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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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Zusammenhang deutlich.
    Als Wheelsonfire bei Partypoker auftauchte und Jerry ihn um viertausend Kronen erleichtern konnte, empfand er eine tiefe und innige Schadenfreude. Kein neuer Kühlschrank für dich, du Idiot. Schmor doch in deiner Campinghölle, während dein Essen vergammelt. Du hast es dir verdient.
    Seine Angst und sein Unbehagen gegenüber anderen Menschen wurden weder besser noch schlimmer. Aber seine Verachtung wuchs. Und sein Einkommen. Ein gutes Jahr nachdem erzu spielen und Informationen zu sammeln begonnen hatte, konnte er häufig acht- bis zehntausend Kronen im Monat einfahren, Geld, bei dem das Finanzamt gar nicht erst auf die Idee kam, danach zu fragen.
    Er saß in seiner kleinen Wohnung in Norrtälje und tunkte seine virtuellen Finger in die globalen Finanzströme. Er spielte fünf, sechs Stunden am Tag, und ganz gleich, wie viel er gewann oder verlor, er wurde niemals gierig. Es spielte keine Rolle für ihn. Das Wichtigste war, dass er eine kleine Machtbasis hatte, auf der er sitzen und seine Peitsche über alle Dummköpfe der Welt schwingen konnte. Hart zuschlagen und förmlich hören, wie sie jammerten. Manchmal konnte er sogar etwas empfinden, das an Freude erinnerte.
    28
    Als das Mädchen gut zwölf Jahre alt war, wurde sie apathisch. Nichts und niemand schien mehr an sie herankommen zu können. Tagein, tagaus saß sie auf ihrem Bett und starrte untätig an die Wand. Sie sang nicht, sprach nicht, bewegte sich kaum und musste mit einem Löffel aus den Babygläschen gefüttert werden; es war nach wie vor das Einzige, was sie als Nahrung akzeptierte.
    Auf Dauer wurde es richtig furchterregend, und Lennart und Laila begannen ernsthaft zu diskutieren, ob sie das Mädchen nicht doch besser fortgeben und ihre Pflege Menschen überlassen sollten, die sich damit auskannten. Irgendwohin fahren, wo niemand sie kannte, und sie in einem Krankenhaus zurücklassen, wieder wegfahren, ohne etwas zu sagen. Aber es kam ihnen kalt und schrecklich vor, niemals zu erfahren, wie es ihr ergangen war. Also warteten sie ab.
    Anscheinend war bisher ja alles gut gegangen. Das Mädchen hatte gelernt, mit der Maschine zu schreiben, sie konnte ganze Wörter und Sätze formen. Über eine längere Zeit hinweg hattesie jedes Wort abgeschrieben, das in einer alten Ausgabe der Norrtelje Tidning stand. Artikel, Annoncen, Sprechblasen aus den Comic-Serien, das Fernsehprogramm. Sie brauchte fast vier Monate, bis sie die ganze Zeitung auf sechzig DIN-A4-Seiten abgeschrieben hatte.
    Als dieses Projekt abgeschlossen war, veränderte sich etwas. Laila bemerkte es zunächst daran, dass das Mädchen eines Morgens, als sie in den Keller hinunterkam, vor der Waschmaschine stand und hineinschaute, bevor sie sie zuklappte und in den Wäschetrockner schaute. Und dann in den Wäschekorb.
    »Wonach suchst du?«, hatte Laila gefragt, aber das Mädchen hatte sie wie üblich ignoriert.
    An einem anderen Tag hatte Laila still an der Tür zum Werkstattkeller gestanden und beobachtet, wie das Mädchen Schubladen herauszog und in Schränke schaute, wie sie es als kleines Kind schon getan hatte, so wie auch Laila es getan hatte.
    Das Mädchen war zu einer goldgelockten Schönheit herangewachsen, und es hatte etwas zutiefst Beklemmendes, dabei zuschauen zu müssen, wie dieses schöne Wesen umherirrte wie ein Schwan in einem zu engen Käfig und nach etwas suchte, das es nicht gab. Der finstere, dunkle Keller, das Scheppern, wenn schon wieder eine Schublade voller sinnloser Werkzeuge herausgezogen wurde, während die goldenen Haare über ihre Schultern wallten.
    Laila hatte mit der Krücke, die sie mittlerweile benutzte, um die Kellertreppe hinunterzukommen, gegen den Türpfosten geklopft, und das Mädchen stellte seine Suche sofort ein, ging in ihr Zimmer und setzte sich auf das Bett. Laila setzte sich neben sie.
    »Kleine? Was möchtest du denn haben?«
    Das Mädchen antwortete nicht.
    In einer der folgenden Wochen war Laila abends in den Keller gegangen, um ein Paar Fausthandschuhe herauszusuchen. Sie blieb in der Tür zum Zimmer des Mädchens stehen und schauteihr beim Schlafen zu. Ihr Haar floss über das Kissen, und ihre Arme lagen ausgestreckt neben dem Körper. Sie sah aus wie eine sehr schöne Leiche, und Laila schauderte es.
    Da fiel ihr Blick auf die Schreibmaschine. Ein leeres Blatt steckte in der Walze und leuchtete blass im Widerschein der Kellerlampe. Nein. Nicht leer. Es stand etwas darauf geschrieben. Nachdem sie sich vergewissert

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