Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder
umgebaut und erweitert worden, dass es eher wie ein normales Einfamilienhaus aussah, wenn auch mit seltsamen Proportionen und einem Übermaß an dekorativen Details. Der nächsteNachbar wohnte einen halben Kilometer entfernt, und zum Steg am See hin waren alle Bäume gefällt und die Wurzeln ausgegraben worden, sodass ein dreißig Meter breiter Streifen Seeblick geschaffen worden war.
Während Ronja das Auto nahm, um Malin und Cecilia abzuholen, die mit einem späteren Bus gekommen waren, unternahmen die anderen mit Beata eine Entdeckungstour über das Grundstück. Eine alte Garage war zu einer Werkstatt umgebaut worden, an deren zwei Hobelbänken ihr Vater im Grunde genommen den ganzen Sommer zu verbringen pflegte. Daher rührten auch die übertriebenen Holzornamente am Haus. Ihr Vater könne eine ganze Woche damit verbringen, einen pedantisch ausgearbeiteten und abscheulich hässlichen Dachfries herzustellen, nur damit er nicht mit ihrer Mutter reden müsse.
Als sie aus der Werkstatt kamen, entdeckte Teresa eine halb vergammelte Tür, die auf einen Hang geworfen zu sein schien und im Boden zu verschwinden drohte. Sie ging hinüber und sah, dass Moos um den rostigen Türgriff wuchs, aber dass es tatsächlich eine Tür war, da sie in einem Rahmen saß.
»Der Erdkeller«, sagte Beata. »Scheißgruselig.«
Theres hatte sich neben sie gestellt, und als Teresa an der Klinke zu ziehen begann, half sie ihr dabei. Sie mussten Graswurzeln aus dem morschen Holz reißen, aber am Ende schafften sie es, die Tür zu öffnen, und ein kühler Hauch von Erde, Eisen und Moder kam ihnen aus der Unterwelt entgegen. Ohne zu zögern, ging Theres die drei Stufen hinunter und verschwand in der Dunkelheit.
»Hallo«, rief Teresa. »Was machst du?«
Es kam keine Antwort, also schluckte Teresa, ging die Treppe hinunter und trat durch eine Öffnung, die so niedrig war, dass sie sich bücken musste. Die Temperatur sank um mehrere Grad, und als sie die Öffnung passiert hatte und ihre Augen sich an die Dunkelheit zu gewöhnen begannen, sah sie, dass sie sich in einem überraschend großen Raum befand. Siekonnte aufrecht stehen, und in jede Richtung waren es zwei Meter bis zur Wand.
Aus der dunkelsten Ecke hörte sie Theres’ Stimme. »Hier ist gut.«
Teresa machte einen Schritt auf die Stimme zu, und weil sie allmählich wieder mehr erkennen konnte, sah sie, dass Theres mit dem Rücken zur Wand auf einer niedrigen Holzkiste saß. Die Kiste hatte eine längliche Form, und Teresa setzte sich neben sie und schaute zur Türöffnung, zur Welt da draußen, die plötzlich so abgelegen erschien.
»Was meinst du damit, dass hier gut ist?«, fragte sie.
»Du weißt.«
Die Stimmen der anderen klangen aus der anderen Welt herüber, und eine nach der anderen stieg zu ihnen in den modrigen, kalten Raum hinunter. Sobald sie drinnen waren, begannen sie sich flüsternd zu unterhalten. Sofie hatte eine kleine LED-Lampe an ihrem Schlüsselbund und ließ das blaue Licht langsam kreisen.
Die Steinwände waren feucht, und ein paar verrottende Werkzeuge mit rostigen Eisenteilen lagen neben der Tür auf einem Haufen. Aus dem festgestampften Erdboden wuchsen hier und da ein paar weiße Keime heraus, die Teresa ekelten. Ansonsten fand sie den Raum … gut. Sehr gut.
Als Sofie die längliche Kiste beleuchtete, auf der Theres saß, sah Teresa, dass mit verblichenen roten Buchstaben »Achtung! Explosives Material!« über die ganze Vorderseite geschrieben stand. Es kribbelte in ihrem Bauch, und sie fragte Beata: »Ist da Dynamit oder so was drin?«
»Nee«, sagte Beata. »Leider. Früher waren da Kartoffeln drin. Was davor war, weiß ich nicht.«
Teresa rümpfte die Nase. Eine kleine Enttäuschung. Sie hatte zwar keine bestimmten Pläne, aber der bloße Gedanke, über Sprengstoff verfügen zu können, war schon sympathisch. Miranda schien dieses Gefühl zu teilen. Sie sagte: »Verdammt, wie schade. Stellt euch vor, wir hätten Dynamit.«
Eine Weile standen sie stumm in der Dunkelheit und dem Modergeruch zusammen, malten sich ihre privaten Anwendungsgebiete für etwas aus, mit dem man alles zur Hölle sprengen könnte. Dann hörten sie Ronjas Stimme von draußen.
»Hallo! Wo seid ihr denn?«
Wenig später waren auch Ronja, Malin und Cecilia in den Erdkeller hinuntergestiegen. Sie waren vollzählig. Teresa schloss die Augen und spürte die Anwesenheit der anderen Körper um sich herum, den Atem und die leisen Geräusche, die Pulsschläge und den gemeinsamen
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