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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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Hexentalismane trägst du im finstren Loch.
Als Hexe hast du dich verkleidet,
Weibisch zeigst du dich in Menschengestalt.
    Diese Stimme – die Hexenkönigin erkannte die Stimme. Falls er es wirklich war. Wer? Er. Der Spötter. Sie kicherte. Ja, der Spötter, der wohl doch nicht so klug war, wie er selbst glaubte. Loki, der Lügner, der dachte, er könne sich aus den Angelegenheiten der Götter heraushalten und lachend zuschauen. Das kam nicht infrage. Sie hatte ihn gelockt und dazu verleitet, seine Rolle zu spielen. Glaubte er denn, die Fesseln hielten nur seinen Körper, während sein Geist frei war und in Menschengestalt über die Welt wandern konnte? Nein. Er war bei jeder Regung seiner Gedanken gefangen, festgenagelt und gebunden, gefesselt und geknebelt. Sie hatte ihn unterworfen, diesen rothaarigen Burschen, den nächtlichen Besucher, den Grinser, den Kicherer, den Feind des Todes.
    Hatten die Frauen der Trollwand erkannt, wer sie war? Sie hatten sie zur Königin gemacht, als sie sechs Jahre alt gewesen war. Sie besaß nun die Runen, alle Runen, was bisher noch nie einem Sterblichen gelungen war. Hatten sie es gewusst?
    Die Wahrheit war der Hexe verborgen geblieben, doch als der Speer dank der Schmerzen seine Energie durch ihren ganzen Körper jagte, erkannte sie alles. Sie hatte die anderen getötet, einen nach dem anderen, die Mädchen, die Knaben und die Schwestern, war in der Nacht in ihre Köpfe geschlichen und hatte ihnen den Selbstmord eingeflüstert; sie hatte die Frauen, wenn sie in Trance lagen, erwürgt, ertränkt und verbrannt. Sie hatte dies nicht getan, um sich selbst zu schwächen oder um durch eine außerordentliche Maßnahme die magischen Kräfte der Schwestern zu bewahren, sondern vielmehr, weil sie ein ängstlicher, eifersüchtiger Gott war, der sie ihrer Macht wegen verachtet hatte. Sie hatte die wahren Beweggründe vor sich selbst verborgen, damit ihre irdische Gestalt nicht etwa rebellierte und versuchte, dem vorbestimmten Schicksal zu entgehen. Sie berührte den dreifachen Knoten, den sie am Hals trug. Ein Ding, verborgen in einem anderen und dieses wiederum in einem dritten versteckt. Sie hatte angenommen, sie hätte den Wolf versteckt, damit der Gott nicht auf ihn aufmerksam wurde. In Wirklichkeit hatte sie den Gott vor sich selbst versteckt. Jetzt kam die Täuschung ans Licht, und sie wusste, warum der Wolf gekommen war. Er war ihretwegen hier.
    Der Speer war perfekt, und die Haltung, in der sie auf dem Boden lag, war es ebenfalls. Eine körperliche Darstellung der Rune, die sie geleitet hatte. Sie hatte ihren Körper zur Wolfsangel geformt.
    Sie war überall und beherrschte alles, spürte jedes denkende Wesen auf der Erde und konnte sie alle beeinflussen und berühren. Im Moment ihrer größten Qual entfaltete sich ihre größte Magie.
    Sie rief ihren eigenen Namen: »Odin.« Nachdem sie Jahre nicht gesprochen hatte, war sie heiser, doch die göttliche Willenskraft stieß die Worte aus der widerwilligen Kehle hervor.
    Das Blut der Hexe breitete sich zu einer großen Lache aus. Der Wolf neigte den Kopf und leckte etwas auf. Adisla konnte den Blick nicht von dem abwenden, was sich in der Höhle zutrug.
    Die Hexe stand auf, zog sich den Speer aus dem Bauch und betrachtete den Wolf, der ihren Blick erwiderte.
    »Ich habe dich gerufen, damit du dies tust«, erklärte sie.
    Der Wolf fletschte die Zähne.
    »Es war der einzige Weg, es wird für immer der einzige Weg bleiben«, fuhr die Hexe fort, »und für dich wird es niemals leicht sein, Fenrisulfur.«
    Adisla kam es so vor, als wären die Höhlen verschwunden, und als befände sie sich mitten auf einer riesigen schwarzen Ebene, wo die Schatten der Raben über sie hinwegzogen, Rauch die Luft erfüllte und die Schreie einer zu Ende gehenden Schlacht zu hören waren.
    Die Hexe hatte sich verändert. Sie trug nicht mehr den mit Blut befleckten Kittel, sondern die Rüstung eines Kriegers, außerdem hatte sie einen Schild und in der anderen Hand einen grässlichen Speer.
    »Ich bin Odin«, sprach die Hexe. »Alles-Hasser, Alles-Seher, Herr der Gehenkten, Herr der Erschlagenen, Herr des Wahnsinns, der Klügste in der Magie und der Kühnste in der Schlacht.«
    Der Wolf winselte.
    »Komm her, Fenrisulfur«, sagte sie. »Du bist das mörderische Tier, mein Feind und mein Komplize.«
    Der Wolf sprang, als die Hexe mit dem Speer zustieß, packte sie an der Kehle und schüttelte sie, wie ein Hund eine Puppe schüttelt, bis ihre Füße nicht mehr

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