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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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gelegen. In dieser Tüte. In dieser Grube. Keine anderen Spuren führten hierher, keine führte von hier weg. Hier hatte es begonnen.
    Wovon träumst du, Laila?
    Lange saß sie einfach nur mit der Hand in der Grube da, bewegte sie hin und her, als würde sie nach einem Rest vonWärme suchen. Dann sackte sie zusammen und senkte den Kopf. Kalte Regentropfen fielen ihr in den Nackenausschnitt, als sie die nasse Erde liebkoste und flüsterte:
    »Hilf mir, Kleine. Hilf mir.«
    18
    Auch Jerry bemerkte die Veränderungen in Theres’ Verhalten, wenn er alle paar Wochen einmal zu Besuch kam, aber er störte sich nicht daran. Die Art, wie seine Schwester suchte, hinterließ bei ihm den Eindruck, dass sie nach einem Weg nach draußen suchte, einem Weg, der nicht durch die Tür führte, durch die sie mittlerweile regelmäßig ging, um den Rest des Kellers zu erkunden. Einen Geheimgang sozusagen. So etwas existierte nicht, das wusste er besser als alle anderen. Aber er ließ sie machen. Sie hatten anderes in der Mache.
    Einen guten Monat nach ihrer Bowie-Session hatte er ihr eines seiner eigenen Lieder vorgespielt, hatte die Akkordfolgen durchgespielt, die er auf das Stück Papier gekritzelt hatte. Er hatte sich vorgestellt, dass aus diesem Song eine Art schwedischer Britpop werden sollte, aber als Theres eine Melodieschleife dazu sang, wurde eher ein Hybrid aus schwedischer Folkmusik und allertraurigstem Country daraus. Kein Geld, keine Liebe und kein Zuhause.
    Im Laufe des Winters nahm er die Drohung zurück, ihre Existenz zu verraten, und verlangte dafür, dass er hin und wieder ungestört ein paar Stunden mit ihr verbringen durfte.
    Sobald er ein paar neue Lieder hatte, kam er vorbei, sperrte sich zusammen mit Theres in ihrem Zimmer ein und hängte eine Decke vor das Fenster, damit Lennart ihnen nicht nachspionieren konnte. Dann machten sie Musik.
    Die Songs klangen ausnahmslos düsterer, nachdem sie durch Theres’ Stimme gefiltert wurden. Vielleicht war »düsterer« auch das falsche Wort. Ernsthafter. Dessen ungeachtet war Jerry immer wieder erstaunt, was für gute Songs er schreiben konnte, wenn er hörte, wie Theres sie sang. Wenn er sie allein vor sich hinsummte, klangen sie wie jedes andere x-beliebige Lied.
    Seine Komponiererei verfolgte keinen bestimmten Zweck, außer dass er sich damit besser fühlte. Sobald er sich zu Theres gesetzt und einen E7-Akkord angeschlagen hatte – das war ihr kleines Ritual – und Theres mit ihrer klaren Stimme darauf antwortete, schien etwas von ihm abzufallen, aus ihm hinauszurinnen.
    Wenn sie anschließend miteinander jamten und Theres seine einfachen Ideen zu wirklicher Musik erhob, befand er sich für ein paar Minuten ganz woanders, an einem besseren Ort. Vielleicht gab es doch einen Geheimgang, eine Möglichkeit, hier herauszukommen. Wenn auch nur für eine Weile.
    19
    Laila wusste, dass es aufhören musste.
    Es hatte an dem Tag angefangen, als sie von dem Ort zurückkehrte, wo Lennart das Mädchen gefunden hatte. Sie hatte angefangen zu suchen. Zuerst hatte sie die Garderobe geöffnet und die alten Schallplatten durchgeblättert, die sie dort aufbewahrten. Anschließend war sie die Kleiderkammer durchgegangen. Im Laufe weniger Tage öffnete sie jeden Karton und jede Schublade, in der sie alte Sachen aufbewahrten. Danach stöberte sie in allen Ecken das Hauses.
    Als sie auch damit fertig war, begann sie an Orten zu suchen, an denen sie bereits gesucht hatte. Vielleicht war sie beim ersten Mal ja unaufmerksam gewesen und hatte etwas übersehen.
    Bei ihrer Suche kam es vor, dass sie ein längst vergessenes Spielzeug oder ein Souvenir von irgendeiner Urlaubsreise fand. Lange hatte sie ein Holzmännchen aus Mallorca betrachtet, das aus seinem Mund Zigaretten spendete, wenn man auf seinen Hut drückte. Sie hatte das Männchen vollkommen vergessen und versuchte sich einzureden, dass sie am Ziel ihrer Suche war.
    Gleichzeitig wusste sie, dass es eine Lüge war und dass sie das, wonach sie suchte, niemals finden konnte. Trotzdem machte sie weiter. Zwischendurch saß sie unten bei dem Mädchen und schaute zu, wie sie dasselbe machte. Laila spürte, dass sie dabei war, eine Grenze zu überschreiten. Jederzeit konnte sich ein leises Klicken in ihrem Kopf bemerkbar machen und dann wäre sie endgültig verrückt geworden.
    Es kam so weit, dass sie sich nach diesem Tag zu sehnen begann. Dann würde sie keine Verantwortung mehr für ihre Handlungen übernehmen müssen. Dann würde sie, genau

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