Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder
wippte mit seinem Glas und zuckte müßig mit den Schultern. »Nur Weißwein. Die Nacht ist noch jung.«
»Ich ziehe Blubberwasser vor«, sagte das Mädchen.
Max Hansen gestattete sich einen genaueren Blick auf sie. Sie war um die zwanzig, ein bisschen zu jung, um überhaupt hereinkommen zu dürfen. Keine strahlende Schönheit, aber von der hübscheren Sorte und gekleidet in eine Trainingsjacke, die notfalls als Hiphop durchgehen würde. Glattes, halblanges Haar und ein schmales Gesicht. Erinnerte tatsächlich ein bisschen an Tora Larsson, aber ohne die Nebenwirkungen. Also lächelte Max Hansen breit und sagte: »Ich denke, das können wir organisieren. Wie heißt du?«
»Alice.«
»Wie im Wunderland?«
»Ja. Wie im Wunderland. Da komme ich nämlich her.«
Alices Augen hatten etwas Gefährliches, das Max Hansen gefiel. Das hier war vermutlich nicht so ein Mädchen, das still auf dem Rücken lag und an die Decke starrte, als würde sie zu Gott und zu Mama beten. Man konnte sich schon vorstellen, dass sie das eine oder andere mitmachen würde.
Max Hansen bestellte eine Flasche Crémant, und als das Mädchen an ihrem Glas nippte und ihn unter halb geschlossenen Augenlidern anschaute, wurde er plötzlich misstrauisch. Das ging ein bisschen zu glatt. Er hegte trotz allem keine übertriebenen Vorstellungen hinsichtlich seiner Attraktivität. Wie konnte es sein, dass dieses Mädchen ganz offensichtlich mit ihm flirtete?
»Weißt du, wer ich bin?«, fragte er.
»Natürlich«, sagte Alice. »Du bist Max Hansen. Teslas Manager. Oder?«
»Ja. Kennt ihr euch?«
»Nein. Aber ich singe auch. Unter anderem.«
Okay. Jetzt wusste er, wo er sie hatte. Es war dieses Glitzern in ihren Augen gewesen, das ihn dazu gebracht hatte, die Situation falsch einzuschätzen. Alice war einfach eines dieser Mädchen. In der letzten Zeit hatten sie wieder begonnen, zu ihm zu kommen.
Als Alice fragte: »Hast du ein paar gute Tipps, wie man eine bekannte Sängerin wird?«, hegte er keine Zweifel mehr. So fingen sie an, fast immer. Max Hansen schenkte sich mehr Champagner ein und folgte seiner normalen Routine.
Alice brauchte eine Viertelstunde, um ihr Glas zu leeren, und als Max Hansen ihr den Rest aus der Flasche einschenken wollte, legte sie die Hand auf ihr Glas und sagte: »Nein, danke. Ich muss noch fahren.«
»Und wohin willst du so spät noch fahren?«
»Nach Hause.« Sie ließ ihren Blick auf eine Art von oben nach unten über seinen Körper gleiten, dass es ihn in den Lenden kribbelte. »Willst du mitkommen?«
Der Ford Fiesta, der hinter dem Dramatischen Theater geparkt war, gehörte zu den schrottigsten Autos, die er jemals gesehen hatte, und war definitiv das schrottigste, in dem er je gesessen hatte. Als Alice den Zündschlüssel drehte, klang es wie ein Formel-1-Rennen kurz vor dem Start, und Max Hansen nahm einen schwachen Geruch nach Benzin wahr, als ob es irgendwo ein Loch gab.
Alice fuhr die Birger Jarlsgatan zum Roslagstull hinunter, und als sie den Stureplan passierten, beugte Max sich vor und tat so, als wollte er sich die Schuhe binden. Seine Vorliebe für junge Mädchen war kein Geheimnis, aber ein junges Mädchen in einer brüllenden Blechkiste war doch ein bisschen zu viel für ihn, und er wollte nicht gesehen werden. Erst als Alice auf den Roslagsvägen abbog, entspannte er sich ein wenig und lehnte sich zurück, soweit es in dem harten Sitz möglich war.
Er schielte zu Alice hinüber, die ihre Augen starr auf die Straße gerichtet hielt. Nettes Profil. Auffallendes Kinn und mit einem markanten Kiefer, und die Form der Nase verhinderte einen zu kantigen Eindruck. Er war von ihr angezogen, keine Frage.
Aber es gab ein Problem. Gerade erst vor zwei Tagen hatte ereine alte Damenbekanntschaft auf ein paar Drinks nach Hause eingeladen. Schon als sie nebeneinander auf dem Sofa saßen, hatte Max einsehen müssen, dass nichts daraus werden würde, weil sein Körper nicht einmal ansatzweise auf ihr enges Top und den geschlitzten Rock angesprungen war. Er hatte vorgeben müssen, nie andere Absichten gehabt zu haben, als tatsächlich nur in aller Freundschaft ein paar Drinks mit ihr zu nehmen.
Diese Frau war allerdings fast doppelt so alt gewesen wie Alice. Er hoffte auf bessere Chancen, wo er doch jetzt quasi ein Heimspiel hatte.
Um das Terrain zu sondieren, sowohl seines als auch ihres, legte er eine Hand auf Alices Schenkel und drückte vorsichtig zu. Sie ließ es zu, so weit, so gut. Aber wie war es mit ihm
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