Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder
Theres. »Jerry hat das gesagt. Man kommt in den Knast. Ich weiß.«
Teresa warf einen Blick zurück auf den Laden. Die Sicht auf die Laderampe war verdeckt, und sie glaubte nicht, dass jemand sie auf ihrem Weg dorthin oder zurück gesehen hatte. Aber sie war sich nicht sicher. Wären ihre Stiefel nicht gewesen, hätte sie möglicherweise weiche Knie bekommen. Jetzt ging sie stattdessen mit festen Schritten weiter.
Sie mussten sich beeilen, wenn sie den Zug noch erreichen wollte, nachdem sie Theres zu Hause abgeliefert hatte. Trotzdem blieb sie noch eine Weile, nachdem sie in die Wohnung gekommen waren.
Irgendetwas stimmte nicht.
Sie schaute sich im Flur um. Die Kleiderbügel, der Teppich,Jerrys Kleider, ihre eigene Tasche. Sie hatte das bestimmte Gefühl, dass jemand hier gewesen war. Vielleicht eine neue Falte im Teppich, ein Stift, der auf der Flurkommode bewegt worden war. Irgendetwas. Die Tür war unverschlossen gewesen, und jedermann hätte hineingehen können.
Und könnte immer noch da sein.
Was sich vor ein paar Tagen noch gruselig angefühlt hätte, fand sie jetzt ganz natürlich. Teresa ging in die Küche und holte sich das größte Tranchiermesser, bevor sie trampelnd und mit gezücktem Messer die Wohnung durchsuchte, jederzeit bereit zuzustechen. Sie öffnete alle Kleiderschränke, schaute unter den Betten nach.
Theres saß mit den Händen auf den Knien auf dem Sofa und verfolgte Teresas Sicherungsmaßnahmen. Erst als Teresa sich davon überzeugt hatte, dass sich niemand irgendwo versteckt hatte, und ins Wohnzimmer zurückgekehrt war, fragte sie: »Was machst du?«
»Jemand ist hier gewesen«, sagte Teresa und legte das Messer auf den Couchtisch. »Und ich weiß nicht, warum. Das stört mich.«
Es waren nur noch fünfundzwanzig Minuten, bis ihr Zug fuhr, und sie musste Glück mit der U-Bahn haben, wenn sie ihn noch erreichen wollte. Trotzdem stand sie noch zehn Sekunden mucksmäuschenstill da und zog die Luft durch die Nase ein. Witterte. Da war etwas. Eine Duftspur. Etwas, das sie nicht platzieren konnte.
Sie schnappte sich ihre Tasche und rief Theres zu, dass sie die Tür hinter ihr abschließen solle. Dann stürmte sie die Treppen hinunter und rannte zur U-Bahn-Station. Sie sah einen Zug einfahren und konnte gerade noch durch die Türen springen, bevor sie hinter ihr zuklappten.
Zwei Minuten vor der planmäßigen Abfahrt stieg sie in den Zug. Er war überfüllt, und weil sie keine Reservierung hatte, musste sie sich einen Weg durch die Menschen bahnen, umeinen freien Stehplatz zu finden. Als sie in den nächsten Waggon kam, erkannte sie den Duft wieder. Sie blieb stehen und schnupperte, schaute sich um.
Neben ihr saß eine Gruppe von vierzig- bis fünfzigjährigen Männern. Ein paar Bierdosen standen auf dem Tisch zwischen ihnen, und sie unterhielten sich mit lauten Stimmen über eine gewisse Birgitta an der Rezeption und ob sie wohl Silikon in den Titten habe oder nicht. Von dort kam auch der Duft des Aftershaves, und auf einmal wusste sie es.
Im Restaurantwagen, der noch nicht geöffnet hatte, fand sie einen freien Platz. Sobald sie sich gesetzt hatte, warf sie ihre Tasche auf den Tisch, um ihr Handy herauszuholen und Theres anzurufen. Sie fand ihr Mobiltelefon und bemerkte gleichzeitig, dass etwas anderes fehlte. Mit zusammengebissenen Zähnen drückte sie die Schnellwahl, und als Theres antwortete, sagte sie: »Dieser Max Hansen ist bei dir zu Hause gewesen. Und er hat meinen MP3-Player geklaut.«
7
Max Hansen befand sich auf einer schiefen Ebene. Er hatte den Halt verloren und rutschte. Abwärts. Das machte ihm nichts aus, da eine bewusste Entscheidung dahinterstand. Er bewegte sich aus freien Stücken auf den Tiefpunkt zu und führte seine Abfahrt in Zeitlupe durch, als befände er sich im Skiurlaub. Auf dem Weg gab es einiges zu genießen, und er hoffte, bremsen zu können, bevor er aufschlug.
Das auslösende Ereignis, der erste Stoß in den Rücken war am Ersten Weihnachtstag erfolgt.
Am Heiligen Abend hatte er gesoffen und sich über Tora Larssons Verrücktheiten geärgert. Die Plattenfirma hatte das Interesse an seinem Mastertape verloren, nachdem sie von dem Video auf Myspace erfahren hatte. Seine Kuh, die er eigentlich melken wollte, war aus dem Stall geflohen und hatte ihre Zitzenjedem dargeboten, der trinken wollte. Gratis für alle, kommt und probiert.
Und er konnte nichts dagegen tun. Es gab keinen Vertrag, das Wagnis, das sein großes Glück werden sollte, war
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