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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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Wochen aufgegeben, mit dem Mädchen zu sprechen. Was Lennart entschieden hatte, war ganz natürlich zum Gesetz geworden. Das Mädchen sprach nicht, sie summte, und sie hörte nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde auf zu summen, wenn man sie ansprach. Am Ende schien jeder Versuch sinnlos. Und sie summte ja auch so schön.
    Laila ließ die Tür zum Zimmer des Mädchens mittlerweile immer offen stehen, wenn sie unten bei ihr saß. Es änderte nichts. Wenn das Mädchen zur Tür kam, blieb sie wie vor einer unsichtbaren Schranke stehen, die sie daran hinderte, weiter in den Keller hinauszugehen.
    Damit sie etwas zu tun hatte, hatte Laila wieder angefangen zu stricken. Nachdem sie eine gute Stunde auf dem Bett gesessen und an einer neuen Mütze für das Mädchen gearbeitet hatte, schien sich plötzlich etwas an der Energie des Raumes zu verändern.
    Laila ließ ihre Stricknadeln sinken. Das Mädchen stand auf den Zehenspitzen direkt an der Schwelle und schaute in denKeller hinaus. Dann streckte sie einen Arm über die Schwelle hinweg, als wollte sie kontrollieren, ob es dort draußen wirklich einen Luftraum gab. Dann machte sie einen Schritt. Laila hielt den Atem an, während das Mädchen den anderen Fuß hinterherzog und schließlich auf den Fersen direkt auf der anderen Seite der Schwelle stehen blieb. Der Kopf des Mädchens drehte sich von links nach rechts.
    Das Summen wurde für einen Augenblick unterbrochen, als wären ihr Zweifel gekommen. Dann änderte es seinen Charakter. Eine neue Melodie, eine neue Tonart. Lailas Gesichtsfeld verschwamm und sie bemerkte, dass sie weinte. Durch die Tränen hindurch sah sie das Mädchen einen unendlich langsamen Schritt rückwärts gehen, sah, wie der andere Fuß hinterherkam, bis sie wieder diesseits der Schwelle stand. Dort blieb sie ein paar Sekunden stehen, während sich die Melodie veränderte. Dann drehte sie sich um und kehrte in ihr Zimmer zurück, suchte weiter, als ob nichts passiert wäre.
    Wovon träumst du, Laila? Hast du einen Traum?
    Etwas war passiert. Irgendetwas hatte sich in Lailas Innerem entfaltet und kratzte an ihrer Lethargie. Sie tastete in den Spalten und versuchte zu sehen, was sich dahinter befand. Sie sah nichts.
    Laila sammelte ihre Stricksachen ein und floh aus dem Zimmer.
    Sie hatte gedacht, dass sie nur eine Runde drehen würde, einfach so. Mittlerweile saß nur noch Lennart am Steuer, wegen ihres kaputten Knies. Aber heute, um zwölf Uhr mitten am Tag, fuhr sie mit hundertzehn Stundenkilometern über die kurvenreiche Landstraße nach Rimbo.
    Erst als sie in den Waldweg einbog, wurde ihr klar, dass dies schon die ganze Zeit über ihr Ziel gewesen war. Sie hielt an der Ausweichstelle, wo der Pfad in den Wald begann, und stellte den Motor ab.
    Hier hatte Lennart vor anderthalb Jahren das Mädchen gefunden. Laila stieg aus dem Auto und wickelte sich fester in den Mantel, um sich vor dem nasskalten Nieselregen zu schützen. Der Himmel hatte sich zugezogen, und obwohl es mitten am Tag war, herrschte zwischen den Bäumen Dämmerung. Laila machte ein paar zögerliche Schritte in den Wald hinein und widerstand dem Impuls zu rufen. Wonach hätte sie auch rufen sollen? Was suchte sie eigentlich? Sie suchte den Ort. Dann würde sie es wissen.
    Lennarts Beschreibung war nicht genau gewesen, aber soweit Laila es verstanden hatte, war es nahe an der Straße gewesen. Sie ging vorsichtig über die nassen Grasbüschel und das verrottete Laub, hielt Ausschau nach Abweichungen vom Normalen. Ein kühler, regennasser Wind zog zwischen den Stämmen hindurch und ließ sie erschaudern. Etwas Weißes flatterte in ihrem Augenwinkel.
    Ein abgebrochener Zweig ragte aus einem Fichtenstamm heraus, und an seinem Ende hing ein Stück von einer Plastiktüte. Laila ließ ihren Blick über den Boden wandern. Ein paar Meter von der Fichte entfernt sah sie eine Vertiefung im Boden, in die ein paar Zweige und Blätter hineingeweht worden waren. Laila zog das Stück Plastik vom Ast und hockte sich vorsichtig neben die Kuhle, bis sie sich gefahrlos in eine sitzende Haltung fallen lassen konnte. Sie fegte die Zweige und Blätter fort.
    Um die Vertiefung herum waren immer noch die Spuren von aufgeworfener Erde zu sehen. Laila umklammerte das Stück Plastik in ihrer Hand, ließ es los, drückte wieder fester zu. Sie untersuchte es und fand daran nichts anderes als weißes Plastik. Sie tastete mit der Hand in der Grube herum. Nichts.
    Von hier war das Mädchen gekommen. Hier hatte sie

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