Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
Vom Netzwerk:
fantastisch war, wenn sie nicht selbst schon so dachten. Ihr Verhalten im Netz war lediglich eine Methode, sich abzureagieren, und sollte nicht dazu dienen, Anhänger für ihre Sache zu gewinnen.
    Außerdem gab es im Hinblick auf die Schule einen entscheidenden Unterschied. Dort herrschte, ebenso wie im Netz, die allgemeine Ansicht, dass Tora Larsson nichts taugte und keine Chance hatte. Sie wurde von den populären und lautstarken Mädchen vertreten, deren Meinung Gewicht hatte, und von den wenigen Jungen, die sich überhaupt darum scherten. Rein statistisch gab es sicher jemanden, der eine andere Auffassung hatte, aber im echten Leben wagten sie nicht zu mucksen und hielten sich folglich aus den Gesprächen heraus, oder sie schwammen mit dem Strom.
    Ein Mädchen aus der 9a namens Celia stellte sich in der Schulmensa hin und legte eine gemeine Persiflage auf Tora hin. Mit leerem, starrendem Blick und halb geöffnetem Mund lallte sie zu allgemeinem Gekicher: »Tausend und eine Nacht hab ich schon ins Bett gemacht.« Teresa wurde rot vor Wut, sagte aber nichts. Sie war sich selbst nicht darüber im Klaren, was genau an Tora Larsson es war, das so an ihr Herz gegriffen hatte, aber irgendetwas gab es dort, und sie handelte danach. Sie fühlte sichwie ein treuer Krieger, als sie in der Mittagspause Sekundenkleber in das Schloss von Celias Spind drückte.
    Teresa verfolgte die entscheidenden Momente der Endausscheidung mit immer weiter heruntergekauten Nägeln. Die Jurymitglieder waren wenig beeindruckt von Tora Larssons Bühnenpräsenz, und man hatte ständig den Eindruck, dass ihr Weiterkommen auf der Kippe stand. Aber am Ende setzte sich ihre Stimme durch. Vielleicht war es nur ein Spiel für die Galerie, aber die Jury schien ihr eher widerwillig einen Platz unter jenen zwanzig einzuräumen, deren Schicksal ab jetzt die Fernsehzuschauer in der Hand hatten. Wie gerne hätten sie nur einmal über ihre unglaubliche Stimme hinweggesehen. Aber sie war mehr als perfekt, sie war magisch und konnte einfach nicht ignoriert werden.
    Teresa konnte fürs Erste durchatmen. Jetzt lag es an ihr und allen anderen, die es verstanden hatten, Teresa im Wettbewerb zu halten, damit sie mehr von ihr hören konnten.
    Die folgende Woche war die Qualifikationswoche bei Idol . Mit der Betonung auf Qual , wie es hieß. Tora Larsson sollte bereits im ersten Halbfinale antreten, und je näher der Abend rückte, desto ängstlicher wurde Teresa, bis sie irgendwann nicht mehr wusste, wohin sie mit sich sollte.
    Sie wusste, dass es lächerlich war, so viele Gefühle in eine verdammte Idol -Kandidatin zu stecken, aber sie konnte es nicht ändern. Sie hatte sich Toras Auftritte noch viele Male im Internet angesehen, und was sie dabei schon das erste Mal so getroffen hatte, beseelte sie immer noch.
    Als sich die Familie wie gewohnt vor dem Fernseher versammelte, befand sich Teresa in einer Blase. Sie wollte das Geplapper der anderen nicht hören, wollte vor allem nicht ihre Meinung hören. Wenn sie irgendetwas Negatives über Tora sagten, könnte sie möglicherweise explodieren. Als Tora schließlich auf die Bühne kam, bohrten sich Teresas Nägel in die Handflächen, und sie war gespannt wie eine Pianosaite.
    Ein paar Monate waren seit dem ersten Casting vergangen, aber Tora hatte sich nicht großartig verändert. Irgendeine Stylistin vom Sender war offensichtlich auf ihr Haar und ihr Outfit losgelassen worden, aber der allgemeine Eindruck von einem Menschen, der aus einer anderen, weniger kaputten Welt kam, war intakt geblieben.
    Passend dazu sang Tora »Life on Mars?«. Und wahrscheinlich hatte Teresa während des ganzen Auftritts nicht ein einziges Mal geblinzelt. Etwas war nämlich anders gewesen. Tora ignorierte das Studiopublikum zwar komplett, aber hin und wieder schaute sie in die Kamera. Jedes Mal, wenn Teresa ihrem Blick begegnete, traf es sie wie ein kleiner Stromschlag.

    It’s a god-awful small affair
    To the girl with the mousy hair …
    Aber es war keine kleine Affäre. Wieder einmal fand Teresa, dass es der beste Auftritt war, den sie in Idol gesehen hatte. Als es vorbei war, sagte sie, dass es ihr nicht so gut gehe, und ließ ihre Familie im Wohnzimmer zurück. Es ging ihr ausgezeichnet, aber erstens wollte sie die Kommentare der anderen nicht hören, und zweitens musste sie natürlich telefonieren.
    Weil sie die Prepaidkarte für ihr Handy nicht komplett verbrauchen wollte, setzte sie sich ins Schlafzimmer ihrer Eltern und rief immer

Weitere Kostenlose Bücher