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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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Lächeln geschenkt hatte, war schon ein Ereignis.
    Im Spiegel sah er etwas Silbernes aufblitzen, und dann ging alles sehr schnell. Die Maskenbildnerin hatte augenscheinlich beschlossen, dass Theres’ Gesicht keine größeren Maßnahmen erforderte und ihre Aufmerksamkeit stattdessen ihrem Haar zugewandt. Es war lang, blond und von Natur aus leicht gelockt.
    Als Jerry das silberne Blitzen sah, hatte die Maskenbildnerin mit einer Hand schon Theres’ Haarschopf umfasst und mit der anderen nach einer Schere gegriffen, die einen Augenblick bevor sie sich zu Theres’ Hals senkte, einen Lichtstrahl reflektierte. Wenn Jerry vorher gesehen hätte, was hier zu geschehen drohte, hätte er es noch verhindern können. Jetzt hatte seine Aufmerksamkeit im entscheidenden Augenblick versagt, und es war zu spät.
    Theres begann zu knurren und warf sich zur Seite, was den Stuhl, auf dem sie saß, in eine hastige Drehbewegung versetzte. Die Fußstütze traf die Maskenbildnerin an den Schienbeinen. Sie japste vor Schmerz nach Luft und kippte nach hinten. In der nächsten Sekunde schoss Theres aus dem Stuhl und warf sich auf sie, riss ihr die Schere aus der Hand.
    Es ging alles so schnell. Jerry hatte sich gerade erst von seinem Stuhl erhoben, als Theres schon mit der Schere ausholte, um sie der Maskenbildnerin ins Gesicht zu rammen. Glücklicherweise gab es jemanden, der schneller war als er. Als Theres den Arm hob, schloss sich eine dunkle Hand um ihr Handgelenk. Mit einer einzigen Bewegung hob die Putzfrau Theres auf und setzte sie mit einem Rums auf den Stuhl zurück, während sie sagte: »Hey, girl! You mad or something?«
    Sie nahm Theres die Schere weg und warf sie auf den Schminktisch. Dann blieb sie mit den Händen auf Theres’ Schultern stehen, während Jerry herbeieilte. Der Ausdruck in Theres’ Gesicht war neu. Er sah Angst darin, aber auch reines Erstaunen. Ihr Unterkiefer hing herab, und die blauen Augen waren aufgerissen.
    »Danke«, sagte Jerry zu der Putzfrau. »Oder … thank you very much.«
    »Ist schon okay«, erwiderte die Putzfrau mit starkem amerikanischen Akzent. »Was ist das Problem mit dem Mädchen?« Sie drückte Theres’ Schultern kräftig zusammen. »Hm? Was ist dein Problem? Bist du so nervös?« Theres rührte sich nicht, sondern starrte nur wie gebannt auf die Offenbarung im Spiegel, die sich hinter ihr auftürmte.
    Die Maskenbildnerin erhob sich auf wackeligen Beinen.
    »Also, verdammt …«, sagte sie. »Das ist doch vollkommen krank, so was muss ich mir nicht bieten lassen.« Sie hatte zu weinen begonnen, und die zerlaufene Maskara verlieh ihr ein gespensterhaftes Aussehen. Sie zeigte auf Theres und schluchzte: »Die ist doch total verrückt, die darf gar nicht hier sein, die darf überhaupt nirgendwo sein, die muss in die Klapse …«
    Die Maskenbildnerin stolperte aus dem Raum, wahrscheinlich um vor einer höheren Instanz Bericht zu erstatten. Die Putzfrau drehte Theres’ Stuhl, bis sie von Angesicht zu Angesicht vor ihr zu sitzen kam, und versuchte vergeblich ihren Blick zu fangen.
    »Hey, girl«, sagte die Putzfrau. »Du bist so schön. Du solltest nicht so böse sein. Komm, jetzt machen wir dich schön.«
    Sie steckte Theres’ Haar hoch, und Theres ließ es geschehen. Sie schloss einen Ondulierstab an und begann Locken in Theres’ Haar zu drehen, ohne dass Theres irgendetwas anderes machte, als zu starren. Nachdem so ein paar Minuten vergangen waren, drehte Theres den Kopf in Jerrys Richtung und stellte die Frage, die ihre unbegreifliche Akzeptanz gegenüber diesen Berührungen erklärte. Sie fragte: »Ist das ein Mensch?«
    Jerry errötete und begann eine Antwort zu stottern, aber die Putzfrau lachte und sagte: »Wo bist du denn die letzten hundert Jahre gewesen, Mädchen?«, während sie weiter an Theres’ Haaren arbeitete.
    »Du musst sie entschuldigen«, sagte Jerry. »Sie ist es nicht so gewohnt, hier … draußen zu sein.«
    »Ihr müsst ja an einem merkwürdigen Ort leben, wo wohnt ihr denn genau?«
    »Ja, also … Svedmyra.«
    »Svedmyra? Da wohnt ihr? Habt ihr denn keine Schwarzen in Svedmyra?«
    »Da wohnen meistens so … alte Schweden.«
    Die Putzfrau schüttelte den Kopf und begann, Mousse in Theres’ Kopfhaut einzumassieren. Jerry war der Putzfrau unglaublich dankbar für ihr Eingreifen und hätte Theres gerne darüber informiert, dass sie tatsächlich ein Mensch war und dazu noch ein guter. Aber wenn es die Voraussetzung für Theres’ Toleranz war, dass sie die Putzfrau

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