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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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und ging auf Theres’ Haustür zu, die dunkelviolette Teresa.
    Jerry öffnete die Tür. Er schien erst irritiert, aber als er Teresa erkannte, grinste er breit und berührte sogar ihre Schulter, um sie geradezu in die Wohnung hineinzuschieben.
    »Hallo, Teresa«, sagte er. »Das ist ja ein Weilchen her. Theres hat gesagt, dass du krank warst. Was hast du denn gehabt?«
    »Ich …«
    Teresas Kopf war wie leer gefegt, als sie mit einfachen Worten beschreiben sollte, was sie mitgemacht hatte. Sie hatte nie eine ordentliche Diagnose bekommen, die sie wiedergeben konnte. Jerry wartete eine Weile ab und fragte dann: »War es etwas mit dem Kopf?«
    »Ja.«
    »Okay. Aber jetzt geht es dir besser?«
    »Ja. Mir geht es besser.«
    »Super. Theres ist in ihrem Zimmer. Hier war vielleicht was los, weißt du. Das war echt nicht mehr normal.«
    Teresa nahm an, dass er die Aufmerksamkeit meinte, die»Flieg« hervorgerufen hatte. Sie hatte zwei Monate lang keine Zeitungen gelesen, kein Radio gehört und war auch nicht im Internet gewesen, sodass sie keine Ahnung hatte, was aus dem kleinen Song geworden war, den sie in einem anderen Leben zusammengebaut hatten.
    Als Teresa sich Theres’ Zimmer näherte, meinte sie, dass irgendwo ein Fernseher lief. Sie hörte leise Stimmen murmeln. Hinter ihrem Rücken sagte Jerry: »Einer geht immer noch rein, wie man so schön sagt.« Teresa blieb im Türrahmen stehen, und jegliche Farbe, die sie hatte, rann aus ihr heraus. Ganz gleich, was sie gehofft oder befürchtet hatte, wenn sie Theres wiedertreffen würde, das hier hatte sie nicht erwartet.
    Das Zimmer war voller Mädchen in Teresas Alter. Mitten auf dem Bett saß Theres mit einem Mädchen an jeder Seite, und weitere fünf saßen auf dem Boden. Alle Augen waren auf Theres gerichtet, die gerade eine Erklärung abzuschließen schien mit den Worten: »Du wirst sterben. Zuerst. Danach wirst du leben. Dort kann dich niemand berühren. Dort kann niemand dir Böses tun. Will dir jemand Böses tun, sollst du ihn tot machen. Dann ist er deiner.«
    Die Mädchen saßen mit aufgesperrten Mündern da und lauschten den Worten, die in einem rhythmischen Strom aus Theres’ Mund flossen. Wenn Teresa nicht so schockiert gewesen wäre, wäre sie selbst mitgerissen worden. Sie war schon da gewesen, sie war schon diejenige gewesen, an die Theres ihre Worte gerichtet hatte. Die Mädchen in dem Zimmer waren wie sie, und sie hatten sie ersetzt. Sie sah keine Gesichter, sondern nur eine gestaltlose Gruppe von Feinden.
    Theres erblickte sie und sagte: »Teresa.«
    Es war mehr ein Winseln als eine Antwort, als Teresa flüsterte: »Theres«, und die Motorsäge wurde mit einem wütenden Brüllen angeworfen, sie hackte und schnitt, um das Bleigewicht zu kappen, das durch sie hindurchfiel und sie abwärtsziehen wollte, abwärts. Auf die Knie, auf das Gesicht, durch den Boden, hinab in die Erde.
    Ich bin nichts. Auch für dich nicht.
    Eines der Mädchen, die auf dem Boden saßen, stand auf und kam zu ihr. Es war ein Emo Girl in ihrem Alter. Schwarzes Haar mit rosa Pony, hart geschminkte Augen, Piercing in der Unterlippe und dürre Beine in engen Jeans. »Hallo. Miranda.«
    Eine zerbrechliche Hand wurde Teresa entgegengestreckt. Die Nägel waren mit schwarzem Lack bemalt. Teresa schaute auf die ausgestreckte Hand. Es war kurz davor. Motorsäge hin, Tabletten her: Die Löschdecke wurde über ihr auseinandergefaltet. Sie war schon hier im Zimmer.
    »Bist du Teresa?«, fragte Miranda. »Ich liebe deine Texte. Alle.«
    Teresa konnte die Hand nicht ergreifen, weil ihre Arme sich um ihren Bauch geschlungen hatten, während sie sich darauf konzentrierte zu atmen.
    Deine Texte. Alle.
    Theres hatte diesen Mädchen die Lieder vorgespielt. Ihre Lieder. Ihr Geheimnis.
    Sie umklammerte krampfhaft ihre Tasche und rannte zur Tür, lief die Treppen hinunter und lief, bis sie die U-Bahn-Station erreicht hatte. Die Wagen fuhren ein, und Teresa setzte sich auf den Behindertenplatz ganz hinten in der Ecke, machte sich so klein, wie sie konnte.
    Jetzt war es vorbei. Jetzt war es wirklich vorbei, und die einzigen Stimmen, die es noch gab, waren Stimmen unter der Erde:
    Ich war das letzte Teil des Puzzlespiels
    Das Teil, das nirgendwo passt, das Bild ganz, ohne mich.

ALLE MAEDCHEN
    Heads high, my young allies
    Make some noice now
    Raise your voice and SCREAM
    Amy Diamond, Big guns

1
    Was braucht es, um einen Menschen zu brechen?
    Folterer und Verhörspezialisten könnten sicherlich eine

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