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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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schlecht gefühlt, war traurig gewesen und hatte das Wort Angst benutzt, ohne wirklich zu wissen, was es bedeutete. Jetzt erfuhr sie es. Wenn sie in der Lage gewesen wäre zu denken, hätte sie ihren Zustand nicht Angst genannt, sondern geglaubt, dass es sich um eine latente Krankheit handelte, die plötzlich mit aller Gewalt akut geworden war. Aber es war Angst. Nichts als schiere Panik, die alle Muskeln ihres Körpers lähmte. Göran musste sie mehr oder weniger zum Ferienhaus zurücktragen.
    In dieser Nacht schlief Teresa kaum, sondern starrte die meiste Zeit in die Dunkelheit, bis eine graue Morgendämmerung die Eisblumen an den Fenstern der Hütte hervortretenließ. Sie wollte nichts frühstücken, und Maria nötigte sie, zwei Paracetamol-Tabletten zu schlucken, bevor sich die Familie ihren jeweiligen Abenteuern widmete.
    Maria legte die Hand auf ihre Stirn und stellte fest, dass sie keine Temperatur hatte. »Wie geht es dir, Schatz?«
    Marias Stimme klang seltsam in Teresas Ohren. Sie hatte die normale Lautstärke, aber sie klang nicht so, als käme sie von einem Ort in der Nähe. Das könnte daran liegen, dass der Sprecher weit entfernt war und die Stimme elektronisch verstärkt wurde. Es hatte also keinen Sinn, darauf zu antworten, und im Übrigen verstand sie die Frage nicht.
    »Ist etwas passiert?«, fragte Maria.
    Wieder dasselbe. Die Frage betraf sie nicht. Sie wurde im leeren Raum gestellt, und das Volumen, das Teresa selbst in diesem Raum beanspruchte, war unbedeutend und schwindend. Sie wurde ganz allmählich zusammengeknüllt wie ein vollgeschriebenes Stück Papier, das von sinnlosen Worten beschwert wird. Bald würde sie nur noch eine weiße Kugel sein und aus dem Bild rollen.
    In der Nacht, während Teresa erneut wach lag und in die Dunkelheit starrte, wurde »Flieg« zum millionsten Mal in Myspace abgerufen.
    14
    Weihnachten verlief nicht so, wie Jerry es sich erhofft hatte. Er und Theres hatten Heiligabend zu Hause bei Paris und ihrem neunjährigen Sohn Malcolm gefeiert. Er war ein lebhafter Junge, der Schwierigkeiten hatte, Theres’ kühles und fernes Wesen zu akzeptieren. Er wollte alle seine Spielsachen zeigen und wurde richtig wütend, als Theres nicht so reagierte, wie er es erwartet hatte. Am Ende verzog er sich in die Schmollecke und weigerte sich, überhaupt in die Nähe von Theres zu gehen, geschweige denn mit ihr zu reden.
    Paris tat ihr Bestes, um die Stimmung am Leben zu erhalten, und Jerry spielte und flachste mit Malcolm, während Theres den Weihnachtsbaum anschaute, als wäre er ein spannender Film. Es funktionierte halbwegs, aber es war offensichtlich, dass sie zusammen nie eine große und glückliche Familie werden konnten.
    Der Erfolg von »Flieg« hatte seinen Höhepunkt noch nicht erreicht. Jerry hatte das Video gesehen, fand es hübsch gemacht und dachte anschließend nicht weiter darüber nach. Er war dankbar dafür, dass Theres nicht ihren richtigen Namen verwendet hatte.
    Am Zweiten Weihnachtstag senkte sich die Düsternis über ihn. Er hatte wohl tatsächlich nur eine dumme Hoffnung genährt, dass er die zwei Familien zu einer einzigen zusammenführen könnte, dass der Geist der Weihnacht seinen Zauberstab über ihnen schwingen und es geschehen lassen würde. Aber so war es eben nicht gelaufen. Seine große Sorge war, dass Paris ihre Beziehung beenden würde, weil sie keine Zukunft in ihr sah. Sie sagte, dass sie ihn liebte und mit ihm zusammen sein wollte, aber der Zweifel nagte an ihm.
    Er war also nicht gerade bester Stimmung, als er am Zweiten Weihnachtstag vor dem Fernseher saß, sich einen alten Western mit John Wayne anschaute und es an der Tür läutete. Jerry hatte ein paar Bier getrunken, und sein Körper fühlte sich schwabbelig an, als er sich aus dem Sessel erhob und zur Tür ging.
    Sein erster Gedanke war, dass es sich um irgendeinen Vertreter handelte. Das sorgfältig frisierte Haar, die Solariumbräune, der Anzug und das einstudierte Lächeln. Irgendein verdammter Handyvertrag oder ein … Staubsauger. Ja. Jerrys erster Eindruck sagte ihm, dass dieser Mann Staubsauger verkaufte. Schließlich stellte er sich als Max Hansen vor.
    »Aha, ja«, sagte Jerry. »Sie sind das also.«
    Als Jerry die ausgestreckte Hand ergriff, sagte Max Hansen: »Ja, ich weiß nicht, wie viel Tora erzählt hat …« In der Art, wie er die Frage stellte, offenbarte sich eine Angst, die Jerry nichtnachvollziehen konnte. Als er mit den Schultern zuckte und sagte, dass er kaum einen

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