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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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Linns winzige, rote Turnschuhe.
    Etwas sagte ihm, dass er Zeuge wurde, wie ein Muster entstand. Es sollte sich zeigen, dass er recht hatte.
    15
    Sie reisten frühzeitig aus den Bergen ab, als Göran und Maria schließlich einsahen, dass Teresas Zustand nicht mit Paracetamol zu verbessern war. Sie war zwar nicht katatonisch, aber auch nicht weit davon entfernt. Zwei Tage lang weigerte sie sich, etwas zu essen, und als Göran und Maria voller Verzweiflung fragten, ob es nicht irgendetwas gab, was sie sich vorstellen könnte zu essen, gab sie ein einziges Wort von sich: »Babygläschen.«
    Also kauften sie Babygläschen. Teresa aß ein paar Löffel, wenn sie gefüttert wurde, trank ein bisschen Wasser und rollte sich anschließend in ihrem Bett zusammen, wo sie einem alten Schmusehund die Schnauze streichelte, bis sie ganz fadenscheinig war.
    Göran und Maria waren ganz normale Menschen. Es wäre ihnen niemals eingefallen, dass eines ihrer Kinder Probleme bekommen könnte, die in die Kategorie »psychiatrisch« fallen würden, und es waren weder Dummheit noch Nachlässigkeit, die sie davon abhielten, in der Kinder- und Jugendpsychiatrie anzurufen. So etwas kam in ihrer Vorstellungswelt einfach nicht vor.
    Aus Gründen, die sie nicht begriffen, war ihre Tochter plötzlich sehr, sehr traurig geworden. Deprimiert war ein Wort, das sie vielleicht manchmal in den Mund nahmen, ohne dass sie dabei allerdings die eigentliche Bedeutung des Begriffs meinten. Deprimiert war dasselbe wie sehr traurig. Aber die Zeit heilt alle Wunden, selbst die unsichtbaren, und wer sehr traurig ist, wird früher oder später auch wieder glücklich sein.
    Ein paar Tage vergingen. Teresa aß Babygläschen in kleinen Portionen, trank Wasser und lag in ihrem Bett. Erst als sie ganz allmählich wieder zu sprechen begann, kamen sie zu der Überzeugung, dass sie, trotz allem, vielleicht doch Hilfe in Anspruch nehmen sollten.
    Göran hatte auf ihrer Bettkante gesessen und versucht, ihr noch ein bisschen mehr Wasser aufzudrängen, als Teresa plötzlich sagte: »Es gibt nichts.«
    Er hätte vielleicht froh sein sollen, weil sie endlich wieder sprach, sodass sie herausfinden konnten, welche Sorgen sie bedrückten, aber was sie sagte, war schließlich nichts, worüber man sich freuen konnte.
    »Wie meinst du das?«, sagte er. »Es gibt doch … alles. Alles ist doch da.«
    »Nicht für mich.«
    Görans Blick irrte durch das Zimmer, als suchte er nach etwas Wirklichem, das er ihr zeigen konnte, nach einem Beweis. Er blieb an einer Schale mit gelben Plastikperlen hängen, und eine entfernte Erinnerung stieg wie ein Nebel vor ihm auf und suchte nach einer festen Form, ohne sie zu finden. Etwas mit gelben Perlen und dem Dasein. Etwas mit Teresa und einer anderen, besseren Zeit. Teresa murmelte etwas, und Göran beugte sich zu ihr hinunter. »Was hast du gesagt?«
    »Ich muss auf die andere Seite.«
    »Was ist das für eine andere Seite?«
    »Wo man tot wird und Leben bekommt.«
    Drei Stunden später saßen Göran und Maria mit Teresa zwischen sich im Aufnahmeraum der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Rimsta. Mit Teresas bleischwerer Traurigkeit konnte man vielleicht noch leben, schließlich konnte sie auch vorübergehen, aber als sie darüber sprach, dass sie sterben müsse, war eine Grenze überschritten. Es konnte so nicht mehr weitergehen.
    Görans und Marias Vorstellungen von der psychiatrischen Abteilung waren ein bisschen verzerrt. Sie hatten an viel Weiß und große Stille gedacht. Weiße Kittel, weiße Zimmer, verschlossene Türen. Sie waren also positiv überrascht, als sie von einer ganz normalen Frau mittleren Alters in Alltagskleidung in Empfang genommen wurden. Sie brachte sie in einen Raum, der sehr viel weniger steril wirkte als eine normale Arztpraxis.
    Es wurde ein langes Gespräch, in dem Göran und Maria nach bestem Vermögen schilderten, wie Teresas Zustand entstanden war und was sie schließlich dazu bewegt hatte, den Kontakt zur Kinder- und Jugendpsychiatrischen Aufnahme zu suchen. Teresa sagte kein Wort.
    Schließlich wandte sich die Ärztin direkt an sie und fragte: »Was sagst du? Haben deine Eltern richtig verstanden, dass du dir das Leben nehmen möchtest?«
    Teresa schüttelte langsam den Kopf, ohne etwas zu sagen. Nachdem die Ärztin eine Weile gewartet hatte und eine weitere Frage stellen wollte, sagte Teresa: »Ich habe kein Leben. Es ist leer. Ich kann es nicht annehmen. Niemand kann es annehmen.«
    Die Ärztin stand auf und ging zu

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