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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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nicht gerade ihr Traum, landauf und landab zu fahren und Autogramme auf die Bäuche betrunkener Männer zu schreiben. Aber was war dann ihr Traum? Hatte sie überhaupt irgendeinen Traum?
    Das Album von Lizzie Kanger, zu dem Lennart beigetragen hatte, verkaufte sich ordentlich, und sie konnten von den Tantiemen leben, die sie mit diesem und vielen anderen Projekten einnahmen, an denen Lennart im Laufe der Jahre mitgearbeitet hatte. Rein theoretisch konnten sie die Hände in den Schoß legen, während ausreichend Geld hereinregnete, um sie ein Stück über dem Existenzminimum zu halten. Das Haus war abbezahlt, und sie hatten keine größeren Ausgaben. Alles war bereitet für ein gemütliches und schmerzfreies Flanieren auf dem Weg, den wir alle gehen müssen, bis das Licht gelöscht wird.
    Laila hatte sich schon darauf eingestellt, und Lennart schien sich widerwillig damit abgefunden zu haben. Bis er das Kind gefunden hatte. Laila konnte sich die fiebrige Energie nicht erklären, die Lennart im Verhältnis zu dem Kind entwickelt hatte, aber wie in den meisten anderen Dingen ließ sie ihn auch hier schalten und walten, wie er wollte, weil es so am einfachsten war.
    Im Herbst und im Winter bekam Lennart mehr Kompositionsaufträge als sonst. Lizzie Kangers kleiner Höhenflug hatte Eindruck hinterlassen, und es mangelte nicht an hoffnungsfrohen Sängern und Sängerinnen, die sich einen ähnlichen Anschub für ihre dümpelnden Karrieren vorstellen konnten. »Ein Lied oder einfach nur ein eingängiger Refrain, hast du was auf Lager, Lennart?«
    Lennart sperrte sich in seinem Studio ein und klimpertePhrasen zusammen, unterfütterte sie mit bombastischen Synthi-Streichern, damit nicht einmal einem musikalischen Analphabeten das Hit-Potenzial seiner Demos entging, und dann verschickte er sie an alle möglichen Plattenfirmen.
    Das Mädchen aß mittlerweile feste Nahrung, und meistens war es Laila, die ihr mit dem Löffel die Babygläschen verabreichte, die sie mit erstaunlichem Appetit verschlang. So viel sie auch aß, sie blieb ungewöhnlich dünn und schmächtig für ein Baby, was umso schwerer zu verstehen war, als sie sich kaum bewegte. Laila wünschte, dass sie einen vergleichbaren Stoffwechsel hätte.
    Zum Herbst hatte das Mädchen tatsächlich begonnen zu laufen, aber sie sprach immer noch kein Wort. Das Einzige, was sie von sich gab, wenn sie in ihrem Zimmer umherlief, war ein leises und einschläferndes Summen von Melodien, die Laila noch nie gehört hatte. Es kam vor, dass Laila einschlief, während sie auf dem Gästebett saß und die Kleine beobachtete.
    Einmal hatte das Mädchen ein zwanzig Zentimeter langes Seilende mit vier Knoten gefunden, das sie nie wieder hergab. Sie kaute daran herum, sie schmuste damit, massierte sich damit die Wange und hielt es in der Hand, während sie schlief.
    Nach ein paar Wochen begann das Mädchen ihre neu gewonnene Fähigkeit zu laufen auf eine Weise zu nutzen, die Laila auf den Magen schlug, ohne dass sie einen Grund dafür nennen konnte. Das Mädchen suchte . Anders konnte man es nicht beschreiben.
    Mit dem Seilende in der Hand lief sie im Zimmer herum und schaute hinter den Schrank, unter das Bett. Sie hob die Schmusetiere, um die sie sich sonst nicht im Geringsten kümmerte, aus ihrem Korb und schaute in den Korb hinein. Dann kehrte sie zu den Schreibtischschubladen zurück und zog sie heraus, schaute unter das Bett und so weiter und so weiter, und ständig summte sie dabei.
    Im Großen und Ganzen war dies alles, was sie tat. Manchmal setzte sie sich auf den Fußboden und streichelte die Knotenin ihrem Seil, aber nach einer Weile stand sie wieder auf und schaute hinter den Schrank. Wenn Laila sie fütterte, schaute ihr das Mädchen nie in die Augen. Sie ließ ihren Blick durch das Zimmer schweifen, als würde sie immer noch suchen.
    Laila konnte auf dem Bett sitzen und die Wege des Mädchens durch das Zimmer verfolgen, während ein leiser Schrecken in ihr zu flüstern begann. Je länger sie dasaß und dem Mädchen zuschaute, wie es zielbewusst den Raum durchsuchte, desto stärker wuchs ihre Überzeugung, dass es hier wirklich etwas gab, nach dem man suchen konnte, und dass das Mädchen es jeden Augenblick finden würde. Sie hatte keine Vorstellung, was das sein konnte, und sie fragte sich, ob das Mädchen es wusste.
    Der Winter schleppte sich weiter mit dunklen Nachmittagen und Regenspritzern am Kellerfenster. Als allmählich der Frühling kam, hatte Laila schon seit vielen

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