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Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Titel: Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Stein zu werfen?
    „Denken Sie gerade an Ihren Freund, den Sheriff?“
    Ich nickte.
    „Und wie er tun konnte, was er getan hat?“
    „Ja.“
    „Er hatte nicht wirklich eine Wahl. Wenn man erst mal gebissen wurde, tut man, was einem befohlen wird.“
    Ich mochte nicht, wie das klang. Ich war nie sehr gut darin gewesen, Befehle zu befolgen.
    Ich blieb stehen, und er sah mich mit hochgezogenen Brauen an. „Gibt’s ein Problem?“
    Das könnte man so sagen .
    „Falls das Ganze schlecht ausgeh t … Ich meine, falls wi r … “
    „… es nicht schaffen, sie aufzuhalten, und gebissen werden?“
    Ich konnte nicht sprechen, also nickte ich.
    „Wir haben in der Gemeinschaft der Jäger-Sucher einen Spruch: Heb die letzte Kugel immer für dich selbst auf.“
    Dieser krasse Rat ließ mich zusammenzucken, aber ich konnte den praktischen Sinn darin erkennen, und ich war schon immer ein praktisch veranlagtes Mädchen gewesen.
    „Habe ich den nicht schon mal in einem alten Western gehört?“
    „Ich habe nicht behauptet, dass wir ihn erfunden haben.“ Mandenauer blinzelte mir zu und marschierte weiter.
    „Da ist eine Sache, die mir Kopfzerbrechen bereitet.“
    „Nur eine?“
    „Tatsächlich sind es etwa hundert, aber für den Momen t … “
    Er wedelte mit einer dünnen, stark geäderten Hand. „Fragen Sie.“
    „Warum haben Sie Clyde gesagt, wer Sie sind?“
    „Ich habe ihm nichts dergleichen gesagt.“
    Ich blieb wieder stehen, aber dieses Mal lief Mandenauer weiter. Ich hastete ihm hinterher. „Er hat mir gegenüber behauptet, dass er wüsste, wer Sie sind. Dass Sie ihm alles gesagt hätten.“
    „Er hat Ihnen eine Menge Dinge erzählt, Jessie.“
    Wie wahr. Wieso sollte es bei all den Lügen auf eine mehr ankommen? Ich war nie eine vertrauensvolle Seele gewesen. Mein Gefühl sagte mir, dass ich es in Zukunft noch weniger sein würde.
    Ein anderer Gedanke durchzuckte mich. „Die Armbrust.“
    „Ich würde daran lieber nicht mehr erinnert werden, vielen Dank.“
    „Nur eine Sekunde.“ Mein Gehirn überschlug sich bei dem Versuch, sämtliche Puzzleteile an ihren Platz zu legen. Das war nicht einfach. „Er hat mich darauf hingewiesen, dass Will eine besitzt. Aber wie konnte er das wissen, es sei denn, er wäre in Wills Haus gewesen.“
    Mandenauer zuckte mit den Schultern.
    „Will behauptet, jemand habe ihm die gestohlenen Beweismittel untergeschoben.“ Ich rieb mir die Stirn. „Ich bin so eine Idiotin.“
    „Clyde hat Sie manipuliert. Er hatte seine Gründe.“
    „Denken Sie, er hat auf Sie geschossen?“
    „Spielt das jetzt noch eine Rolle?“
    Im Gesamtkontext betrachte t … ? „Ich schätze nicht.“
    Wir liefen weiter und immer weiter. Wo zur Hölle wollten diese Wölfe hin? Nach Kanada?
    Ich war gut in Form, aber ein Timberwolf konnte mich an jedem beliebigen Tag in Grund und Boden laufen. Ich fragte mich, ob genau das ihr Plan war. Sie wussten, dass wir hinter ihnen her waren. Wir hatten uns nicht leise verhalten. Was hätte das für einen Sinn gehabt, nachdem sie auf hundert Meter eine Stecknadel fallen hören konnten?
    Mandenauer atmete noch nicht mal schwer. Ich hoffte, in seinem Alter ebenfalls eine Million Kilometer laufen zu können. Ich hoffte, am nächsten Morgen überhaupt noch laufen zu können.
    Er blieb stehen, hob eine Hand und bedeutete mir, still zu sein. Von irgendwoher stieg Gesang zum Blauen Mond empor.
    Ich spähte durch die Bäume, was nicht einfach war. Der Wald war dicht, der Pfad, auf dem wir uns befanden, ein Rotwildpfad und deshalb sehr schmal. Aber ein paar hundert Meter entfernt entdeckte ich das Flackern eines Feuers.
    Mandenauer fixierte mich mit einem ernsten Blick seiner gespenstisch blauen Augen und tätschelte sein Gewehr, dann deu­tete er in Richtung der Flammen. Mit Daumen und Zeigefinger gab er mir ein Zeichen.
    Peng, peng, peng . Sie würden alle sterben.
    Eine sommerliche Bö fuhr in die Bäume, und ich sah die Lichtung, erkannte sie sofort. Sie hatten uns zu ihrem Höhlenversteck geführt. Ich hätte es wissen müssen.
    Mandenauer zögerte nicht. Er stemmte sich mit dem Rücken gegen einen Baum und eröffnete das Feuer.
    Ich folgte seinem Beispiel, indem ich in der Nähe einen Baum mit gutem Ausblick ausfindig machte. Was dafür sorgte, dass ich es verbockte. Ich hätte kein Problem gehabt, wenn dort nur Wölfe gewesen wären. Aber das war nicht der Fall.
    Der Anblick mehrerer nackter Mensche n – Männer, Frauen, Weiße und Indiane r – ließ mich

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