Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
Vom Netzwerk:
halbherzig gesetzt hatte, alte Bekannte, die die Lage checken wollten. Vermutlich ging das Gerücht, dass er derjenige war, der hinter Tora Larsson stand, und er war wieder jemand, bei dem es sich lohnen könnte, den Kontakt zu halten. Er konnte das Klirren oder das Stimmengewirr im Hintergrund hören, wenn die Leute aus Cafés oder Restaurants anriefen, die unpersönliche Servilität in ihren Stimmen.
    Er saß auf seiner Bank und fror, hielt das Telefon weit weg von seinem Ohr und sagte Hallo und Grüß dich und super und verachtete die ganze Bande. Sie waren kleine Herdentiere, aufgeregte Lämmer, die noch Punkte sammeln, während sie quiekend auf den Abgrund zurannten.
    Er hob seine Dose mit eiskaltem Bier zu Tora Larssons Fenster. Er verabscheute sie, und er respektierte sie. Während er auf seiner Bank saß und sie in ihrer Wohnung umherging, gab es ein Band zwischen ihnen, eine unsichtbare Spur des Blutes, die von seinen Füßen zu ihrer Haustür lief, durch ihren Briefschlitz und in ihren Körper hinein. Ein Schauder lief seinen Rücken hinunter, als er daran dachte.
    Am sechsten Tag geschah es endlich. Tora trat gemeinsam mit dem Monster aus der Haustür. Max klammerte sich mit beiden Händen fest an seine Bierdose und starrte zu Boden, als wäre er zu voll, um den Kopf zu heben, als sie nur ein paar Meter entfernt an ihm vorbeigingen. Er sah sie in Richtung U-Bahn verschwinden und wartete noch ein paar Minuten ab, bevor er durch die Haustür hineinging und zu ihrer Wohnung hinauffuhr.
    Mit steifen Händen zog er Robban aus der Tasche und presste ihn gegen die Stirn. Dann drückte er auf die Türklinke. Die Tür war nicht abgeschlossen. Eine Weile stand er nur da und starrte in die weit geöffnete Wohnung hinein, als fürchtete er sich davor, in eine Falle tappen zu können. So viel Glück konnte er gar nicht haben.
    Er wappnete sich und trat in den Flur, zog die Tür hinter sich zu. Leise sagte er: »Hallo? Ist jemand zu Hause?« Keine Antwort und keine Zeit zu verlieren. Er nahm Kurs auf den Rechner, der im Wohnzimmer stand, und biss sich auf die Unterlippe, als er sah, dass er ausgeschaltet war. Er startete ihn, während er flüsterte. »Komm schon, komm schon, komm schon, bitte …«
    Das Glück hatte ihn verlassen. Er brauchte ein Passwort, um in das System kommen zu können. Er versuchte »Tora« und »Tesla« und einige andere Wörter. Am Ende hämmerte er »verdammtermist« hinein, aber auch dieser Zauberspruch war nicht der richtige. Er schaltete den Rechner aus und machte sich in der Wohnung auf die Jagd.
    In einer Tasche im Flur fand er, was er gesucht hatte. Er erkannte den billigen MP3-Player von seiner zweiten Begegnung mit Tora wieder. Er begann in seiner dicken Jacke zu schwitzen, als er sich durch die Playlists navigierte. Unter der Rubrik »Theres« fand er »Flieg« und dazu noch etwa zwanzig weitere Stücke. Er steckte sich die Lautsprecher ins Ohr und konnte feststellen, dass er seine Goldgrube gefunden hatte.
    Theres?
    Er steckte sich den MP3-Player in die Tasche und blieb unentschlossen vor der Wohnungstür stehen. Die Mädchen waren zur U-Bahn gegangen, und er hatte bestimmt noch etwas Zeit.
    Theres?
    Das war vermutlich seine einzige Chance, etwas über das Mädchen herauszufinden, das sein Leben mittlerweile beherrschte. Er knöpfte die Jacke auf, um sich abzukühlen, verriegelte die Tür von innen und begann die Wohnung mit neuen Augen zu durchsuchen.
    Im Nachttisch neben Jerrys Bett fand er eine Mappe mit Dokumenten, die den Verkauf eines Hauses betrafen. Jerry hatte es von seinen Eltern geerbt, Lennart und Laila Cederström. Dem Inventar des Nachlasses, das sich weiter hinten in dem Ordner befand, konnte er entnehmen, dass sie am selben Tag verstorben waren. Max kam der Name Lennart Cederström vage bekannt vor, aber er konnte ihn nicht platzieren. Es hatte irgendetwas mit Musik zu tun. Er merkte sich den Namen.
    In den Schreibtischschubladen fand er eher den Kram, den man dort erwarten konnte. Alte Rechnungen und Garantiekarten, Papiere von Idol und seinen eigenen ersten Brief. Als er den Mietvertrag und Kontoauszüge durchging, fiel ihm auf, dass es kein einziges Papier gab, auf dem Tora erwähnt wurde. Nichts von irgendeiner Schule oder Behörde, keine Notizen.
    Ihr eigenes Zimmer war so spartanisch eingerichtet wie ein Zimmer in einem Flüchtlingslager. Ein CD-Spieler, ein paar CDs und Comic-Hefte. Ein Bett. Auf dem Nachttisch lag ein Ausweis. Max studierte ihn

Weitere Kostenlose Bücher