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Wolfslegende

Wolfslegende

Titel: Wolfslegende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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allein kraft ihres Willens vor der Zeit zum magischen Rund vollenden.
    Doch der bleiche Geselle am Himmel widerstand.
    Zumindest an diesem Tag.
    Und ihrem Willen .
    * 
    Das Tal blühte. Rings um die tempelartige Anlage und dazwischen erstreckte sich ein buntes Blumenmeer, das in der besinnlichen Heiterkeit, die es ausstrahlte, wie ein Kontrapunkt zu den schwermütigen Gedanken wirkte, die der greise Chiyoda hinter seiner zerfurchten Stirn wälzte.
    Die zerbrechlich dünne Scheibe, die Chiyoda am Fenster des Sanktuariums von der sonnenbeschienenen Landschaft draußen trennte, erinnerte den weißhaarigen und -bärtigen Chinesen daran, wie allzu leicht auch das Gefüge zerbrochen werden konnte, das die Menschen dieser Ebene ihre Wirklichkeit nannten und als solche empfanden.
    Von solcherlei Beschränkung hatte er sich seit langem losgesagt. Er war in vielen Wirklichkeiten zu Hause, und nur er selbst wußte, wie schwer es ihm manchmal fiel, in jene zurückzukehren, der er entstammte.
    Nicht, weil er Mühe gehabt hätte, sie wiederzufinden, sondern weil es bessere Welten als diese gab. Welten ohne - »Hier bist du .«
    Die Stimme holte ihn auf den Boden der Tatsachen zurück. Noch bevor er sich umdrehte, wußte er, wer in sein privates Reich abseits der Meditationsräume eingetreten war.
    »Makootemane.« Chiyoda hob grüßend die Hand. Eine Geste, die der alte Arapaho-Häuptling erwiderte. »Was führt dich zu mir?«
    »Errätst du es nicht?«
    »Geht es um Wyando?«
    Der Indianer vom Oberlauf des Mississippi nickte kaum merklich. Auch sein Gesicht war faltenübersät, aber bartlos und rötlich braun wie gegerbtes Leder, nicht wächsern wie Chiyodas Teint. Das lange blauschwarze Haar hatte er im Nacken gebunden, dort wo sich auch der schmale Streifen Gefiederflaum entlangzog, der seine Verbundenheit mit dem Totemtier seines Stammes, dem Adler, dokumentierte. Der Raum war nicht etwa aufgesetzt, er sproß aus der Haut des Arapaho, wie auch in den Nacken der anderen noch lebenden Mitglieder seiner Sippe.
    1688 war Makootemane von Landru einer Kelchtaufe unterzogen und zum Oberhaupt über die ihm nachfolgenden Täuflinge erhoben worden. Mit Hilfe ihrer Totemtiere hatten die Arapaho jedoch im Laufe der Zeit dem Bösen abgeschworen, und als vor nicht allzu langer Zeit das große Sterben über die Kelchkinder gekommen war, war es Makootemane gewesen, der den unersättlichen Todbringer in einer gewaltigen mentalen Schlacht wenigstens von seinem Stamm abgewehrt hatte. 2
    Am Ende des Kampfes hatte Makootemane das Tor in eine andere Realität aufgestoßen, in die er schließlich erschöpft hinübergeglitten - und auf Chiyoda getroffen war. Seither waren sie unzertrennlich, und so grundverschieden sie optisch auch sein mochten, charakterlich waren sie einander sehr ähnlich.
    »Was ist mit ihm?«
    »Er sagt, es fruchtet nicht.«
    »Was fruchtet nicht? Die Übungen, die ich ihn lehrte und die er sich nun verinnerlichen soll?«
    Die Iris von Makootemanes Augen sah aus wie mit Pech überzogen. »Er ist sehr ungeduldig, aber das hat seinen Grund. Er vermißt sein Seelentier. Er hat schon einmal erlebt, was aus ihm wird, wenn die Trennung zu lange dauert. Er will es nicht noch einmal durchleiden.«
    Chiyoda schüttelte sanft den Kopf. Verständnis, aber auch Strenge legten sich um seinen Mund. »Er will ein Wunder. Aber für Wunder bin ich nicht zuständig. Das einzige, was ihm helfen kann, ist Ausdauer, Fleiß und eiserne Disziplin. Ich weiß, wovon ich rede. Bin ich nicht der sichtbare Beweis, daß es funktioniert?«
    Makootemanes Miene blieb undurchschaubar. »Hat es je bei einem anderen funktioniert? Ich meine, auf Dauer?«
    »Es gab gute Ansätze .«
    »Also nein?«
    Chiyoda löste sich vom Fenster und überwand die Kluft, die ihn von seinem indianischen Freund trennte.
    Ja, er betrachtete ihn als Freund und Seelenverwandten.
    »Was bedeutet >auf Dauer