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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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darauf, dass sie nicht mehr an ihn herankam.
    Nachdem er das Mädchen also in sein Bett gesetzt hatte, ging Lennart eine Runde durch das Zimmer und betrachtete seine Finger. Sie erschienen ihm glänzend und weiß wie Klaviertasten. Er legte sie auf eine unsichtbare Klaviatur und spielte die Mozartsonate mit, die aus dem CD-Spieler erklang. Nein. Das Spielen vermisste er nicht. Er hatte genug gespielt. Er öffnete und schloss die Hände. Es fühlte sich merkwürdig leer an. Irgendetwas fehlte, irgendetwas musste getan werden.
    Lennart ging in den Keller und schaltete die Leuchtstoffröhre über der Werkbank an. Diverse Werkzeuge waren fein säuberlich an ihren Halterungen aufgehängt. Schrauben, Nägel und Beschläge lagen sorgfältig in kleine Kisten sortiert in einem Wandregal. Er war nie ein handwerklich begabter Mensch gewesen, aber er mochte die Werkzeuge. Sie waren so definitiv. Jedes Werkzeug war für eine bestimmte Aufgabe gedacht und gemacht, als Verlängerung des menschlichen Arms. Lennart hob die Bohrmaschine hoch und wog sie in der Hand. Es fühlte sich gut an, sie zu halten. Als er den Knopf hineindrückte, passierte nichts. Leer. Er holte das Ladegerät heraus und steckte den Akku hinein. Er spielte ein wenig mit den Meißeln, fühlte am Hammer.
    Vielleicht könnte man etwas bauen?
    Laila hatte Kohlrouladen gekocht, und im Haus herrschte eine gesegnete Stille. Als sie aufgegessen hatten und Lennart das Geschirr in die Spülmaschine räumte, sagte er ganz nebenbei: »Du, brauchen wir etwas? Was man bauen kann?«
    »Nein. Was sollte das sein?«
    »Ich weiß nicht. Deshalb frage ich ja.«
    »Was meinst du mit bauen?«
    »Bauen, du weißt schon. Bauen. Holzstücke so zusammensetzen, dass etwas Neues daraus entsteht. Bauen.«
    »Warum solltest du das tun?«
    Lennart seufzte und spülte die Soßenreste von seinem Teller, bevor er ihn in die Maschine stellte. Warum hatte er überhaupt gefragt? Er schüttete Pulver ins Spülmittelfach und schlug die Spülmaschine unnötig hart zu.
    Laila hatte den Kopf in die Hand gestützt und ihn dabei beobachtet. Als er den Wischlappen holte und den Tisch trocken zu wischen begann, sagte sie: »Ein Schuhregal.«
    Lennart stellte seine kreisförmigen Bewegungen über das Wachstuch ein und rief sich ihren Eingangsflur ins Gedächtnis. Dort standen vier Paar Schuhe auf dem Boden. Zwei Paar Straßenschuhe und zwei Paar Holzschuhe. Die Gummistiefel standen im Keller.
    »Ja«, sagte er. »Das könnte man wohl machen.«
    »Dann können wir auch die Gummistiefel dorthin stellen«, sagte Laila.
    »Ja.«
    Er schaute Laila an. Sie hatte in den letzten Monaten ein paar Kilo abgenommen. Vermutlich war das auch der Grund dafür, dass er kein Zellophanpapier mehr überall im Haus verteilt fand. Sie hatte aufgehört, aus Frust zu essen.
    Es lag wohl am Licht. Wie es vom Wachstuch reflektiert wurde und ihr Gesicht schräg von der Seite beleuchtete. Während eines kurzen Augenblicks dachte Lennart, dass Laila schön war. Der Abstand zwischen seiner Hand und ihrem Gesicht betrug nur einen halben Meter, und jetzt sah er, wie seine Hand sich langsam von der Tischplatte hob und ihre Wange streichelte.
    Danach griff er nach dem Wischlappen und rubbelte dermaßen frenetisch an einem fest getrockneten Preißelbeerflecken herum, dass das Wachstuch zur Seite rutschte. Er spülte den Wischlappen aus, hängte ihn über den Hahn und sagte: »Also dann, ein Schuhregal.«
    Während der folgenden Wochen baute Lennart ein Schuhregal, zwei Handtuchhalter und einen Schlüsselschrank. Nachdem ihm keine Dinge mehr einfielen, die sie gebrauchen konnten, ging er dazu über, Nistkästen zu bauen.
    Manchmal, wenn er vom Duft des frisch gesägten Holzes umgeben war und die Töne eines Schubert-Quartetts aus dem Zimmer des Mädchens drangen, fühlte er sich rundum zufrieden. In kleinen Schritten hatte sich alles in die richtige Richtung bewegt. Die harten, scharfen Kanten des Daseins waren erst mit grobem und dann mit feinem Sandpapier geglättet worden, sodass er sanft durch das Leben gleiten konnte, ohne sich einen Splitter zuzuziehen.
    Lennart setzte sich den Gehörschutz auf und startete die Stichsäge, um die Fenster und Türen aus der zukünftigen Fassade einer Nistkastenversion ihres eigenen Hauses zu schneiden. Es war eine frickelige Arbeit, die volle Konzentration erforderte, und als er fünf Minuten später die Säge ausstellte und den Gehörschutz absetzte, rann ihm der Schweiß die Stirn hinab.
    Die Stille

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