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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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Handy mit einer hohen Auflösung und guter Ton- und Bildaufnahme. Vielleicht war der Film noch schöner und detaillierter, als Teresas hässliches Handy es zeigen konnte.
    Sie hatten von Anfang an dort gestanden, alles gefilmt, von dem Moment an, als Teresa gesagt hatte: »Micke. Du bist ein verdammt netter Typ. Voll in Ordnung.« Teresa sah es und verstand. Kein Schatten würde auf Micke fallen. Er war ein Junge, und sie hatte ihn geradezu überfallen. Sich ihm aufgezwungen und ihn dann vollgekotzt.
    Sie wusste, wie es laufen würde. Der Film würde sich verbreiten. Über die ganze Welt. In ein paar Tagen würden Leute in Buenos Aires über das Ekelhafteste lachen, was sie jemals gesehen hätten, und es anschließend an ihre Freunde weiterschicken. Man konnte es sich gar nicht vorstellen.
    Teresa saß auf ihrem Schreibtischstuhl, und ihre Hände waren eiskalt. Das Handy klingelte. Automatisch nahm sie das Gespräch an und drückte das Handy an ihr Ohr.
    »Ja?«
    »Teresa? Hallo, hier ist Johannes.«
    »Hallo, Johannes.«
    Am anderen Ende der Leitung wurde es still. Dann seufzte Johannes so laut, dass es in ihrem Ohr knisterte. »Wie geht es dir?«
    Teresa antwortete nicht. Auf diese Frage gab es keine einfache Antwort.
    »Ich habe diesen Film gesehen«, sagte Johannes. »Beziehungsweise, nicht den ganzen, aber … ich wollte dir nur sagen … du tust mir so leid.«
    »Tu das nicht.«
    »Doch. Das ist nicht gerecht, also, du hast es so schwer … ich wollte nur sagen, dass … ich da bin. Das sollst du wissen.«
    »Wie ist es mit Agnes?«
    »Was? Doch, gut. Und sie denkt genauso.«
    »Seid ihr wieder zusammen?«
    »Ja, das sind wir. Aber Teresa. Versuch … versuch … Nein, ich weiß nicht. Aber ich bin für dich da, okay? Und Agnes auch. Und wir mögen dich.«
    »Ich weiß, dass ihr das nicht tut. Aber trotzdem vielen Dank. Das war nett.«
    Teresa beendete das Gespräch. Als es wieder klingelte, drückte sie das Gespräch weg. Sie legte sich auf ihr Bett und starrte an die Decke.
    Etwas wird dreckig. Ein Handtuch. Dann wird es noch dreckiger. Und noch dreckiger, so dreckig, dass es anfängt kaputtzugehen. Es wird in den Dreck getreten, wieder aufgehoben und zusammengeknüllt. Es gibt einen Grenzwert der Schmutzigkeit, danach hört das, was schmutzig ist, auf, es selbst zu sein. Es wird zu etwas anderem. Das Handtuch sieht nicht mehr wie ein Handtuch aus, kann nicht mehr als Handtuch benutzt werden, ist kein Handtuch mehr. Dasselbe gilt für den Menschen: Obwohl die Fähigkeit zum Denken dem eigentlich im Weg steht, kommt irgendwann die Abwesenheit dessen, was man gewesen ist. Menschlich, waschpulverduftend, benutzbar.
    Aber es verschwindet, ganz allmählich. Es verschwindet.
    Am Nachmittag und am Abend bekam sie einige beleidigende oder schlichtweg widerwärtige SMS, die sie speicherte, nachdem sie sie gelesen hatte. Das Telefon klingelte zwei Mal, das eine Mal machte jemand Schmatzgeräusche, beim zweiten Mal flüsterte jemand: »Weiter, weiter.«
    Als Teresa zu Bett ging, konnte sie nicht einschlafen. Sie versuchte, Ekelöf zu lesen, konnte sich aber nicht auf mehr als zwei Sätze hintereinander konzentrieren.
    Sie las sich die ekligen SMS noch einmal durch: Hure schluck, ruckizuck, Weltmeisterschaft im Schwanzkotzen , und wenn sie sich ein bisschen mehr angestrengt hatten: Es geht die Bli-blo-blasefrau in unserm Kreis herum, sie rüttelt sich, sie schüttelt sich, sie kotzt aufs Säckchen widerlich.
    Sie konnte nicht genug bekommen. Es war zwei Uhr in der Nacht, als sie sich an den Computer setzte, um nachzuschauen, ob auch E-Mails gekommen waren. Es waren welche gekommen. Noch mehr von derselben Ware von unbekannten Absendern. Der kleine Film hatte sich bereits ganz ordentlichverbreitet und regte die Fantasie und das fehlende Artikulationsvermögen bestimmter Menschen an.
    Es gab auch ein paar Mails von Theres, die im Verlauf der letzten Wochen eingegangen waren. Als sie eine davon öffnete, erwartete sie beinahe, dass dort auch irgendeine Variation zum Thema Schwanz und Blasen und Kotzen stehen würde.
    »du musst herkommen du sollst hier sein«, stand in einer von ihnen. In einer andern, älteren Mail hieß es: »warum bist du weggelaufen erklär warum du nicht geblieben bist.« Die älteste, abgesehen von denen, die sie gelöscht hatte, lautete: »jerry sagt du hast missverstanden ich verstehe nicht wie du missverstehen konntest was ist es sag.« Die letzte Mail war am Freitagabend gekommen, als Teresa auf

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