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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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kann so verdammt leer werden dass es einen wirklich nicht mehr gibt und mich gibt es nicht mehr und das bin nicht ich die hier vor dir steht und das bin nicht ich die hier redet und du kennst mich nicht mehr und ich kenne dich nicht.«
    Während Teresas ganzen schreienden Monologs hatte Theres mit geradem Rücken und den Händen auf den Knien aufmerksam zugehört. Als Teresa mit rot angelaufenem Gesicht in den Sessel zurückfiel und die Arme fest um ihren Körper schlang, sagte Theres: »Das waren gute Worte. Wie du geschrieben hast.«
    »Was für verdammte Worte?«
    »Ich wohne in einer anderen Welt, aber du wohnst ja in derselben.«
    »Begreifst du denn, was das heißt?«
    »Nein. Aber ich habe gelacht.«
    »Ich habe dich noch nie lachen gehört.«
    »Ich habe angefangen.«
    »Wie, angefangen?«
    »Ein paar von den Mädchen lachen. Da lache ich auch. Manchmal. Sonst können sie Angst bekommen.« Theres schaute zum Fenster. »Wir müssen jetzt gehen.«
    »Wohin?«
    »Ich werde dir zeigen, wie man es macht.«
    Fünf Minuten später standen sie an der Laderampe auf der Rückseite des kleinen Supermarkts, der um zwei geschlossen hatte. Teresa schaute auf den Hammer, den Theres von zu Hause mitgenommen hatte und der jetzt in ihrer Hand schaukelte.
    »Wollen wir einbrechen?«
    »Nein. Er kommt jetzt. Ich weiß.«
    Gerade als Theres die letzten Worte gesagt hatte, wurde die Tür geöffnet, und ein Mann um die vierzig kam heraus. Er besaß eine frappierende Ähnlichkeit mit Teresas Englischlehrer. Derselbe dünne Bart und leicht hervorstehende Augen, dieselbe Kleidung: Jeans und ein kariertes Hemd. In der Hand hielt der Mann eine kleine Metallkiste, vermutlich die Tageskasse.
    »Hallo, Mädchen, und was …«
    Weiter kam er nicht, Theres hatte seine Schläfe mit dem Hammer getroffen. Der Mann wackelte ein paar Schritte zurück in den Laden hinein und fiel dann der Länge nach auf den Rücken. Theres griff nach der Tür, bevor sie wieder ins Schloss fiel, und ging hinein. Teresa folgte ihr. Bis hierher hatte sie noch nichts empfunden.
    Die dicke Metalltür fiel hinter ihnen zu, und es wurde düster. Nur das Licht, das durch die Fenster des Ladens fiel, drang durch einen Türspalt bis ins Lager. Teresa fand den Lichtschalter und drehte ihn. Ein paar Leuchtstoffröhren unter der Decke sprangen an. Der Mann lag mit aufgerissenem Mund auf dem Boden und presste eine Hand gegen seine Schläfe. Ein bisschen Blut sickerte zwischen seinen Fingern hindurch.
    Theres gab Teresa den Hammer und sagte: »Mach ihn tot.«
    Teresa wog den Hammer in der Hand und betrachtete denMann. Sie probierte einen Schlag in die Luft. Der Mann begann zu schreien. Erst unartikuliert, dann mit Worten:
    »Nehmt das Geld! Es sind fast achttausend! Nehmt es und geht! Ich habe euch nie gesehen, ich weiß nicht, wer ihr seid, meine Mama ist krank, sie braucht mich, ihr dürft nicht, bitte, macht nichts Dummes, nehmt einfach das Geld …«
    Theres fand eine Rolle mit Textilband und riss einen Streifen ab, den sie doppelt um den Kopf und über den Mund des Mannes wickelte. Teresa wunderte sich, dass er keinen Widerstand leistete. Aber seine Hände bewegten sich auf eine seltsame, zuckende Art. Vermutlich hatte der Schlag auf den Kopf ein paar Körperfunktionen außer Betrieb gesetzt. Der Mann keuchte, und Rotz lief aus seiner Nase über das Textilband. Es sah ein bisschen aus wie Hostel . Wahrscheinlich hatte Theres dort die Idee mit dem Klebeband geklaut.
    Teresa machte einen Schritt auf den Mann zu, und seine Füße scharrten über den Boden, als er versuchte, rückwärts davonzurutschen. Sie hob den Hammer. Ging in sich. Dann streckte sie ihn Theres entgegen.
    »Ich kann nicht.«
    Theres nahm den Hammer nicht an. »Nein. Du musst das machen.«
    »Warum?«
    »Du sagst, dass du leer bist. Du brauchst es.« Theres drehte Teresa ihren Kopf zu und schaute ihr direkt in die Augen. Teresa stockte der Atem. Sie starrte in die dunkelblauen Löcher, während Theres’ Stimme in ihre Ohren hineinfloss. »Du machst ihn tot. Dann nimmst du ihn. Es kommt ein bisschen Rauch. Roter Rauch. Du nimmst ihn. Dann bist du nicht leer. Dann bist du fröhlich und willst wieder Dinge tun.«
    Theres’ Stimme hatte etwas von dem Klang angenommen, den auch Teresas Stimme hatte, sie entsprang einer anderen Stelle des Körpers als dem Mund, und alles, was sie sagte, war wahr. Als Teresa sich wieder dem Mann zuwandte, hatte er sich zur Seite wälzen und etwas ergreifen können, das auf

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