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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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umfassenden polizeilichen Ermittlungen, die in der Folge aufgenommen wurden, hätten sich wahrscheinlich gründlicher auf Jerry gerichtet, wenn er nicht ausgerechnet an jenem Tag genug vom Sofahocken gehabt und ein paar Stunden in der Bowlinghalle verbracht hätte.
    Er kannte dort niemanden, saß nur an einem Tisch undtrank ein paar Tassen Kaffee, aß ein paar Sandwiches und las Zeitung, beobachtete zerstreut die wenig begabten Spieler, die ihre Strikes und Spares warfen. Nach dem Bowling ging er zum Coop Forum und hing eine halbe Stunde in der Medienabteilung herum, kaufte ein paar DVDs. Bei ÖoB holte er sich aus alter Gewohnheit Ravioli in der Dose und billige Makkaroni. Aus einer Laune heraus schlenderte er noch eine Weile im Jysk herum, wo er sich schließlich ein neues Kissen kaufte.
    Er hätte es nicht besser machen können, selbst wenn er es geplant hätte. Ein Alibi für einen ganzen Tag, das vom Personal der Bowlinghalle, den Kassiererinnen und den Kassenbons bestätigt wurde. Tatsächlich war dies der einzige Punkt, der den Polizisten einen Grund lieferte, ihn zu verdächtigen: dass sein Alibi fast zu wasserdicht war für einen Einzelgänger wie ihn. Aber dafür konnte er ja nicht belangt werden.
    Nachdem er nach Hause gekommen war und ein Bier getrunken hatte, rief er bei Lennart und Laila an. Niemand meldete sich, aber der Anruf war protokolliert worden und verlängerte den dokumentierten Nachmittag um eine weitere halbe Stunde. Die Leichen seiner Eltern waren zu diesem Zeitpunkt bereits so weit erkaltet, dass er als Täter nicht mehr infrage kam.
    Anschließend gelang ihm sein letzter unbeabsichtigter Geniestreich. Er ging zu seinem Motorrad hinaus und fuhr los, um seine Schwester zu besuchen.
    Er wurde verdächtigt, dass ihm die Sache mit der Körpertemperatur bekannt gewesen war und er gewusst hatte, dass er die Morde rechtzeitig melden musste, damit der errechnete Todeszeitpunkt genau in den Zeitraum fiel, für den er ein Alibi hatte.
    Natürlich gingen Jerry diese Gedanken nicht durch den Kopf, als er durch die Dunkelheit zum Haus seiner Eltern hinausfuhr. Ihm ging gar nichts durch den Kopf. Das war das Schöne, wenn man auf seiner Schüssel saß. Die Vorwärtsbewegung des Körpers ersetzte den Kreislauf der Gedanken.
    Er fuhr bis an die Eingangstreppe heran, bemerkte, dass inder Küche kein Licht brannte. Hinter der Decke im Kellerfenster sah er Licht. Er ging hinauf und klopfte an. Niemand öffnete. Er drückte die Türklinke und fand die Tür unverschlossen.
    »Hallo?«, rief er, als er in den Flur kam. Keine Antwort. »Ist jemand zu Hause?«
    Er hängte seine Lederjacke an Lennarts selbst gemachte Garderobenleiste, die für seinen Geschmack ein bisschen albern war, und drehte eine Runde durch das Haus. Er begriff es nicht. Seitdem er und Theres vor vielen Jahren gemeinsam Bowie gespielt hatten, glaubte er nicht, dass seine Eltern sie auch nur ein einziges Mal wieder allein gelassen hatten.
    Hatten sie sie mitgenommen?
    Aber das Garagentor war geschlossen und das Auto folglich noch da. Ohne weiter darüber nachzudenken ging er zur Kellertreppe und schaltete das Licht ein. Mit der Hand am Schalter blieb er stehen und horchte. Die Tür war nur angelehnt, und von unten war eine Art Motorengeräusch zu hören. Er zog die Tür auf.
    Er ging fünf Stufen hinunter, bevor er auf der Treppe zusammensank, bevor sein Gehirn registrierte, was seine Augen sahen. Seine Luftröhre schnürte sich zusammen, und er konnte nicht mehr atmen.
    Lennart und Laila, beziehungsweise das, was aufgrund der Kleidung Lennart und Laila sein mussten, lagen nebeneinander am Fuß der Treppe. Der ganze Boden war von Blut bedeckt. Im Blut verstreut lagen diverse Werkzeuge. Hammer, Säge, Stemmeisen.
    Ihre Köpfe waren Brei. Teile von Schädelknochen mit kürzeren oder längeren Haarsträhnen daran lagen überall herum, und Klumpen von Hirnsubstanz klebten an den Wänden, und oberhalb von Lennarts Schultern schaute nur noch ein nacktes Stück Rückgrat und ein verschmiertes Teil des Schädelknochens heraus. Der Rest des Kopfes war zerschmettert und über Boden und Wände verteilt worden.
    Theres kniete im Blut neben dem, was von Lailas Kopfnoch übrig war, es war nur unbedeutend mehr als bei Lennart. In der Hand hielt sie ihre Bohrmaschine, deren Akku so entladen war, dass der Bohrer sich kaum noch drehte. Mit den letzten Kräften der Maschine versuchte sie sich hinter Lailas Ohr vorzuarbeiten. Ein kleiner Perlenohrring zitterte,

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