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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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Kopf eines Steintrolls, der dort aufgestellt war.
    Lennart und Laila waren fröhlich und leicht angeheitert. Ohne das Für und Wider abzuwägen, nahmen sie das Mädchen zwischen sich auf das Sofa. Sie ließ den Steintroll nicht los, sondern klemmte ihn sich zwischen die Oberschenkel, um ihn weiter mit der Hand streicheln zu können.
    »Hole in your soul« klang aus und die einleitenden Pianotriller von »Thank you for the music« strömten aus den Lautsprechern.
    »I’m nothing special, in fact I’m a bit of a bore …«
    Laila sang mit. Auch wenn sie nicht dieselben Höhen erreichte wie Agnetha, klang es absolut gut. Sie wurde von dem Mädchen unterstützt, das instinktiv die Melodie aufnahm und ihre Töne nur den Bruchteil einer Sekunde später platzierte, nachdem die Töne von ABBA ihre Ohren erreichten.
    Lennart musste schlucken. Als der Refrain das nächste Mal erklang, konnte auch er sich nicht mehr zurückhalten und stimmte mit ein.

    »So I say thank you for the music, the songs I’m singing
    Thanks for all the joy they’re bringing …«
    Sie sangen über das, was sie gemeinsam hatten. Sie schunkelten zusammen auf dem Sofa, und das Mädchen schunkelte mit. Als sich das Lied in Knistern auflöste, standen sowohl Lennart als auch Laila die Tränen in den Augen, und ihre Köpfe drohten aneinanderzustoßen, als sie sich gleichzeitig hinunterbeugten, um das Mädchen auf den Scheitel zu küssen.
    Es war ein schöner Abend.
    Das Mädchen hatte begonnen, sein Zimmer zu verlassen. Es hatte auffällig lange gedauert, bis es so weit war, aber jetzt war der Tag gekommen, an dem es seine Welt erweitern wollte.
    Sie war in jeder Hinsicht eine Spätentwicklerin, außer in der Musik. Es hatte lange gedauert, sie trocken zu bekommen, sie bewegte sich holperig und ungeschickt und hatte dieselben kulinarischen Vorlieben wie als Baby. Nach wie vor weigerte sie sich, etwas anderes zu essen als Babygläschen, und Lennart musste zu abgelegenen Supermärkten fahren, wo er, ohne Verdacht zu erwecken, große Vorräte von Semper und Findus einkaufen konnte. Sie zeigte die Tendenz, sich eher an tote Dinge zu binden als an lebendige Wesen, und ihr Sprachvermögen entwickelte sich sehr langsam. Sie schien alles zu verstehen, was man ihr sagte, drückte sich selbst aber nur in Zwei- oder Dreiwortsätzen aus, in denen sie von sich selbst als »Kleine« sprach.
    »Kleine mehr Essen.« »Kleine das haben.« »Das weg.«
    Ausgenommen Liedtexte. Wenn man den eingeschränkten Wortschatz des Mädchens bedachte, war es erstaunlich, sie ein englisches Lied in perfekter Aussprache singen zu hören. »Singen« war vielleicht das falsche Wort. Sie gab den Gesang wieder. Am Tag nach ihrem Hochzeitstag lief sie beispielsweise im Keller herum und sang mit Agnetha Fältskogs spezieller Diktion, wobei sie fast den ganzen Text auswendig konnte.
    Nach jenem Abend ließ Lennart seine Restriktionen fallen, und Laila durfte ihren Musikgeschmack mit dem Mädchen teilen. Im CD-Spieler bekamen Schubert und Beethoven Gesellschaft von Stikkan Andersson und Peter Himmelstrand.
    Aber das Problem, mit dem Lennart sich partout nicht hatte befassen wollen, ließ sich inzwischen nicht länger verdrängen. Sie konnten nicht zulassen, dass sich das Mädchen außerhalb des Hauses zeigte. Sie konnten sie einsperren, aber das war im Grunde keine Alternative. Was sollten sie also tun?
    »Lennart«, sagte Laila ein paar Tage später, als sie im Garten waren, um einen weiteren Nistkasten aufzuhängen, »wir müssen akzeptieren, dass es vorbei ist.«
    Lennart stand ganz oben auf der Leiter und ließ den Kasten fallen, den er gerade im Begriff war aufzuhängen. Er klammerte sich am Baum fest und drückte seine Stirn an den Stamm. Dann stieg er hinunter, setzte sich auf die dritte Sprosse und schaute Laila in die Augen.
    »Kannst du dir das vorstellen?«, sagte er. »Sie wegzugeben und danach niemals wiederzusehen?«
    Laila dachte nach und versuchte es sich vorzustellen. Die Abwesenheit. Den leeren Keller, keine Babygläschen mehr, die Stimme des Mädchens nie mehr zu hören. Nein. Das wollte sie nicht.
    »Glaubst du nicht, dass wir sie dann adoptieren dürften? Ganz egal, wie alles angefangen hat, schließlich hat sie sich doch so an uns gewöhnt. Darauf müssen sie doch Rücksicht nehmen.«
    »Erstens bin ich mir nicht sicher, dass sie so nachsichtig sind, und zweitens …« Er nahm Lailas Hand und drückte sie fest. »Wir wissen es doch, oder? Irgendetwas stimmt nicht mit

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