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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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Göran und Maria. »Würden Sie bitte eine Weile draußen warten, damit ich allein mit Teresa sprechen kann?«
    Zehn Minuten später wurden sie wieder hereingerufen. Die Ärztin hatte sich neben Teresa gesetzt und eine Hand auf die Lehne ihres Stuhls gelegt, als ob sie einen Besitzanspruch geltend machen wollte. Als Göran und Maria sich gesetzt hatten, sagte sie: »Ich glaube, wir sollten Teresa erst einmal ein paar Tage hierbehalten, bevor wir überlegen, wie es weitergeht.«
    »Aber was ist denn mit ihr los?«
    »Es ist ein bisschen früh, dazu etwas zu sagen, aber ich glaube, dass es helfen wird, wenn wir ein bisschen länger mit Teresa sprechen können.«
    Während der Wartezeit hatte Göran in einigen der Informationsbroschüren gelesen, die im Wartezimmer lagen, unter anderem über suizidale Tendenzen bei Jugendlichen. Deshalb fragte er jetzt: »Halten Sie sie unter Beobachtung?«
    Die Ärztin lächelte. »Ja. Das auch. Sie können ganz beruhigt sein.«
    Aber sie waren nicht ruhig. Als Göran und Maria nach Hause fuhren, um ein paar Sachen für Teresa zu holen, hob Maria mit einem langen und leicht hysterischen Monolog an, der sich um den Punkt drehte, was sie falsch gemacht hatten .
    Göran, der durch die Broschüren einen leichten Informationsvorsprung besaß, versuchte sie damit zu beruhigen, dass eine Depression oft ein rein medizinischer Zustand sei, ein chemisches Ungleichgewicht, das niemandem zur Last gelegt werden konnte, aber auf dem Ohr war Maria taub. Sie ging die vergangenen Monate in Teresas Leben aufs Genaueste durch und kam zu der selbstverständlichen Schlussfolgerung: Es waren diese Reisen nach Stockholm. »Was machte sie dort eigentlich?«
    Göran argumentierte, dass Teresa ganz im Gegenteil sehr viel fröhlicher geworden sei, seit sie sich mit dieser Theres traf, aber es nützte nichts. Die Fahrten nach Stockholm waren die einzige Veränderung in Teresas Leben gewesen, und deshalb waren sie in irgendeiner Form die Wurzel des Bösen.
    Während Maria in Teresas Zimmer eine Tasche mit Kleidung, MP3-Player und Büchern packte, blieb Göran stehen und betrachtete die Schale mit den gelben Perlen. Als er eine herausnahm und sie zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand klemmte, wanderte seine linke Hand wie von selbst über sein Schlüsselbein. Und er erinnerte sich.
    Wenn es mich nicht gäbe, dann wäre ja niemand da, der die Perle festhält.
    Das Abholen von der Tagesmutter. Die Nachmittage am Küchentisch. Die ganzen Perlenketten. Wo sind sie geblieben?
    Es gibt nichts.
    Görans Bauch krampfte sich zusammen, und er fing an zu weinen. Maria bat ihn, damit aufzuhören.
    16
    Teresa war in Obhut genommen worden. Die Menschen bewegten sich wie Schatten vor den Fenstern ihrer Augen. Manchmal erreichten sie ihre Stimmen, manchmal wurde Essen in ihren Mund gesteckt, und sie schluckte es hinunter. Ganz hinten in ihrem Bewusstsein hockte eine sehr kleine Teresa und war sich vollkommen bewusst, was dort passierte, aber mit diesem Bewusstsein konnte sie den großen Körper nicht erreichen. Sie vegetierte. Sie wartete.
    Hin und wieder gab es Augenblicke, in denen ihr Schädel funktionierte, wie er sollte. Das Problem war die Leere. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wie es sich angefühlt hatte, nicht leer zu sein, eine Mauer aus Fleisch und Blut als Schutz vor der Welt zu haben. Es gab sie nicht mehr.
    Ihre Situation konnte als ein Zustand konstanter und alles überschattender Angst beschrieben werden. Sie hatte Angst, sich zu bewegen, Angst zu essen, Angst zu sprechen. Die Angst entstand aus der Leere, aus der vollkommenen Schutzlosigkeit. Wenn sie die Hand ausstreckte, konnte sie zerbrechen wie eine Eierschale, die an die Welt stieß. Sie hielt still.
    Nach einigen Tagen voller ergebnisloser Gespräche begannen sie ihr Tabletten zu geben. Kleine ovale Pillen mit einem Spalt in der Mitte. Die Tage und Wochen flossen ineinander, und sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als ein Quentchen Licht in ihre große Dunkelheit einzusickern begann. Sie erinnerte sich an das Gefühl der Löschdecke, die über sie geworfen wurde. Jetzt öffnete sich ein Spalt. Die Stimmen in ihrer Umgebung wurden deutlicher, die Konturen schärfer.
    Während einiger Tage lag, stand oder saß sie einfach da und schaute durch diesen Spalt hinaus, registrierte, was um sie herum passierte, und nahm es in sich auf. Sie war weder fröhlich noch traurig, aber ganz zweifellos war sie am Leben.
    Schließlich weitete sie

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