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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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auf dem Boden standen. Dabei flogen seltsame helle Formen aus der Hexe heraus. Einige landeten zischend auf dem Boden, andere schmolzen wie Schneeflocken in der Sonne. Wieder andere trafen Adisla, die das Gefühl hatte, eine seltsame Strömung ginge durch sie hindurch. Dann wurde ihr kalt, als stünde sie im Nordwind, anschließend spürte sie etwas, das in ihrem Geist trampelte, dampfte und atmete. Schließlich umwehte sie ein Geruch wie von frischem Gras und eine Wärme wie an einem Frühlingstag. Sie wusste, es waren Runen, jede von ihrer eigenen Kraft erfüllt. Das sagten sie ihr. Sie sprachen zu ihr.
    Die Hexe hatte den Speer fallen lassen und schlug mit bloßen Händen ohnmächtig auf die Schnauze des Wolfs. Das Tier ließ nicht locker, sondern biss sogar noch fester zu. Adisla sah Regenschauer, Sonnenschein, einen mächtigen Baum, der bis in den Himmel zu wachsen schien, Pferde und einen Herd. Das Tier schüttelte die gesamte Magie aus den Knochen der Hexe.
    Als die Szene verblasste, tauchten die Wände der Höhle wieder auf. Der Wolf hatte sich über die Hexe gebeugt und verschlang sie.
    Adisla jedoch war erfüllt von der Kraft der Runen, sie war wieder völlig heil und stark, alle Geheimnisse waren gelöst, und sie wusste, dass die Magie vollendet war. Die Hexe war Odin. Der Gott hatte erreicht, was er wollte – den Tod, seinen eigenen und den der Königin, was ein und dasselbe war. Der nach Weisheit strebende Gott hatte sein Wissen über den Tod vertieft, indem er ihn erlebt hatte. Die Runen, die er verstreut hatte, während sein irdisches Selbst gestorben war, hatten sich Adisla eingebrannt und schenkten ihr nun Einsicht und Kummer zugleich.
    Der Wolf fraß, zerfleischte den Körper der Hexe und schlang die Stücke gierig hinunter. Schließlich schauderte er, hustete und legte sich nieder.
    Adisla hob das Mondschwert auf.
    Der Wolf sah sie an. »Tu es nicht. Ich kann mich nicht beherrschen, wenn du das tust.«
    Adisla hob die Waffe über den Kopf. Die Klinge war nicht gut ausbalanciert und unhandlich. Feileg hatte das Wesen mit ganzer Kraft geschlagen und ihm lediglich eine Schnittwunde beigebracht, es aber nicht töten können. Sie konnte nicht hoffen, es besser zu machen.
    »Ich bin bereit zu sterben«, erwiderte sie.
    »Nicht der Tod wartet auf dich.« Seine Stimme war leise und heiser, mühsam kamen die Worte durch die Kehle und das Maul des Wolfs hervor.
    »Bist du es, Vali?«
    »Der Tod der Hexe hat meinen Geist aus dem blutigen Sumpf befreit. Ich bin es.«
    »Du bist das schlimmste aller Wunder«, sagte sie.
    »Ich bin verletzt, aber nun geht es zu Ende. Es gibt Zauberer, die wir finden können. Es gibt einen Rückweg für mich.«
    »Um welchen Preis? Wie viele hast du getötet, Liebster?«
    »Ich will nicht mehr töten.«
    »Ein Wolf muss töten, Vali.«
    »Nein, Adisla, nein.«
    »Ich habe die Wahrheit erkannt. Feileg war dein Bruder, und du hast sogar ihn umgebracht.«
    Das große Tier neigte den Kopf. »Der Wolf hat ihn getötet.«
    »Du bist der Feind der Götter, ich habe es gesehen. Dies ist deine Aufgabe.«
    »Ich werde wieder ich selbst sein, Adisla.«
    Adisla schüttelte den Kopf. Die Tränen malten helle Linien auf ihr schmutziges Gesicht. »Aber ich werde nie mehr ich selbst sein. Wir haben beide jemanden geliebt, der nicht von unserem Stand war, und damit die Götter beleidigt. Ich will dich verlassen, Vali. Ich will sterben.«
    »Wenn du stirbst, ist meine Liebe so stark, dass sie dich aus den Hallen der Toten zurückholt.«
    »Ich werde wieder leben, Vali. Als der Gott starb, ging eine starke Magie auf mich über. Ich bin sicher, dass sie mir die Wiedergeburt verheißt. Ich werde jedoch ohne dich leben. Du bist dem Totengott verhasst.«
    »Ich bin ein Teil seines Plans, so viel habe ich auf dem Feld der Gefallenen erkannt. Er braucht mich, um seine Bestimmung zu verwirklichen. Ich bin sein Feind und sein Helfer.«
    »Damit will ich nichts zu tun haben, Vali.«
    Hinter ihr gab es ein Geräusch. Sie drehte sich nicht um und forschte nicht nach dem Ursprung.
    Der Wolf neigte vor Adisla den Kopf. »Ich liebe dich«, sagte er.
    »Dann vergiss mich.« Sie hob das Mondschwert und trat vor, um ihn zu schlagen.
    Vali schauderte. Er konnte nicht anders, als auf eine Bedrohung entsprechend zu reagieren, und kämpfte mit aller Kraft gegen den Drang an, sie anzugreifen. Er verstand jetzt auch, wer sie war – eine Gottesmörderin, in tausend Lebensspannen ewig wiedergeboren, um Odin in allen

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