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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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zu schlafen versuchte, hörte er ein lang gezogenes Winseln aus dem Wohnzimmer. Er zögerte, bevor er aus dem Bett stieg und die Schlafzimmertür aufschloss, wie immer sehr wachsam gegenüber irgendwelchen Veränderungen bei Theres, die darauf hindeuten konnten, dass sich ihre Stimmung gewandelt hatte.
    Er hätte sich keine Sorgen machen müssen. Theres war kaum in der Lage, jemandem Schaden zuzufügen. Im Zimmer stank es, und als Jerry das Licht anschaltete, sah er, dass Theresmit grünbleichem Gesicht ermattet auf dem Sofa hing. Sie hatte sich über den ganzen Fußboden erbrochen, und ihre Hand winkte schlapp.
    »Aber Schwesterherz, was zum Teufel …«
    Jerry holte Wischlappen und Schwabber, säuberte den Boden und stellte Theres einen Eimer hin, um sich dort hinein zu übergeben. Als er in sein Zimmer zurückkehren wollte, winselte Theres hinter seinem Rücken. Er blieb stehen, seufzte und setzte sich in den Sessel. Als er eine Weile dort gesessen hatte, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
    Er suchte eines der Babygläschen heraus, schraubte den Deckel ab und roch am Inhalt. Seine Nasenflügel kräuselten sich. Babynahrung roch zwar nie besonders gut, aber so sollte sie nun auch wieder nicht riechen? Hinter dem muffigen Fleischgeruch versteckte sich ein Nebenaroma von … Aceton. Etwas Stechendes, Vergorenes. Er drehte das Glas, um nach dem Verfallsdatum zu suchen, und stellte fest, dass es ausradiert war, unleserlich.
    Theres wand sich in Krämpfen, hielt sich den Bauch und stieß ein feuchtes Quäken aus. Schweiß rann über ihr Gesicht, und ein wenig dunkelgrüne Galle drängte zwischen ihren Lippen heraus und klebte an ihrem Kinn fest. Ihr Kopf hing kraftlos über die Kante des Sofas hinab.
    Jerry lief in die Küche und holte ein Handtuch und eine Schale mit Wasser. Er säuberte Theres’ Gesicht, tupfte sie mit dem kühlen Wasser ab. Ihre Haut war fieberheiß, und die Augen glänzten wie Glaskugeln. Sie hatte Schüttelfrost, und eine neue Angst schlich sich in Jerrys Körper.
    »Hör mal, so krank darfst du nicht sein. Das geht nicht, verstehst du?«
    Er konnte sie nicht ins Krankenhaus bringen. Sie hatte keine Versicherungskarte und keinen Personalausweis oder sonst irgendetwas, sodass er genauso gut direkt zur Polizeiwache mit ihr gehen und sich selbst anzeigen konnte. Er konnte sie natürlich auch einfach dort zurücklassen, aber wenn ihn jemand dabei beobachtete und … verdammt, er konnte sie in ihrem Zustand nicht einmal hinten auf das Motorrad setzen, und wie sollte er …
    Theres’ durchsichtiger Blick suchte seine Augen, und sie flüsterte: »Jerry …«, worauf sich ihr Körper in neuen Krämpfen zusammenzog und die feuchte Bettwäsche sich um ihre dünnen Beine schlang. Jerry streichelte über ihren Kopf und sagte: »Das geht vorbei, Schwesterchen, das geht vorbei. Du hast dir nur ein bisschen den Magen verdorben, das ist nicht gefährlich.« Wahrscheinlich wollte er vor allem sich selbst überzeugen.
    Er holte Wasser, damit sie davon trinken konnte. Fünf Minuten später spuckte sie es wieder aus. Er wechselte ihre durchgeschwitzte Bettwäsche. Zwei Stunden später war sie wieder genauso nass. Es gelang ihm, ihr eine Ibuprofen-Tablette zu verabreichen, die sie aber sofort wieder ausspuckte. Er kaute an den Nägeln, bis die Fingerspitzen schmerzten, und wusste nicht, was er tun sollte.
    Gegen sechs begann die Dämmerung an die Fenster zu atmen, und Jerry saß erschöpft im Sessel neben Theres und starrte leer auf ihren dünnen Körper, der zusammengekauert wie ein Fragezeichen auf dem Sofa lag. Sie atmete flach und keuchend, und ihre Stimme war so schwach, dass Jerry kaum hörte, was sie sagte: »Kleine ist böse. Hat sie totgemacht. Mama und Papa. Kleine wird jetzt tot. Das ist gut.«
    Jerry setzte sich auf und rieb sich die Augen mit dem feuchten Handtuch, das er während der Nacht schon viele Male ausgetauscht hatte. Er beugte sich zu Theres hinunter. »Sag nicht so etwas. Du hast sie nicht getötet, weil du böse bist. Ich weiß nicht, warum du es getan hast, aber es hatte nichts mit Bosheit zu tun, so viel habe ich verstanden. Warum sagst du, dass du böse bist?«
    »Du bist traurig. Weil Mama und Papa tot wurden. Kleine ist böse.«
    Jerry räusperte sich und sagte mit mehr Nachdruck in der Stimme: »Du. Nenn dich nicht mehr Kleine, sag nicht mehr,dass du böse bist, und nenn sie nicht mehr Papa und Mama. Hör auf.«
    Theres’ Blick kehrte ins Nichts zurück. Als sie sagte: »Kleine

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