Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder
sorgfältig.
Angelika Tora Larsson. So weit, so gut. Aber das Mädchenauf dem Bild war niemals die Tora, die er kennengelernt hatte. Er hielt den Ausweis in das Licht, betrachtete ihn von der Seite. Jemand hatte daran herumgepfuscht. Der Ausweis war abgewetzt und zerkratzt, aber es war deutlich zu erkennen, dass jemand sich am Geburtsdatum zu schaffen gemacht hatte.
Angelika. Tora. Theres.
Er war noch nicht einen Schritt weitergekommen, eine Antwort auf die Frage zu finden, wer dieses Mädchen, das sich Tora Larsson nannte, eigentlich war, aber zwei Dinge wusste er. Erstens: An dieser Sache war etwas ganz gewaltig faul. Zweitens: Er sollte das zu seinem Vorteil nutzen können.
Er hatte sich mittlerweile über eine Stunde in der Wohnung aufgehalten. Es war bald elf Uhr, und er wollte sein Glück nicht länger strapazieren. Bevor er ging, kontrollierte er, dass alles wieder so aussah, wie er es vorgefunden hatte. Er zog die Wohnungstür hinter sich zu und lauschte die Treppe hinunter, bevor er nach unten eilte und aus der Haustür trat. Als er zur U-Bahn ging, sah er ein paar Streifenwagen vor dem kleinen Supermarkt stehen, direkt neben seiner Bank, auf der er nun nicht mehr sitzen musste. Er war hier fertig. Er hatte gefunden, was er gesucht hatte und noch ein bisschen mehr.
Sobald er wieder zu Hause war, schenkte er sich zur Feier des Tages einen ordentlichen Whisky ein. Dann zog er die Songs vom MP3-Player auf seinen Computer herüber und hörte sie sich an.
Gold. Es war Gold. Mindestens fünf der Songs hatten dieselbe Klasse wie »Flieg«, und der Rest war absolut okay. Die Texte waren vielleicht nicht immer so hammermäßig, aber ihm fielen nicht viele schwedische Künstler ein, die auf ein solches Album nicht stolz wären.
Das Album, ja. Er hatte schon begonnen, in diesen Bahnen zu denken. Die Dateien, die sich jetzt auf seinem Computer befanden, würden wohl noch ein paar Runden durch das Mischpult drehen müssen, sollten neu produziert und aufgehübschtwerden. Aber hier gab es alles, was man für einen richtigen Abräumer brauchte.
Es gab allerdings einen Haken. Tora Larsson würde sich niemals hinter dieses Projekt stellen, und er wusste nicht, auf welche Ideen sie kommen könnte, wenn sie herausfand, was er gerade machte. Es war, gelinde gesagt, ein Dilemma.
Im Internet begann Max die Informationen zu kontrollieren, auf die er in der Wohnung gestoßen war. Er konnte herausfinden, dass niemand existierte, der Toras Sozialversicherungsnummer hatte. Dagegen gab es eine Angelika Tora Larsson mit einer Sozialversicherungsnummer, die sich nur in einer Ziffer von Toras Nummer unterschied.
Wirklich interessant wurde es, als Max nach Lennart und Laila Cederström suchte. Er las die Artikel über das brutal ermordete Schlagerpaar und ihren Sohn Jerry, über den seltsamen Raum, den man im Keller gefunden hatte. Angesichts dessen, was sein Rücken über Toras Gewaltbereitschaft wusste, zählte er zwei und zwei zusammen, und plötzlich war sein Dilemma kein Dilemma mehr.
Es gab keinen Haken mehr außer dem riesigen Fleischerhaken, an dem er Tora zappeln lassen konnte. Er konnte machen, was er wollte, ohne dass sie auch nur einen einzigen Mucks machen konnte.
8
Am Montagmorgen fuhr Teresa in die Schule. Alle drehten sich nach ihr um, als sie in den Bus stieg. Sie setzte sich auf die letzte Bank und legte ihre gestiefelten Füße auf die Rückenlehne vor ihr. Die Leute schielten zu ihr herüber und kicherten. Sobald sie ihnen in die Augen sah, schauten sie weg.
Acht aus ihrer Klasse waren bereits vor ihr da. Sie warteten darauf, dass die erste Stunde beginnen würde. Einer von ihnen war Karl-Axel, der Dokumentarfilmer. Teresa war ganz ruhig,als sie seinem Blick bereits von Weitem begegnete, während sie sich über den Korridor näherte. Die Stiefel gaben ihren Schritten Elan und Gewicht.
Als sie nur noch ein paar Meter von der Gruppe entfernt war, grinste Karl-Axel und sagte: »Hallöchen, Teresa«, griff mit den Fingern in seine Wange und zog sie ein paar Mal hin und her, sodass ein schmatzendes Geräusch zu hören war. Ein paar von den Jungen lachten lauthals.
Teresa hätte sich ganz ans Ende der Bank vor dem Klassenraum setzen und so tun können, als wäre nichts passiert. Irgendjemand würde sagen, dass es leider keine Kohlrouladen zum Mittagessen gebe, jemand anders, dass sie hoffentlich nicht zu viel gefrühstückt habe. Etwas in der Art. Sie hätte zu Boden starren und so tun können, als hätte sie
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