Wolfsliebe - Tochter der Wildnis
vergessen hatte, ein Mädchen einzuladen, hab ich eben zugestimmt.« Er hob entschuldigend die Schultern. »Ach komm, Kenzô! Sag bloß, du freust dich nicht, mich zu sehen!«, säuselte das blonde Mädchen.
»Es entspricht aber der Wahrheit, Serana!«
Das Mädchen funkelte ihn böse an. »So schnell wirst du mich aber nicht los, Kenzô! Ich werde die ganze Zeit in der Nähe sein! Schließlich bin ich die Tanzpartnerin deines besten Freundes!«, sagte sie triumphierend.
Tenzing murmelte eine Entschuldigung in Kenzôs Richtung, die dieser jedoch ignorierte.
»Du! Mädchen aus den Bergen!« Serana nickte Tikia zu.
»Sie hat einen Namen! Sie heißt Tikia!«, herrschte Kenzô sie an.
Serana lächelte Kenzô kalt an und fuhr dann fort. »Wann verschwindest du dahin zurück, wo du hergekommen bist?«, fragte sie Tikia.
Tikia blickte Serana verwirrt an. »Warum ist sie so gemein zu mir? Ich habe sie doch eben erst kennengelernt!«
Wütend mischte Tenzing sich ein. »Ich habe dich nicht mitgenommen, damit du meine Freunde anzickst!«, wies er sie zurecht.
»Diese Wilde hat den Lastwagen meines Vaters zerschossen und ihn verletzt! Sie kann sich glücklich schätzen, dass ich ihr nicht die Leviten lese.«
»Wenn du das tust …«, drohte Kenzô und zog Tikia zu sich heran.
»Warum beschützt du diese Wilde, Sentû? Wie ich hörte, hat sie doch auch dich angegriffen!«
»Sie hatte Angst!«, verteidigte Kenzô Tikia.
»Wenn sie Angst vor Autos hat, hat sie hier nichts verloren! Hast du gehört, Miststück! Verschwinde aus unserer Stadt! Du gehörst nicht hierher!«
»Das ist schon der zweite Mensch, der das denkt … Vermutlich haben sie recht! Ich gehöre nicht in diese Welt! Hier ist alles so grausam und kalt!« , dachte sie verzweifelt und rannte in die Richtung, aus der sie und Kenzô gekommen waren. »Ich will zu Shila …« , dachte sie und schluchzte.
KAPITEL 32
Skrupellose Rache
»Na, Koon?« Shila beobachtete den Wolf, der sich endlich von der Schwelle erhoben hatte, aufmerksam. »Willst du dir die Pfoten vertreten?«
Koon winselte leise. Lächelnd öffnete Shila ihm die Tür, und Koon trabte seelenruhig nach draußen und roch ausgiebig an den zahlreichen Blumen in Shilas Garten. Glücklich schaute Shila ihm vom Fenster aus zu.
Ein lautes Geräusch ließ sie und Koon auffahren, und erschrocken sah Shila, wie sich eine Gestalt auf Koon zubewegte. »Seranas Vater!«, stieß Shila erschrocken aus und rannte zur Tür.
Doch die Tür wollte sich nicht öffnen lassen.
»Ganz ruhig bleiben, Miss Sentû!«, sagte eine raue Männerstimme. »Ihnen wird nichts passieren! Wir greifen uns bloß den Wolf.«
»Nein!«, schrie Shila verzweifelt! »Koon ist ein gutmütiger Wolf! Er würde keiner Seele was zuleide tun!«
»Das mag sein, Miss! Aber diese Wilde hat meinen Lastwagen ganz schön übel zugerichtet. Im Gegenzug zahlen wir das jetzt dem Wolf heim. Außerdem sind Wölfe gefährlich! Wir tun der Stadt einen großen Gefallen, wenn wir ihn erledigen!«, raunte der Mann.
»Nein!«, schrie Shila verzweifelt und stürzte zum Fenster. Doch sie konnte bloß noch zusehen, wie Koon ein Schlagholz über den Kopf gezogen bekam und bewusstlos zu Boden sackte.
»In der Nachbarstadt bieten sie uns sicher einen Batzen Geld für dieses Biest! Wie ich hörte, veranstalten sie dort noch immer Hundekämpfe! Da kommt ein ausgewachsener Wolf sicher gut an!«, rief Seranas Vater seinem Freund zu.
»Gute Idee!«, erwiderte der andere.
Seranas Vater hievte den Wolf auf den Hinterlader seines Lastwagens und stieg in die Fahrerkabine. Kaum hatte er den Motor angelassen und die Beifahrertür geöffnet, rannte der andere Mann zum Lastwagen, und noch ehe Shila vor die Tür treten konnte, waren beide in der Dunkelheit der Nacht verschwunden.
Kenzô hatte Tikia eingeholt und nahm sie keuchend in seine Arme. »Hör nicht auf dieses dumme Mädchen! Sie lügt!«
»Ich möchte zurück zu Koon und Shila!«, schluchzte Tikia leise. »Bitte!«
Kenzô nickte und nahm sie bei der Hand.
Kurze Zeit später bogen beide in die Fuchsallee ein. Shila kam ihnen wild gestikulierend entgegengelaufen.
»Da stimmt etwas nicht!«, rief Kenzô besorgt und rannte seiner Mutter entgegen.
Tikia folgte ihm so schnell sie konnte.
»Was ist los, Mutter?«, fragte Kenzô Shila besorgt und führte sie ins Haus zurück.
Tikia musterte die aufgelöste Shila misstrauisch. »Wo ist Koon?«, fragte sie Kenzôs Mutter. »Ich hatte ihm befohlen, auf dich
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