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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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lehnte sich im Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust, während sie sich das eingefrorene Standbild von Theres auf dem Bildschirm betrachtete. »Sollen wir es hochladen?«, fragte sie. »Also, auf Myspace oder so etwas. Irgendeine Seite im Internet, wo die Leute es angucken können.«
    »Ja. Sie sollen gucken.«
    Teresa beschäftigte sich eine Weile damit, für ihr altes Alias Josefin ein Konto auf Myspace einzurichten. Als sie das Video hochladen wollte, stieß sie auf ein Problem, mit dem sie sich bisher noch nicht beschäftigt hatte: Sie musste angeben, wer das Lied sang und wer es geschrieben hatte. Theres war bereits unter dem Namen Tora Larsson bekannt, und sie selbst? Wollte sie sich der möglichen Verachtung aussetzen, die immer ein Risiko war, wenn man sich irgendwie aus dem Fenster lehnte?
    Der Cursor blinkte und forderte sie auf, die Felder für Künstler und Komponist auszufüllen. Teresa jonglierte mit Worten. Tora Larsson, Teresa, Theres, Larsson, Tora, Teresa, Larsson …
    Te…sla.
    »Tesla«, sagte sie.
    »Was ist das?«
    »Wir. Wir beide zusammen heißen Tesla. Ist das gut?«
    »Ja.«
    Teresa trug den frisch erfundenen Namen mitsamt dem Titel »Flieg« ein und schickte das Paket in den unerschöpflichen Speicherraum von Myspace. Sie loggte sich aus und versetzte den Rechner in Ruhezustand, zuckte mit den Schultern.
    »Jetzt müssen wir abwarten«, sagte sie, »ob es jemand anguckt. Jedenfalls haben wir es jetzt getan. Obwohl wahrscheinlich nichts daraus wird.«
    In einer Höhle in der Erde, da wohnte ein Hobbit.
    13
    Zwei Tage später hatten zwanzig Personen das Video gesehen und gehört. Vier Tage später waren es dreihundert. Als Teresa am folgenden Wochenende nach Stockholm fuhr und sie gemeinsam nachschauten, wie oft das Lied abgerufen worden war, lagen sie bereits bei zweitausend. Die Kommentare warendurchgehend sehr positiv, und ein paar Enthusiasten hatte den Link an jeden ihrer Bekannten geschickt. So gut wie alle schienen junge Mädchen zu sein.
    Ein paar Stunden bevor Teresa am Sonntag zum Zug musste, rief Max Hansen an und war vollkommen außer sich. Irgendjemand hatte ihm einen Hinweis auf den Videoclip gegeben, und wie um alles in der Welt hätten sie nur so dumm sein können? Sie hätten alles kaputt gemacht. Die ganze Arbeit, die er in sie hineingesteckt habe, das ganze Geld, das er darauf gesetzt habe, dass die richtige Version an die Öffentlichkeit kam, und jetzt hätten sie alle seine Anstrengungen zunichtegemacht mit dieser verdammten, schlampigen Aufnahme, die sich Hinz und Kunz gratis herunterladen könnten.
    Max Hansen war dermaßen erregt, dass seine Stimme zu brechen drohte und man nicht erkennen konnte, ob er schrie oder weinte.
    »Du machst doch gar nichts«, sagte Teresa.
    Er schrie. Max Hansen brüllte voller Wut, sodass er kaum noch zu verstehen war, und Teresa musste den Hörer weit vom Ohr weghalten. »Du hast doch keine Ahnung! Ihr glaubt wohl, dass man einfach nur ein Lied einspielt, und eine Woche später ist man bei Tracks und kommt ins Fernsehen, ihr seid ja so verdammt blöde, dass man sich am liebsten aufhängen würde! Jetzt geht ihr in euren Account und nehmt sofort dieses verdammte Video raus, sonst kann ich für nichts garantieren …«
    »Tschüs«, sagte Teresa und legte den Hörer auf. Als es erneut klingelte, zog sie den Telefonstecker heraus.
    Die Weihnachtsferien kamen und »Flieg« verbreitete sich exponentiell. Je mehr es sich ansahen, desto mehr Empfehlungen gaben sie anderen, es sich anzuschauen, und als diese es gesehen hatten, empfahlen sie es anderen. Bald lag das Video auch auf YouTube, und neue Hörer kamen hinzu.
    Zuerst hatte Teresa noch versucht, sämtliche Kommentarezu lesen, hatte das Lob in sich aufgesogen und sich für alle jungen Mädchen gefreut, denen das Lied ein Trost war und die den Text »total krass« fanden, aber alle sexuellen Anspielungen und herabwürdigenden Äußerungen von Jungen und Mädchen ignoriert, die sich von Theres’ Erscheinung offensichtlich bedroht fühlten.
    Aber es wurde zu viel.
    An einem Tag saß sie da und las noch so einen Beitrag über War das nicht dieses Mädchen das bei Idol dabei war und warum sieht sie so seltsam aus und wer ist sie und wovon handelt eigentlich der Text , als sie an ihre Grenzen stieß. Sie konnte nicht ein einziges Wort mehr lesen.
    Ein großer Teil ihres Lebens und ihrer Gedanken kreiste mittlerweile um diesen Text, den sie geschrieben hatte, dieses kleine Video,

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