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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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Gruppe umschaute – wie sie saßen, wie sie ihre Hände bewegten, wie sie schauten –, konnte sie feststellen, dass sie hier vermutlich die stärkste Person von allen war. Es gab nichts, wovor sie Angst haben musste
    Auf der anderen Seite war sie diejenige, die Theres am längsten kannte, die an ihrer Seite saß. Was wäre sie ohne Theres gewesen? Eine kleine, graue Maus, die sich an den Wänden entlangdrückte und versuchte, sich unsichtbar zu machen.Vielleicht. Oder vielleicht auch nicht. Jedenfalls betrachtete sie die anderen mit milden Augen. Als die kleine Linn aussah, als würde sie gleich anfangen zu weinen, verspürte Teresa keine Eifersucht, als Theres zu ihr hinüberkrabbelte und ihr ins Ohr flüsterte, bis sie sich wieder beruhigt hatte.
    Abgesehen von Ronja würde keines dieser Mädchen irgendwelche Stimmen bei einer Schönheitskonkurrenz bekommen. Einige von ihnen brachten wie Teresa ein paar Kilo zu viel auf die Waage, die Hälfte hatte gepiercte Lippen, Nasen oder Augenbrauen. Beata sah asiatisch aus, und ihr Haar schien das einzige zu sein, das natürlich schwarz war, während der Haaransatz der beiden Annas, Linns und Carolines eine andere Farbe zeigte.
    Nur Cecilia war richtig fett und verbarg ihre Körperfülle unter groben Militärklamotten, aber auch die anderen trugen meist geräumige Sachen, unter denen sie ihre Formen verstecken konnten. Schminktechnisch war das ganze Spektrum vertreten, von Melinda, die sich Vogelschwingen in die Augenwinkel getuscht hatte, bis zu Erika, die sich gar nicht geschminkt hatte und überhaupt so farblos war, dass man beinahe vergessen konnte, dass sie da war. Teresa schätzte, dass nur wenige von ihnen Mitglied in einem Verein oder Club waren.
    Die Ausnahme war also Ronja. Sie war mit neunzehn Jahren die Älteste in der Gruppe und sah aus wie eine Fußballspielerin. Sie trug Adidas-Hosen und eine Windjacke, sie war schlank und hatte glatte, blonde Haare. Eine sportlichere, angepasstere Version von Theres. Nicht ganz so hübsch, aber gut genug für einen Schönheitspreis. Sie hatte also Glas gegessen.
    Eines jedoch vereinte sie alle, aber wahrscheinlich war es nur Teresa, die es wahrnahm: den Geruch der Mädchen. Sie rochen alle ungefähr gleich. Nur wenige verwendeten Parfum und dann auch nur sparsam. Aber es war nicht der Geruch, der ihnen gemeinsam war, sondern das, was darunterlag. Angst.
    Dieser Geruch war so viele Jahre lang der Geruch von Teresas Körper gewesen, dass sie ihn sofort wiedererkannte. Sie hätte vermutlich jedes einzelne dieser Mädchen im Bus herausschnüffeln können. Ein bitterer, süßlicher Geruch mit einem Hauch von brennbaren Flüssigkeiten. Coca-Cola vermischt mit Benzin.
    Als die Mädchen sich dichter zusammensetzten und die Gespräche in Gang kamen, veränderte sich die Atmosphäre um sie herum. In der Sicherheit, die das Rudel bot, nahm die Intensität dieses Geruchs ab. Die Körper schwitzten keine Angst mehr aus, während sich die Gespräche zu einer einzigen, gemeinsamen Melodie verflochten.
    »… und ich spüre, wie alles zusammenbricht … Mama hat einen neuen Freund, und er guckt mich immer so merkwürdig an … sie haben gesagt, dass ich nicht einmal mitmachen dürfte, wenn ich dafür bezahlen würde … er kam mitten in der Nacht nach Hause und hatte ein Messer in der Hand … hat meinen kleinen Bruder so geschüttelt, dass er einen Hirnschaden davon bekam … muss die ganze Zeit Kopfhörer tragen, damit ich es nicht höre … und wenn ich gehe, ist das, als würde irgendjemand anderes gehen … dass ich total minderwertig war, dass ich keine Chance hatte … versuchte mich unter dem Bett zu verstecken, so unendlich blöd … die Musik, die ich höre, meine Klamotten, wie ich aussehe, alles … dieses Geräusch, wenn ich dieses Geräusch höre, dann weiß ich … als ob es mich gar nicht gäbe … eine Stichelei nach der anderen, die ganze Zeit … einfach nur abhauen, alles zurücklassen … niemand außer mir selbst …«
    Teresa drehte ihren Kopf genau rechtzeitig zum Gehege, um zu sehen, wie der Wolf erneut seine Position auf dem Felsblock einnahm, die Tatzen unter seinen Bauch zog und mit spitzen Ohren die Gruppe der Mädchen beobachtete, als ob er ihren Gesprächen lauschen würde. Teresa wandte sich wieder den anderen zu und deutete hinüber.
    »Dieser Wolf«, sagte sie. »Er schaut uns an. Er fragt sich, wer wir sind. Wer sind wir?«
    Die Gespräche verstummten, und alle schauten zu der grauen Gestalt auf, die

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