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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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folgenden Tag fuhr er zu der Adresse hinaus, an die er bislang nur Briefe geschickt hatte, und führte das Gespräch mit Jerry. Er wollte retten, was zu retten war, mit den Mitteln, die ihm zur Verfügung standen. Wie auf Bestellung rief Ronny von Zapp Records am Tag vor Silvester an und zeigte sich vage interessiert, trotz allem. Die gigantische Popularität des Songs konnten sie nicht ignorieren. Eine professionelle Aufnahme hatte ihren Wert. War Max im Besitz der Rechte?
    Er saß auf dem Band. Den Rest konnten sie sich ausrechnen.
    Es kam, wie es kommen musste. Aus dem Song wurde ein großer Hit, und das Interesse an Tesla war auf dem Höhepunkt. Leider war es nicht das große Geld, das Max als Vorschuss bekommen hatte. Mit der Zeit würden auch die Tantiemen zu fließen beginnen, aber bis dahin war es noch lang, und Max hatte es eilig. Er bewegte sich auf dünnem Eis, und es galt, so viel wie möglich zusammenzuraffen, bevor es brach.
    Die Plattenfirma wollte ein komplettes Album produzieren und war bereit, einen satten Vorschuss auf den Tisch zu legen. Andere Firmen ließen ebenfalls von sich hören, und nach einigen Gesprächen mit Ronny war Zapp Records bereit, so viel auf den Tisch zu legen, dass sich die Platte bog. Alles lief nach Max’ Vorstellungen, und er rutschte auf seinem glatten Eis und blies den Ballon auf und stürzte sich mit Todesverachtung den Hang hinunter oder tat, was jede beliebige denkbare Metapher ausdrücken konnte, die das grundlegende Problem beschrieb: Er hatte die Songs nicht.
    Es war ihm nicht einmal gelungen, Kontakt zu Tora Larsson herzustellen. Er hatte angerufen, er hatte geschrieben, er hatte Mails an sie und sogar an das Monster geschrieben, ohne eine Antwort zu bekommen. Er wusste, dass sie mehr Lieder hatten, aber wie zum Teufel sollte er an sie herankommen, wenn sie sich weigerten, ihm zu antworten?
    Es war dermaßen frustrierend, dass er den Verstand zu verlieren glaubte. Eines Tages saß er lange da und starrte auf die Telefonnummer von Disa. Clara hatte gesagt, dass die Frau eine Domina sei und mitsamt ihrem Zubehör anrücken und ihm auf jede gewünschte Art wehtun könne.
    Max versuchte sich die Situation vorzustellen. Angekettet, vielleicht. Eine Peitsche über den Rücken. Der Schmerz. Er sah sich selbst und seine eigenen Gedanken und begriff erst jetzt, was er eigentlich suchte. Er tastete mit der Hand über seinen Rücken und fühlte die Narben, die er erreichen konnte.
    Etwas Entscheidendes war mit ihm an jenem Tag passiert, als er mit Tora Larsson im Hotelzimmer gewesen war. Es war furchtbar gewesen, aber als er mit geschlossenen Augen über die glatte Oberfläche der Narben strich, spürte er, dass er es vermisste. Dass er dasselbe wieder erleben wollte.
    Das hier ist nicht gut. Reiß dich zusammen, Max.
    Er überdachte seine Alternativen und spielte eine nach der anderen durch. Es ging um Jerry und Verträge und Gerichtsverfahren, die Verwendung von Mittelsmännern oder sogar eine Tesla-Kopie, Briefe, die er schreiben könnte, Telefongespräche, die er führen könnte. Am Ende siegte Ockhams Rasiermesser.
    Wenn es mehrere Möglichkeiten gibt, wähle die einfachste.
    Er brauchte Tora Larssons Musik. Sie wollte sie ihm nicht geben. Und wenn man sich auf einer abschüssigen Ebene befindet, bleiben einem nicht mehr viele Möglichkeiten.
    Er kaufte eine schlecht erhaltene, gebrauchte Canada-Goose-Jacke, ein Paar Thermohosen und eine ordentliche Mütze. Dann begann er Toras Haustür zu bewachen. Was ein mühsames Geschäft war, weil es keinen Ort gab, an dem er sich verstecken konnte, ohne Misstrauen zu wecken, wenn ihn die Leute allzu lange auf der Straße herumtrampeln sahen.
    Erneut musste Ockham entscheiden. Er kaufte sich ein Sixpack Bier und setzte sich gut hundert Meter von der Haustür entfernt auf eine Bank. In seiner maximalen Sichtbarkeit wurde er praktisch unsichtbar. Ein Penner, von dem man den Blick abwendete. Er hielt nicht länger als ein paar Stunden pro Tag durch, aber er hatte Robban in der Tasche und hoffte, dass das Glück ihm dieses eine verdammte Mal noch beistehen mochte.
    Fünf Vormittage lang sah er weder Jerry noch Tora die Wohnung verlassen. Dagegen sah er Mädchen, die in der Haustür verschwanden, und manchmal konnte er einen Blick auf sie oder Tora oben durch das Fenster erhaschen. Er zog die Schlussfolgerung, dass Jerry nicht zu Hause war.
    Manchmal klingelte sein Handy. Mädchen, auf die er vor langer oder nicht ganz so langer Zeit

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