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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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Theres im Erdkeller gesessen und gesprochen hatte, bis sie zu derselben Überzeugung gelangt waren, konnte ihr Verhalten verstehen. Sie hatte Theres noch nie so gesehen, wenn sie mit der Gruppe zusammen war. Sie wollte gerade weitergeben, was Theres im Erdkeller gesagt hatte, als Theres explodierte.
    Sie erhob sich vom Tisch, nahm ein Babygläschen in jede Hand und warf sie an die Wand. Als Beata sagte: »Aber Theres …«, kreischte Theres einen einzigen, schneidend reinenTon heraus. Es war, als würde man Zahnbohrer in die Ohren gesteckt bekommen, alle krümmten sich und drückten die Hände an ihren Kopf. Theres’ Stimme sprang eine Oktave nach oben, bis der hochfrequente Ton durch das Fleisch schnitt und das Skelett zum Vibrieren brachte. Alle Mädchen hatten sich krampfartig zusammengekrümmt und warteten darauf, dass es vorbei war.
    Der Schrei erstarb abrupt, und die Stille, die auf ihn folgte, war beinahe genauso unerträglich. Die Mädchen ließen die Arme sinken und sahen Theres am Küchentisch sitzen, wie sie die Gruppe mit still die Wange hinunterkullernden Tränen betrachtete. Niemand wagte zu ihr zu gehen und sie zu trösten.
    Langsam erhob sich Theres vom Tisch, zog eine Küchenschublade heraus, die Werkzeug enthielt, und entschied sich für eine Ahle. Sie stellte sich vor den Mädchen auf und stach sie sich so tief in ihren rechten Arm, dass sie dort steckenblieb. Sie zog sie wieder heraus, und Blut trat hervor. Als sie die Ahle in die rechte Hand nahm und sie umklammerte, war die Handfläche bereits rot besudelt. Sie stach die Ahle in ihren linken Arm, zeigte es ihnen und zog sie wieder heraus. Dies alles geschah, ohne dass sie eine Miene dabei verzog. Nur die Tränen flossen weiter.
    Vielleicht waren ihre Stimmbänder von dem lauten Schrei in Mitleidenschaft gezogen worden. Als sie sprach, war ihre Stimme so tief, dass man unmöglich glauben konnte, dass sie aus diesem schmächtigen Körper kam.
    »Ihr versteht nicht«, sagte sie. »Es kann nicht gespürt werden.«
    Sie legte die Ahle weg und ging hinaus.
    Die Mädchen blieben auf dem Fußboden sitzen. Jemand stellte ein Babygläschen auf, das umgefallen war, jemand verlor einen Löffel, und diejenigen, die zu weinen begonnen hatten, weil Theres weinte, trockneten vorsichtig ihre Tränen. Teresa nahm ihren Geruch wahr, und der Geruch war Scham. Alle schämten sich, ohne zu wissen, warum, welchen Fehler sie gemacht hatten.
    Teresa stellte ihr Gläschen mit Aprikosenpüree auf den Boden und stand auf: »Ich gehe und helfe ihr.«
    Jemand aus der Gruppe flüsterte: »Wie?«
    »Wir werden eine bestimmte Sache machen.«
    Als sie nach draußen kam, hatte Theres sich bereits einen Spaten aus dem Gartenschuppen geholt und kam ihr entgegen. Sie begegneten einander, ohne ein Wort zu sagen, und Teresa fand einen weiteren Spaten in dem Schuppen, den sie mit zur Vorderseite des Hauses nahm, zu dem Grashang, der zum Wasser hinunterging.
    Die Sonne war untergegangen, hing aber noch knapp unter dem Horizont, und der Himmel war hellviolett, als sie die Spaten in die Erde steckten und anfingen zu graben. Theres’ Arme und Hände glänzten rot vom eingetrockneten Blut. Jedes Mal, wenn sie den Griff um den Spaten löste und wieder zupackte, entstand ein klatschendes Geräusch, und die Anstrengung trieb neues Blut aus den kleinen, aber tiefen Wunden. Wenn sie Schmerzen hatte, dann zeigte sie es mit keiner Miene.
    Beatas Vater hatte gründliche Arbeit geleistet, und es war leicht, die oberste Schicht aus Gras und Erde abzugraben, bis ein dreißig Zentimeter tiefes Rechteck von einem mal zwei Meter entstanden war. Dann stießen sie auf Steine. Inzwischen waren auch die anderen Mädchen nach draußen gekommen. Erika hatte einen weiteren Spaten in der Garage gefunden und Caroline und Malin zwei kleine Klappspaten. Alle halfen mit, ohne zu fragen, was sie da taten. Wenn sie auf größere Steine stießen, holte Beata ein Brecheisen, um gemeinsam mit Malin den Stein zu lockern und hochzustemmen. Die Grube wurde schnell größer.
    Theres arbeitete mit gesenktem Blick. Ihre Lippen bewegten sich, als würde sie lautlos mit sich selbst sprechen. Als sie eine Tiefe von anderthalb Metern erreicht hatten, stützte sich Teresa mit den Armen auf den Handgriff des Spatens. »So?«
    Theres nickte, warf den Spaten über den Rand und schwang sich hinauf. Teresa musste den Spaten tief in die Erde rammenund den Handgriff als Stufe benutzen, um über die Kante zu kommen.
    Als sich alle um das

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