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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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wird bald tot«, wurde Jerry wütend. Er legte seine Hand auf ihren Kopf und klemmte ihre Schläfen zwischen Daumen und Zeigefinger ein.
    »Schluss jetzt!«, sagte er. »Es heißt ich sterbe bald . Ich! Und du wirst nicht sterben. Den Teufel wirst du tun. Ich kümmere mich um dich. Wenn du stirbst, dann schlage ich dich tot!«
    Theres kniff die Augenbrauen zusammen und tat etwas, das er noch nie zuvor gesehen hatte. Sie verzog den Mund. Sie lächelte. »Das geht nicht. Wenn man tot wird, ist man tot.«
    Jerry rollte mit den Augen. »Das war ein Scherz, Dummkopf.«
    Die etwas aufgelockertere Stimmung, die sich im Wohnzimmer ausgebreitet hatte, kam zu einem jähen Ende, als Theres sagte: »Mama und Papa wurden tot. Dann. Kleine hat sie gekriegt.«
    Obwohl Theres ganz offensichtlich ungefährlich war, wich Jerry ein paar Handbreit von ihr zurück. »Was sagst du da? Und hör auf, dich Kleine zu nennen! Was meinst du damit, dass du sie gekriegt hast?«
    »Ich habe sie gekriegt. Sie sind jetzt meine.«
    »Sie sind nicht deine! Sie sind nicht einmal deine Eltern, hör auf mit diesem Unsinn.«
    Theres schloss beide Augen und den Mund und drehte sich zur Seite, sodass sie Jerry den Rücken zuwandte. Ihr schmaler Brustkorb hob sich ruckweise, wenn sie atmete. Jerry lehnte sich im Sessel zurück und lauschte ihren Atemzügen, versuchte eine Weile zu schlafen, ohne dass es ihm gelang. In den Raum hinein fragte er: »Warum hast du das getan?«, aber er bekam keine Antwort.
    Vielleicht lag es am Schlafmangel in Kombination mit dem Gefühl des Eingesperrtseins, aber während der Morgen kam,wurde Jerry immer ärgerlicher. Er wusste ja schon seit langer, langer Zeit, dass mit Theres ernsthaft etwas im Argen lag und dass man sie kaum für ihre Handlungen verantwortlich machen konnte. Trotzdem kam er nicht damit zurecht, dass sie ihren Taten so gefühllos gegenüberstand. Ich habe sie gekriegt .
    So etwas kann man vielleicht rausplappern, wenn man ein paar Enten mit dem Schrotgewehr erlegt hat, aber nicht, wenn man zwei Menschen umgebracht hat, die darüber hinaus noch Jerrys Eltern gewesen waren, ganz gleich, was er von ihnen gehalten haben mochte. Ich habe sie gekriegt .
    Theres schien es nach dieser schrecklichen Nacht etwas besser zu gehen. Sie war immer noch blass und konnte nicht einmal einen Schluck Wasser bei sich behalten, aber sie saß aufrecht mit ein paar Kissen hinter dem Rücken auf dem Sofa und blätterte in einem illustrierten Puh-der-Bär -Band, den Jerry aufgehoben hatte, seit er klein war. In seinem verwirrten Zustand dachte Jerry, dass sie unverschämt zufrieden aussah, wie sie da so saß. Ich habe sie bekommen .
    Jerry stand mit vor der Brust verschränkten Armen neben dem Videoregal und beobachtete sie dabei, wie sie sich die bunten, netten Bilder anschaute, ohne sich auch nur einen Dreck darum zu kümmern, welche Sorgen und Probleme sie verursacht hatte. Ohne darüber nachzudenken, was er tat, zog er Cannibal Holocaust aus dem Regal und sagte munter: »Wollen wir einen Film gucken?«
    Ohne von ihrem Buch aufzuschauen, fragte Theres: »Was ist Film?«
    Du wirst schon sehen, dachte Jerry und schob die Kassette in den Videorekorder. Wenn er sich überhaupt irgendetwas dabei gedacht hatte, dann war es wohl so etwas wie, dass Theres begreifen sollte, dass Töten kein Tri-Tra-Trullala war und kein ich habe sie gekriegt , sondern eine verdammt unangenehme Geschichte.
    Der Film lief, und Menschen wurden unter Tränen und Schreien geschlachtet und zerstückelt, Eingeweide wurden herausgerissen, und Körperflüssigkeiten spritzten. Jerry spürte,dass ihn die Ereignisse um seine Eltern empfindlicher gemacht hatten und dass er die Bilder nicht mehr genießen konnte. Hin und wieder schielte er zu Theres hinüber, die vollkommen ausdruckslos auf dem Sofa saß und sich das Blutbad anschaute.
    Als der Film vorbei war, fragte Jerry: »Na, wie hat es dir gefallen? Ziemlich viele, die gestorben sind, was? Ziemlich eklig.«
    Theres schüttelte den Kopf. »Sie sind nicht richtig tot geworden.«
    Jerry war immer der Meinung gewesen, dass es sich bei Cannibal Holocaust um einen der besser gemachten Splatterfilme handelte. Es fühlte sich echt an und sah echt aus. Weil Theres das Phänomen Film völlig unbekannt geblieben war, hatte er geglaubt, dass sie es wie einen Dokumentarfilm betrachten würde, was seinen vagen Absichten entgegengekommen wäre.
    »Wie?«, sagte Jerry und dehnte die Wahrheit ein wenig. »Natürlich sind sie

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