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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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ergeben, ganz natürlich. Als ob es normal war. Kein Misstrauen hinsichtlich der Motive seines Besuchs, keine unterschwellige Kritik und keine schwelende Unzufriedenheit zwischen den Eltern, die sich jederzeit in einem höhnischen Kommentar entladen konnte. Nichts als Kaffee, selbst gebackener Kuchen und Kuschelmuschel. Jerry schaute von Lennart zu Laila, die beide Mürbeplätzchen in ihren Kaffee tunkten. »Was zum Teufel ist denn mit euch los?«
    Laila schaute ihn an. »Was soll denn mit uns sein?«
    Jerry deutete auf den gedeckten Tisch. »Ja, verdammt, ihr sitzt hier wie … ich weiß nicht … wie trautes Heim, Glück allein. Tirili, tirila, willkommen zu Hause. Was ist mit euch los?«
    Lennart zuckte mit den Schultern. »Ist das ein Problem?«
    »Nein, das ist kein Problem. Das ist ja gerade das Unheimliche daran. Seid ihr in eine Sekte eingetreten oder so was?«
    Jerry kapierte gar nichts mehr. Er verschlang noch ein paar Stück Kuchen, bedankte sich und ging in den Keller hinunter.
    Theres’ Gitterbett war verschwunden, und sie schlief jetzt in seinem alten Bett. Sie trug keine Windel mehr, also hatte sie wahrscheinlich gelernt, die Toilette im Keller zu benutzen. Ein selbst gebauter Schrank mit einem Holzgitter als Front hatte das Mobiliar erweitert. Hinter dem Gitter konnte Jerry einenCD-Spieler ausmachen. Theres stand mitten im Zimmer, mucksmäuschenstill. In einer Hand hielt sie eine CD.
    Sie war zu einem süßen, kleinen Mädchen herangewachsen. Ihr hellblondes Haar hatte angefangen, sich um ihr Gesicht zu kräuseln, es rahmte ihre riesigen blauen Augen ein und ließ sie aussehen wie einen Engel.
    Jerry war gebannt von ihrem Anblick und setzte sich ohne ein Wort vor sie auf den Boden. Theres’ Blick war auf seine Lippen geheftet. Es vergingen etwa zehn Sekunden, dann machte Theres einen Schritt nach vorn, schlug ihn hart auf den Mund und sagte: »Deden!«
    Jerry drohte nach hinten überzukippen, konnte sich jedoch rechtzeitig mit einem Arm abstützen. Reflexartig verpasste er Theres eine Ohrfeige, die hart genug war, um sie umzuwerfen. »Was zum Teufel ist denn in dich gefahren, du verdammtes Gör!«
    Theres stand auf und ging zum Bett hinüber, kroch hinauf. Sie setzte sich mit dem Rücken zu ihm und dem Gesicht zur Wand, begann zu summen. Jerry tastete über seinen Mund. Kein Blut.
    »Hör mal, Schwesterherz«, sagte er. »Wollen wir schon wieder damit anfangen?«
    Ihre Schultern zogen sich zusammen, und ihr Nacken war gebeugt, als würde sie sich schämen. Jerrys Herz wurde weich, und er sagte zu ihrem Rücken: »Ach, drauf geschissen. Das macht doch nichts.«
    Er krabbelte an sie heran und sah, dass sie sich ganz und gar nicht schämte. Sie hatte den Kopf nur gesenkt, damit sie sich besser in der CD spiegeln konnte, die sie in beiden Händen hielt. Jerry streckte die Hand danach aus. »Lass mal sehen, was du da hast.«
    Theres zog die Scheibe weg und knurrte . Es gab kein anderes Wort für den Laut, der aus ihrer Kehle drang. Jerry lachte und zog die Hand zurück. »Okay, okay. Ich nehme sie dir nicht weg. Schon verstanden. Du hast ja recht, Schwesterherz.«
    Eine Weile blieb er schweigend neben ihr sitzen, betrachtete sie dabei, wie sie sich selbst betrachtete. Ohne ihm den Kopf zuzuwenden, sagte Theres schließlich: »Deden.«
    »Aber ich dede doch. Was soll ich denn sagen? Entschuldigung, oder was? Bist du sauer, weil ich so lange nicht da war? Was? Na dann, Entschuldigung.«
    »Deden Talle. Ingen.«
    Jerry zog die Augenbrauen zusammen. Dann begriff er. Er packte die Gitarre aus und schlug ein C an. Theres drehte sich um und schaute auf seine Finger, als er noch einmal das C anschlug. Ihr Arm schnellte heran. Sie schlug ihm mit der CD auf die Hand und schrie einen einzigen Ton heraus.
    Jerry riss sich zusammen und schlug nicht zurück. Ein roter Strich begann auf seinem rechten Handrücken hervorzutreten. Theres sang erneut den Ton und holte mit der CD zu einem neuen Schlag aus.
    »Ja, ja«, sagte Jerry. »Immer mit der Ruhe. Hier hast du es.« Er spielte ein Emaj7, und die Scheibe senkte sich wieder. »Ich hatte es vergessen. Sorry.«
    Weil er nicht dazu gekommen war, neue Stücke zu schreiben, jammte Jerry eine Weile herum, spielte ein paar passende Akkorde, während Theres eine Melodie improvisierte. Die Lieder, die dahinter hervorschauten, klangen mindestens genauso gut wie diejenigen, die er vorher mühsam zusammengeschrieben hatte.
    Er dämpfte die Saiten mit der Hand und schaute sich im

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