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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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dass sie noch da war. Nachdem er sie ein paar Mal auseinander- und wieder zusammengefaltet hatte, begannen die Ziffern undeutlich zu werden, und er übertrug sie auf einen Papierzettel, den er sich in die Brieftasche steckte. Undnoch auf einen weiteren Zettel, den er sich in die Hosentasche steckte.
    Er hatte noch nie – nie! – zuvor erlebt, dass ihm jemand – wie sagte man? – ein Angebot gemacht hatte. Nie. Er würde sie zum Abendessen einladen. Wohin sollte er sie einladen? Keine Ahnung. Er aß nie im Restaurant. Er musste zusehen, dass …
    So gingen Jerrys Gedanken.
    An diesem Tag gab es keine weiteren Zwischenfälle mit Theres, und das war gut so, denn Jerry war nur noch in sehr geringem Ausmaß anwesend. Zu zwanzig Kilo, ungefähr. Der Rest befand sich irgendwo im Weltraum.
    In jener Woche kam Theres weiter, und in der folgenden fiel sie mit »Nothing compares 2 U« durch. Der eigentliche Gewinner bei Idol war Jerry. Ein paar Tage nachdem er ihre Nummer bekommen hatte, rief er Paris an. Er hatte die Restaurantseite von Dagens Nyheter studiert und schlug Dragon House vor, ein Büfettrestaurant am Hornstull. Iss so viel du magst, und so weiter.
    Sie trafen sich, sie aßen beide enorme Mengen Thai- und Chinagerichte, tranken eine Menge Bier. Jerry erfuhr, dass Paris zweiundvierzig Jahre alt war, dass sie vor fünf Jahren nach Schweden gekommen war. Der Vater ihres jetzt neunjährigen Sohns hatte hier einen Job bekommen. Sie hatten sich vor drei Jahren getrennt, nachdem der Mann auf seiner Arbeit etwas mit einer Schwedin angefangen hatte.
    Paris hatte alle möglichen Jobs in den USA und in Schweden ausprobiert, unter anderem hatte sie eine kurze Zeit als Maskenbildnerin bei einem lokalen Fernsehsender in Miami gearbeitet. Daher ihre Fähigkeiten. Sie betrachtete sich selbst als einen survivor und war in der Beurteilung von Menschen und Zusammenhängen knallhart kategorisch. Das war schlecht, das war gut, der war ein Idiot und der war ein sweetheart .
    Jerry schien das Glück zu haben, in die Kategorie sweetheart zu fallen, weil er eine lange Umarmung bekam, als sie sich voneinander verabschiedeten. Als er fragte, ob er wieder anrufen dürfe, sagte Paris, dass sie nichts anderes erwarte, honey .
    An dem Tag, als Max Hansens Brief durch den Briefschlitz fiel, stand Jerry auf dem Balkon und rauchte, während er sich bis in kleine Details hinein ausmalte, wie es wäre, mit Paris zu schlafen. Sie hatten sich ein paar Mal getroffen, er hatte sie küssen dürfen, und ihre Lippen waren ein Vorgeschmack. Er stellte sich vor, dass es so sein würde, als fiele man in ein Daunenkissen. Sich von ihren großen Brüsten, ihren runden Armen umschließen lassen, sich in ihren Körper hineingraben. Verschwinden.
    Seine Fantasien hatten derart übertriebene Formen angenommen, dass er sich ertappt fühlte, als Theres zu ihm auf den Balkon kam. Seine Hände legten sich instinktiv vor seinen Unterleib, obwohl es nichts anderes zu verbergen gab als Gedanken.
    Theres legte den Kopf schief. »Warum schämst du dich?«
    »Nein, ich bin nur eine rauchen gegangen.«
    Theres hielt ihm ein Papier hin. »Jemand schreibt, dass ich gut bin. Jemand will mit mir reden. Du sollst das lesen und sagen, ob es gut ist.«
    Jerry nahm Max Hansens Brief mit ins Wohnzimmer, setzte sich in den Sessel und las ihn zwei Mal durch. Er konnte nicht sagen, ob es leere Worte waren oder eine reale Möglichkeit. Obwohl ihn die Geschichte mit Stormfront in einem gewissen Ausmaß beeindruckte, ging es doch letzten Endes nicht darum.
    Jerry legte den Brief zur Seite und schaute Theres an, die mit auf den Knien gefalteten Händen wie eine geduldige Heiligenfigur auf dem Sofa saß.
    »Das ist ein Agent«, sagte Jerry. »Jemand, der mit dir arbeiten möchte.«
    »Wie soll ich arbeiten?«
    »Ja, singen. So singen, dass du es als Arbeit machen kannst. Vielleicht ein Album einspielen.«
    Theres’ Blick wanderte zu dem CD-Regal an der Wand. »Soll ich auf eine Scheibe singen?«
    »Vielleicht, ja. Würdest du das gerne machen?«
    »Ja.«
    Jerry nahm den Brief wieder in die Hand, drehte ihn hin und her, als wollte er seinen Wert und seine Bedeutung ertasten. Dieser Max Hansen schien ehrlich an Theres interessiert zu sein, und er musste den Tatsachen ins Auge sehen: Ihr Geld würde nicht für immer reichen.
    Das war schließlich genau das, wovon er vor langer Zeit schon einmal geträumt hatte. Die Möglichkeit, ein paar harte Kronen aus dem Naturereignis Theres

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