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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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in den Wald hinein nach einer Antwort. Nichts. Stattdessen begann es ein paar Meter von ihm entfernt im Laub zu rascheln. Mit offenem Mund beobachtete er, wie sich eine Hand aus dem Boden nach oben streckte. Das Einzige, womit sein müder Kopf diesen Anblickin Verbindung bringen konnte, war das Plakat zu irgendeinem Zombiefilm, und seine instinktive Reaktion bestand darin, einen halben Meter zurückzuweichen.
    Dann fanden die richtigen Synapsen zusammen, und er kroch nach vorn, um Theres herauszuhelfen. Sie war nicht nur unter Laub begraben. Mithilfe ihrer Axt hatte sie sich ein Loch gegraben und gehackt, in das sie, in den Schlafsack gewickelt, hineingekrochen war, bevor sie Laub und Erde wieder über sich geworfen hatte, bis sie unsichtbar war.
    Jerry schaufelte jede Menge Erde mit den Händen zur Seite, bis seine Schwester in ihrem blauen Kokon freigelegt war. Er fragte sich, was sie gemacht hätte, wenn er eine ganze Woche lang in Untersuchungshaft geblieben wäre. Wäre sie so lange liegen geblieben? Wahrscheinlich ja. Er zog den Reißverschluss auf und half ihr aus der Grube. Sie hielt immer noch die Axt in der Hand.
    »Du bist echt zu viel für mich«, sagte er.
    Theres schaute sich aufmerksam um, musterte die Bäume, als könnten sie jeden Augenblick über sie herfallen, und fragte: »Die Großen weg?«
    »Ja«, sagte Jerry. »Jetzt sind sie weg. Ganz und gar weg.«
    2
    In den folgenden Wochen lebte Jerry in der ständigen Angst vor einer Hausdurchsuchung. Er wusste nicht, wie sich die Polizei in Fällen wie diesem verhielt, aber in den Serien, die er gesehen hatte, waren Hausdurchsuchungen ein ständig wiederkehrender Bestandteil. Wenn die Polizei an der Tür klopfte und die Wohnung durchsuchen wollte, dann wären sie erledigt. Er hätte Theres nirgendwo verstecken können.
    Aber niemand klopfte an der Tür oder drückte auf die Klingel. Ein einziges Mal wurde Jerry erneut zur Vernehmung geladen. Als er wieder nach Hause kam, war Theres noch da, unddie Wohnung sah unberührt aus. Vielleicht ging es in der Wirklichkeit doch nicht so zu wie im Fernsehen.
    Viele Menschen, die Jerry noch nie zuvor gesehen hatte, kamen zu Lennarts und Lailas Beerdigung. Vermutlich Schaulustige, die von den ganzen Schreibereien in den Zeitungen angelockt worden waren. »Schlagerstars bestialisch ermordet.« Das hätten Lennart und Laila sehen sollen. Wie sie ihre Karriere trotz allem als Stars beendeten.
    Erst nachdem die Beerdigung überstanden war, begann Jerry allmählich wieder Fuß zu fassen, ein Fazit zu ziehen und seine Situation klar zu beurteilen. Bis dahin waren seine Gedanken ständig nur um den Mord gekreist, und er hatte sich mehrere Male am Tag an den Computer gesetzt, um zu googeln und das Netz nach Nachrichten und Kommentaren zu durchsuchen, die seine Eltern betrafen.
    Theres machte nicht viel Aufhebens um sich. Als er versuchte, sie nach den Gründen für ihre Tat zu fragen, weigerte sie sich, darüber zu sprechen, aber es kam ihm trotzdem so vor, als hätte sie eingesehen, dass sie Jerry damit geschadet hatte, möglicherweise schämte sie sich sogar dafür.
    Jerry hatte nicht den blassesten Schimmer, wie es in ihrem Kopf aussah, und er hatte Angst vor ihr. Er verstaute alle Messer, Werkzeuge und scharfen Gegenstände in einem abschließbaren Schrank. Abends richtete er ihr das Sofa im Wohnzimmer als Bett her und drehte den Schlüssel im Steckschloss zweimal, damit sie die Wohnungstür nicht öffnen konnte. Dann schloss er die Tür zu seinem eigenen Zimmer ab. Trotzdem schlief er nur schlecht ein, da er Angst hatte, dass sie sich zu ihm hineinschleichen könnte, während er schlief und vollkommen wehrlos war. Sie war seine Schwester und ein absolut unbekanntes Wesen.
    Sie stellte niemals irgendwelche Ansprüche, redete überhaupt nur sehr selten. Den Großteil ihrer Zeit verbrachte sie damit, auf dem Schreibtischstuhl zu sitzen und planlos auf derTastatur des Computers herumzutippen oder einfach nur die Wand anzustarren. Es wäre wahrscheinlich aufwendiger gewesen, einen Goldhamster zu halten. Aufwendiger, aber weniger nervenaufreibend. Ein Goldhamster besaß nicht die Eigenschaft, sich ohne Vorwarnung in einen wilden Löwen zu verwandeln.
    Nur in einer Hinsicht bereitete ihm Theres auch praktische Probleme, und zwar bei der Ernährung. Sie weigerte sich, irgendetwas anderes als Babygläschen zu sich zu nehmen. Es wäre wahrscheinlich noch irgendwie gegangen, wenn nicht jeder Mensch in Norrtälje den Mann zu

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