Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
Vom Netzwerk:
fröhlich.«
    Teresa rollte sich zusammen, so gut es in Theres’ allzu engen Kleidern möglich war. Ihre eigenen, blutgetränkten hatten sie am Abend zuvor in doppelte Plastiktüten gesteckt, sie verknotet und im Müll versenkt.
    Fröhlich ? Nein, sie war nicht fröhlich. Sie war sich selbst fremd, wahrscheinlich war sie noch im Schock. Aber am Leben. Sie spürte, dass sie am Leben war. Vielleicht war dies, so wie Theres die Welt betrachtete, dasselbe wie fröhlich zu sein.
    Teresa öffnete und schloss ihre Hände. Unter dem Nagel ihres kleinen Fingers steckte ein kleiner Klumpen geronnenes Blut. Sie steckte den Finger in den Mund und saugte und leckte, bis das Blut verschwunden war. Die Hände fühlten sich größer und stärker an als am Tag zuvor. Kundige Hände. Schreckliche Hände. Ihre Hände.
    Es war kurz nach elf, und ihr Zug fuhr um halb drei ab. Jede normale Handlung, etwa sich in einen Zug zu setzen und die Fahrkarte vorzuzeigen, erschien ihr absurd. Sie fühlte sich so leicht, als könnte sie wie ein Heliumballon davonfliegen, wenn ihre schweren Hände sie nicht am Boden gehalten hätten.
    Sie schaute an sich hinunter. Theres’ Kleider saßen an ihr wie eine Wurstpelle. Das war noch das kleinste Problem in diesem Zusammenhang, aber sie konnte trotzdem nicht nach Hause fahren, wenn sie wie ein Clown aussah. Es würde zumindest Fragen geben.
    »Theres«, sagte sie. »Ich glaube, wir müssen in die Stadt.«
    Bei H&M in der Drottninggatan griff sich Teresa die erstbeste Jeans, ein T-Shirt und einen Pulli in ihrer Größe, ging in die Anprobe, zog sich um und behielt die neuen Klamotten an. Als sie wieder herauskam, sah sie, wie sich zwei etwa zwölfjährige Mädchen an Theres heranschlichen.
    »Hallo, Entschuldigung«, sagte eines der Mädchen. »Du bist doch Tesla, oder?«
    Theres zeigte auf Teresa, die sich neben sie gestellt hatte. »Wir«, sagte sie. »Ich singe. Teresa schreibt die Worte.«
    »Aha«, sagte das Mädchen. »Jedenfalls finde ich ›Flieg‹ totalgut.« Sie kaute auf ihren Lippen und suchte nach Worten, aber ihr schien nichts einzufallen, was sie noch sagen könnte. Stattdessen streckte sie Theres ein Notizbuch und einen Stift entgegen. Theres nahm es entgegen. Mehr passierte nicht. Die Mädchen warfen einander ängstliche Blicke zu.
    »Sie möchte dein Autogramm haben«, sagte Teresa.
    »Und deines natürlich auch«, sagte das Mädchen.
    Teresa schlug das Buch auf, suchte eine leere Seite heraus und schrieb ihren Namen darauf. Dann gab sie den Stift an Theres weiter, die den Kopf schüttelte. »Was soll ich schreiben?«
    »Schreib einfach Tesla.«
    Theres tat, wie ihr gesagt wurde, und gab dem Mädchen das Buch zurück, das es an seine Brust drückte und sich an seine Freundin wandte, die die ganze Zeit kein Wort gesagt, sondern Theres nur mit großen Augen angestarrt hatte. Sie hatte nichts hinzuzufügen. Dann tat das Mädchen, das gesprochen hatte, etwas ganz Unerwartetes. Sie machte einen Knicks. Das andere Mädchen tat es ihr nach. Die Geste wirkte dermaßen deplatziert, dass Teresa lachen musste.
    In diesem Moment lachte auch Theres los. Ihr Lachen klang unnatürlich und kaum menschlich, sondern eher wie die Geräusche aus einem Lachsack, wie man ihn in Scherzartikelläden kaufen kann. Die Mädchen erstarrten und eilten in die Abteilung für Accessoires, flüsternd und mit zusammengesteckten Köpfen.
    »Du«, sagte Teresa. »Ich glaube, du kannst jetzt aufhören zu lachen.«
    »Warum?«
    »Weil es sich nicht normal anhört.«
    »Kann ich nicht gut lachen?«
    »Nein. So könnte man es sagen.«
    An der Kasse zog Teresa ihre Geldbörse heraus, die so angeschwollen war, dass sie sie gar nicht wiedererkannte. Dann erinnerte sie sich. Die Tageskasse. Die Metallkiste, die sie miteinem Schraubenzieher aufgestemmt hatten. Siebentausendachthundert Kronen, vor allem in Fünfhundertern.
    Aber es war kein richtiges Geld. Richtiges Geld musste man sich erarbeiten, oder man bekam es geschenkt oder als Taschengeld, jeden Monat ein bisschen. Das hier war ein Stapel Papier, der erst in einer Blechkiste gelegen hatte und dann in Teresas Geldbörse gelandet war. Sie war enttäuscht, als die Kassiererin die Summe nannte, nachdem sie die Kleider mit einer gewissen Mühe eingescannt und den Alarm deaktiviert hatte. Sie hätte gerne mehr Scheine weggegeben, wäre gerne mehr losgeworden.
    Draußen auf der Drottninggatan bewegten sich die Menschen in Schwärmen und Strömen. Straßenverkäufer demonstrierten

Weitere Kostenlose Bücher