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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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wie das Mädchen, ein Bett bekommen, ein Zimmer und Essen zu geregelten Zeiten. Mehr nicht.
    Aber vorher kam die Erschöpfung. Sie begann ihre Tage damit zu verbringen, im Wohnzimmer im Sessel zu sitzen und absolut nichts zu tun. Sie hatte keine Kraft mehr zu suchen, keine Kraft mehr, Kreuzworträtsel zu lösen, nicht einmal mehr zu denken. Manchmal kam Lennart und sagte demütigende Sachen zu ihr, aber sie hörte es kaum. Sie fühlte nichts außer einer vagen Empfindung von Scham über das, was aus ihr geworden war.
    Eines Tages, nachdem Lennart nach Stockholm gefahren war und sie zwei Stunden lang im Sessel verbracht hatte, kam doch noch so etwas wie ein klick . Eine Membran zerbarst, alles wurde klar, und sie fasste einen Entschluss. Sie richtete sich mit weit geöffneten Augen in ihrem Sessel auf.
    Sie hatte noch nicht in der Garage gesucht. Nein. Deshalb würde sie jetzt in die Garage gehen und einen Schrank öffnen oder eine Schublade herausziehen, und das Erste, was sie sehen würde, war es . Ganz egal, was es sein würde, es sollte das sein, wonach sie gesucht hatte. So hatte sie entschieden.
    Eifrig und aufgeräumt, wie sie seit Jahren nicht mehr gewesen war, eilte sie über den Hof. Das Garagentor stand entgegenkommenderweise einen Spaltbreit offen, nachdem Lennart dasAuto herausgefahren hatte. Die Sonne strahlte von einem blassblauen Julihimmel. Laila zog das Tor weiter auf und verschwand in der Dunkelheit.
    Auf der Werkbank lagen ein paar Autoteile und Werkzeuge, darunter stand ein Rollschrank mit drei Schubladen. Laila stellte sich vor den Schrank und ließ ihre Hand sanft über die drei Schubladen gleiten, als wäre sie in einer Quizshow, und nur eine der Schubladen würde den geheimen Hauptgewinn enthalten. Was konnte es sein? Eine Urlaubsreise auf die Malediven oder hundert Kilo Kaffee?
    Laila zählte ene, mene, minke, pinke, und der Zeigefinger blieb vor der mittleren Schublade stehen. Sie zog sie heraus.
    Deutlicher hätte es nicht sein können. In der Schublade lag nur ein einziger Gegenstand. Ein nagelneues, zehn Meter langes Nylonseil. Laila nahm es heraus und wog es in den Händen.
    Aha. Jetzt wusste sie, was sie zu tun hatte. Es fühlte sich richtig an. Wie eine große Erleichterung.
    Die folgenden Tage durchlebte sie wie in einem Rausch. Die alltäglichen Routinen erschienen ihr plötzlich kurzweilig oder zumindest wertvoll, weil sie wusste, dass sie sie das letzte Mal ausführte. Wenn sie unten bei dem Mädchen saß, verspürte sie Mitleid mit ihm wegen ihres vergeblichen Suchens. Lailas eigene Suche war vorbei.
    Keine Schmerzen mehr im Bein, keine Scham über den schwerfälligen Körper, nie wieder diese ununterbrochen nagende Erfahrung, nicht gut genug zu sein. Schluss damit. Bald.
    Lennart bemerkte, wie sie sich verändert hatte, und wurde milder gestimmt, fast freundlich. Er tolerierte sie in einem ungewohnten Ausmaß. Aber es blieb, was es war: Er tolerierte sie. Sie sah jetzt alles klarer. Für Lennart würde es eine Befreiung sein, wenn er sie nicht länger mitschleppen müsste. Niemand würde ihr eine Träne nachweinen. Blieb die Frage, ob sie es schaffen würde.
    Das war ein Problem. Sie hatte keine Angst davor, tot zusein, aber wie lächerlich es auch klingen mochte, sie hatte Angst davor, sich aufzuhängen. Weil es wehtat und weil es irgendwie hässlich war.
    Aber sie musste ja nicht unbedingt dieses Seil benutzen. Das Seil war nur ein Wegweiser, wichtig war das Ergebnis. Nachdem sie eine Weile darüber nachgedacht hatte, hatte sie sich entschieden, wie sie es machen wollte, und das Einzige, was jetzt noch blieb, war das Warten auf die passende Gelegenheit.
    Es dauerte fast einen Monat, bis sie kam. Anfang August hatte es eine Woche lang kräftig geregnet, bevor ein paar Tage mit warmem und schönem Wetter folgten. Ideale Bedingungen für Steinpilze. Lennart begab sich hinaus auf die Suche durch die Wälder, und ausnahmsweise nahm er das Fahrrad dafür.
    Laila machte eine scherzhafte Bemerkung darüber, mit welchem interessanten Fund er wohl dieses Mal nach Hause kommen würde. Lennart wirkte verwirrt, als sie sich vorbeugte, ihn auf die Wange küsste und Tschüs sagte, nachdem er sich auf das Fahrrad geschwungen hatte. Bevor er hinter der Biegung verschwand, schaute er noch einmal über die Schulter zurück. Sie winkte. Dann ging sie hinein und holte den Staubsauger.
    Sie fühlte sich vollkommen ruhig, während sie den Schlauch von dem Staubsauger abkoppelte und eine Rolle

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