Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder
Jerry verriet, wie es gegangen war, war ein knappes Nicken und dann sieben jubelnde Stimmen.
DAS ANDERE MAEDCHEN
Sie konnten zu mir sagen, was sie wollten
Sie konnten zur Hölle fahren
Aber ein einziges böses Wort über dich
Und ich trete in den Ring
Håkan Hellström, Ich weiß nicht, wer ich bin,
aber ich weiß, dass ich dein bin
1
Der Auftritt von Tora Larsson hatte Teresa erschüttert. Sie kochte innerlich und musste irgendwo Druck ablassen. Als sie an dem Abend zurück in ihrem Zimmer war, ging sie auf Lunarstorm , um zu sehen, wie die Diskussionen liefen. Idol war immer ein heißes Gesprächsthema.
Sie glaubte, von spontaner Dyslexie befallen worden zu sein. Sie brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass alles, was sie las, dort auch wirklich so stand. Tora Larsson war die meistdiskutierte Kandidatin des Abends, und die meisten fanden sie schlecht bis katastrophal. Sie hätte keine Ausstrahlung, keine Präsenz. Sie trüge hässliche Kleider, und ihre Frisur wäre noch hässlicher. Sie hätte ein echtes Scheißlied gesungen. Das Einzige, worüber sich niemand beschwerte, war ihre Stimme, aber alles andere an ihrer Erscheinung wurde aufs Genaueste geprüft und für schlecht, albern, sinnlos und langweilig befunden.
Teresa hatte sich in Chatrooms und Diskussionsforen immer besonnen verhalten. Abgesehen vom Wolfsforum war sie der berechnende Troll, der seinen Köder dort hindurchzog, wo er den größten Effekt erzielen konnte, um anschließend das pathetische Schnappen der kleinen Fische mit einem ironischen Lächeln zu betrachten. Aber jetzt sah sie rot. Sie war so erregt, dass ihre Finger kaum gehorchen wollten, als sie sich mit ihrem Alter Ego Josefin einloggte und zu Toras Verteidigung antrat.
Sie versuchte trotz allem ruhig zu bleiben. Sie schrieb einenBeitrag, in dem sie die Auffassung vertrat, dass Tora Larsson die großartigste Stimme hatte, die jemals in Idol zu hören gewesen sei, und dass das, was die anderen als fehlende Ausstrahlung bezeichneten, nichts als unverstellte Natürlichkeit war. Dass es schön war, jemanden zu sehen, der nicht versuchte, Britney oder Christina zu sein. Dass Tora Larsson ihrer Überzeugung nach einfach alles singen konnte, weil sie sich selbst treu blieb und nicht jemand anders sein wollte.
Das umfasste lange noch nicht alles, was Teresa empfand, aber weil sie die wichtigsten Punkte nicht in Worte fassen konnte, musste das erst einmal reichen. Sie schickte den Beitrag los. Die Antworten kamen schnell. Einige, die derselben Meinung waren wie sie, trauten sich aus ihren Löchern und unterstützten sie vorsichtig, aber die Mehrheit hatte nur Hohn und Spott für sie übrig. Man müsse schon Mobbingopfer sein oder so etwas, um so ein Mauerblümchen toll zu finden. Tora sei ja wohl vollkommen durch den Wind und würde nicht eine einzige Stimme bekommen, und so weiter.
Es war eine Erleichterung für Teresa, jetzt alle Vernunft über Bord werfen zu können. Sie hatte sich unwohl dabei gefühlt, so besonnen über das zu schreiben, was sie wirklich bewegte. Stattdessen gab sie dem, was in ihr gärte und kochte, jetzt freien Lauf.
Ihre Formulierungsfreude feierte einen Triumph nach dem anderen, als sie die hohlen Birnen ihrer Schmäher beschrieb und behauptete, dass sie so lange mit Einweg-Pop zwangsernährt worden seien, dass ihre Synapsen durchbrannten, sobald sie einen richtigen Menschen sahen, dass sie aufhören sollten, vor ihrem Rechner zu sitzen, und stattdessen vor dem Elin-Lanto-Altar auf die Knie fallen sollten, den sie bestimmt in ihrem Schlafzimmer stehen hatten, und zwar direkt neben dem signierten Poster von Hitparadenmoderator Kaj Kindwall.
Weniger begabte Gemeinheiten kamen retour, und Teresa war in ihrem Element. Manchmal bekam sie vorsichtige Unterstützung von der Außenlinie, irgendjemand piepste: »Hallo, Josefin. Du hast recht«, und goss damit noch Öl in ihr Feuer. Einige der Verleumder gaben auf und neue kamen hinzu. Ihre Unterstützer aber blieben ihr treu.
Als es eins wurde, schrieb Teresa: »Gute Nacht« und loggte sich aus. In ihrem Kopf schwirrten die Gedanken umher, aber der Druck, den sie verspürt hatte, war verschwunden. Als sie sich ins Bett legte, hing das Bild von Tora Larsson noch lange an ihrer Netzhaut, bevor sie einschlafen konnte.
Am folgenden Tag wurde in der Schule viel darüber geredet, aber Teresa hielt sich aus den Diskussionen heraus. Instinktiv wusste sie, dass man Leute nicht davon überzeugen konnte, dass etwas ganz
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