du bist wohl klein und nicht groß weil du mit einem anderen namen dastehst und bist verdammt ausgekocht denn dann darfst du nicht schreiben du darfst nur schreiben wenn du dieselbe bist die du sagst und dann sollst du jetzt schreiben denn ich werde bald schlafen
Teresas Finger waren jetzt trocken und kühl. Sie flogen unbehindert über die Tasten, als sie schrieb:
Hallo Theres
Ich heiße eigentlich Teresa fast wie du und ich bin vierzehn Jahre alt. Du bist sechzehn, oder? Ich habe das wirklich so gemeint, was ich im Wolfsforum geschrieben habe. Ich fand dich mit Abstand die Beste bei Idol und es fühlt sich total komisch an, hier zu sitzen und dir zu schreiben, ich bin fast ein bisschen ängstlich deswegen. Du hast bestimmt ein viel spannenderes Leben als ich und ich weiß nicht so recht, was ich erzählen soll. Ich habe Wölfe schon immer gemocht und weiß eine ganze Menge über sie. Ich höre viel von Bright Eyes und lese manchmal Gedichte. Was machst du, wenn du nicht singst?
Teresa hatte keine Lust, die Mail noch einmal durchzulesen, um zu sehen, ob sie irgendwo peinlich oder schlimm war. Sie schickte sie einfach ab. Nach fünf Minuten kam eine Antwort.
ich bin vierzehn jahre alt wie du da sind wir fast dieselben mit demselben namen aber ich weiß nicht wo man punkte setzt wenn man schreibt du kannst es mir beibringen ich habe nichts spannendes und du sollst keine angst haben ich sollte angst haben aber jetzt habe ich keine angst ich mache fast nichts aber jetzt muss ich schlafen und morgen schreiben wir mehr
Sie waren im selben Alter und trugen fast denselben Namen. Theres und Teresa. Perfekt.
BEIDE MAEDCHEN
Ich kann nicht einmal gehen
ohne deine Luft in meinen Lungen
ich kann nicht einmal stehen
wenn du nicht zusiehst
und durchsichtig grau
werde ich
ohne deinen Atem
Kent, Dein Atem
1
Max Hansen.
Wenn dieser Name Ihnen etwas sagt, dann interessieren Sie sich entweder für alte Filme, oder Sie sind in der Musikbranche tätig. Das Ehepaar Hansen war aus Dänemark eingewandert, und als 1959 ihr einziger Sohn geboren wurde, gaben sie ihm den Namen Max nach dem Schauspieler, der in dem ersten Film mitgespielt hatte, den sie gemeinsam im Kino gesehen hatten, Die schöne Helena .
Es wäre bestimmt interessant gewesen, Max Hansens Kindheit und Jugend unter die Lupe zu nehmen, um herauszufinden, wie ein solcher Mensch geformt wurde, aber das würde den Rahmen dieser Erzählung sprengen. Es sei nur gesagt, dass die Familie nach Stockholm zog, als Max zwei Jahre alt war, dass er als Schwede aufwuchs und dass er im Oktober des fünfundvierzigsten Jahres nach diesem Umzug seinen ersten Auftritt in dieser Geschichte hatte.
Zwischen zwanzig und dreißig hatte Max versucht, eine
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