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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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die der Typ hingearbeitet hatte. Trotzdem konnte Jerry nicht nachgeben.
    Er erhöhte mit seinen letzten dreihundert, und die Verzweiflung griff mit kalten Händen nach seinem Herzen, als der Typ nicht passte, sondern sehen wollte. Es waren noch drei Wochen, bis die nächste Monatsrente überwiesen wurde, und Jerry hatte keine einzige Krone mehr, von der er bis dahin leben könnte.
    Er begriff nicht, was er sah, als Bizznizz die Karten auf den Tisch legte. Er hatte einen Kurzschluss im Hirn, und seine Blicke wanderten zwischen seinen und Bizznizz’ offenen Karten hin und her. Es sah tatsächlich so aus, als hätte dieser Armleuchter nur ein Dreierpärchen!
    Erst als das Geld in Jerrys Konto hineinrasselte, begriff er, dass es kein Missverständnis gewesen war. Der Idiot hatte ewig mit einem niedrigen Pärchen geblufft und war am Ende blöd genug, sehen zu lassen! Jerry hatte Mister Bizznizz um fast fünftausend Kronen erleichtert.
    An diesem Abend spielte er nicht weiter. Die Partie hatte ihm eine wichtige Erkenntnis beschert. Es gab eine mehr oder weniger große Anzahl echter Hornochsen, die sich auf Zockerseiten im Internet tummelten. Hornochsen mit Geld. Es galt nur, sie ausfindig zu machen und an denselben Tisch zu kommen wie sie.
    Jerry begann, sämtliche Seiten, Blogs und Diskussionsforen zu scannen, die mit Poker zu tun hatten. Er sammelte Informationen. Nach ein paar Wochen hatte er ein einigermaßen klares Bild davon, welche Arten von Menschen sich im Netz bewegten und spielten, zumindest in Schweden. Die meisten verwendeten unterschiedliche Aliasse und Benutzernamen, je nachdem, ob sie spielten oder ob sie diskutierten, aber einige hingen so an ihren Namen, dass sie sie sogar dann noch verwendeten, wenn Geld im Spiel war.
    Jerrys Geniestreich bestand darin, heimlich in Foren mitzulesen, in denen sich Leute austauschten, die mutmaßlich schnelles und einfaches Geld verdienten. Börsenmakler und IT-Leute. Bestimmte Foren in den Wirtschaftszeitungen waren auch ganz dankbar. Eine Diskussionsseite für Immobilienbesitzer in Danderyd stellte sich als wertlos heraus, er scrollte die Seiten rauf und runter, ohne zwischen Tipps zu Fassadenrenovierungen und billigen Handwerkern das zu finden, wonach er suchte. Eine Seite für Besitzer von Abessiniern – einer teuren und angesagten Katzenrasse – erwies sich als Goldgrube.
    Er suchte also nach Beiträgen, in denen von Online-Poker die Rede war. Nach einer neureichen Person, die sich beispielsweise mit anderen über die Pflege von Abessinierkatzen austauschen möchte. Meine Katze war so wild, hat die Gardinen von Svenskt Tenn zerfetzt, was tun? Vielleicht kam der Katzenbesitzer mit einem anderen Abessinierherrchen ins Gespräch, und im Vorübergehen wurde auch das Pokern erwähnt.
    Das war der Knackpunkt: im Vorübergehen. Diese Neureichen fanden es amüsant, im Vorübergehen zu erwähnen, wie unanständig viel Geld man für eine Flasche Wein oder einenAnzug ausgegeben oder dass man neulich einfach so dreißigtausend beim Online-Poker aus dem Fenster geworfen habe, obwohl die anderen Spieler so schlecht gewesen seien, haha, aber keine Gefahr, man sitze ja auf einer Option für hunderttausend B-Aktien von IBM, mehr müsse man wohl nicht sagen.
    Solche Dinge. Im Vorübergehen erwähnt.
    Es war eine zeitaufwendige und langweilige Arbeit. Wie oft hatte Jerry schon einen geeigneten Kandidaten gefunden, den er dann vergeblich auf den Pokerseiten gesucht hatte. Entweder spielte er nicht mehr, oder er benutzte einen anderen Namen.
    Aber er stellte eine Liste zusammen, und im Laufe der Zeit passierte es immer wieder, dass einer dieser reichen oder weniger reichen Idioten am Spieltisch auftauchte. Dann war es so weit, in das Match einzusteigen.
    Es steckte keine Ideologie dahinter. Jerry nährte keine Robin-Hood-Fantasien. Ganz im Gegenteil. Weil die Gelegenheiten, reiche Menschen abzuziehen, so selten waren, sammelte er auch Informationen über ganz normale Spieler, Spielsüchtige und arme Schlucker. Hauptsache, es waren schlechte Spieler.
    Wenn er ehrlich war, bereitete es ihm sogar größere Befriedigung, jemanden abzuziehen, von dem er wusste, dass er Probleme hatte. Den Benutzer Wheelsonfire hatte er in einem Forum für Wohnwagenbesitzer gefunden, wo er sich darüber beklagt hatte, dass er sich keinen neuen Kühlschrank für seinen Wagen leisten konnte, und fragte, wo man einen gebrauchten bekommen könne. Dass er ein schlechter Pokerspieler war, wurde in einem anderen

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