Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder
stattdessen zu seinem Unglück geworden. Er war ein kalkuliertes Risiko eingegangen, aber er hatte sich nicht vorstellen können, dass es auf ausgerechnet diese Weise den Bach runtergehen würde, und das quälte ihn. In trunkener Verwirrtheit hatte er nach Robban gegriffen und ihn beinahe vom Balkon geworfen, aber er konnte sich im letzten Augenblick noch bremsen.
Bevor er auf dem Sofa erlöschte, hatte er noch eine lange Zeit geweint und Robbans abgewetzte Schnauze getätschelt, ihn um Verzeihung dafür gebeten, was er ihm beinahe angetan hatte.
Am Ersten Weihnachtstag rief er Clara an. Sie war eine Dänin, von der er geglaubt hatte, dass er sie vor einem guten Jahr im Café aufgerissen hatte. Er hatte sich des Dänischen bedient, soweit er es noch beherrschte, sich scherzhaft über das gemeinsame Vaterland ausgelassen und sie dann mit zu sich nach Hause genommen. Es war ein bisschen zu leicht gegangen, und als das ganze Brimborium abgearbeitet war, hatte sich herausgestellt, dass sie Geld haben wollte. Sie bekam ihre Scheine, und Max bekam eine Telefonnummer.
Obwohl Clara zu alt für seinen Geschmack war, um die dreißig, war es ein paar Mal vorgekommen, dass er sie engagiert hatte. Weil er nicht besonders begehrt war, durfte sie mit der Hand oder dem Mund arbeiten. Was im Übrigen auch billiger war.
Jetzt machte sie ihm klar, dass sowohl der Feiertagszuschlag als auch der Tarif für Beschäftigung außerhalb der normalen Arbeitszeiten galten, kurz gesagt sollte es fünfhundert Kronen extra kosten, weil Weihnachten war, aber was sollte er machen. Max brauchte sie.
Als sie in seine Wohnung kam, hatte Max bereits ein paar Whisky gekippt und war sentimental geworden. Er versuchte,Dänisch mit ihr zu sprechen, die kindlichen Ausdrücke, an die er sich noch erinnern konnte, aber Clara gab ihm deutlich zu verstehen, dass sie es schnell hinter sich bringen wollte. Sie wollte nach Hause zu ihrer Tochter.
Max zog sich also die Kleider aus und setzte sich in den Sessel. Clara begann ihn mit der Hand zu bearbeiten. Sie arbeitete nicht ohne Kondom mit dem Mund. Aber zunächst galt es, etwas zu haben, über das man ein Kondom ziehen konnte. Sie massierte und streichelte, bettelte und flüsterte aufreizend auf Dänisch.
Kein Leben. Kein Mucks. Nichts.
Er hatte vorher noch nie Probleme mit Clara gehabt. Ganz im Gegenteil. Die Tatsache, dass alles von vornherein abgemacht war und keine Unsicherheitsfaktoren im Spiel waren, entspannte ihn, und er bekam eine Erektion, sobald sie ihn berührte. Dieses Mal allerdings nicht. Es war genau wie mit seinen Filmen. Nach den Ereignissen mit Tora war irgendetwas verloren gegangen, und in diesem Augenblick, als er auf sein eingeschlafenes Geschlechtsteil starrte, sah er ein, dass es niemals zurückkommen würde. Er war impotent.
Clara seufzte und kraulte mit den Fingern sein Schamhaar. »Jetzt komm schon, kleiner Bär, stell dich für Clara auf die Hintertatzen.« Max schob ihre Hand fort und warf den Kopf zurück. Es knackte leicht in seinem Nacken, und plötzlich wusste er, was er wollte.
»Beiß mich«, sagte er. Als Clara nicht reagierte, deutete er auf seine Schulter. »Beiß mich fest. Hier.«
Clara, der dieses Phänomen vermutlich nicht unbekannt war, zuckte mit den Schultern und beugte sich über ihn, biss in seine Schulter. Max flüsterte: »Fester.« Sie biss fester zu, fast bis aufs Blut, und etwas Weiches und Behagliches strömte durch Max’ Körper. Er sagte ihr, dass sie noch ein paar andere Stellen beißen solle. Als sie nicht mehr wollte, bat er sie, ihm eine Ohrfeige zu geben. Und dann noch eine, härter.
Es klingelte in seinen Ohren, und sein Penis lag nach wie vorda wie ein totgetretener Wurm, aber er erlebte eine Befriedigung und einen Frieden wie nach einem erfolgreichen Beischlaf. Als er Clara bezahlte, sagte sie, dass sie auf solche Sachen nicht so besonders scharf sei, aber es gebe da eine Kollegin namens Disa, die sich ein bisschen darauf spezialisiert habe. Max bekam ihre Nummer. Frohe Weihnachten.
Nachdem sie ihn verlassen hatte, blieb er in dem Sessel sitzen und ging in sich. So weit war es also gekommen. So war es. Max schloss die Augen und ließ fahren, was er gewesen war oder was er vielleicht auch nur in seiner Vorstellung gewesen war. Er begann zu gleiten. Es hatte keinen Sinn mehr, eine respektable Fassade aufrechtzuerhalten oder einem Status hinterherzuhecheln, der in fleischliche Genüsse umgesetzt werden konnte. Loslassen.
Loslassen.
Am
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