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Wolfsmale

Titel: Wolfsmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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nach. Jemand, der diese Information hat oder weiß, wie er daran kommt. Wir können uns
nicht leisten, auszuschließen...«
Flight stand auf. »Tut mir Leid, John, aber das geht nicht. Ich kann einfach nicht glauben
dass... dass irgendein Polizist hinter dieser Sache steckt. Nein, so läuft das nicht.«
Rebus zuckte die Achseln. »Okay, George, wie du meinst.« Doch Rebus wusste, dass er bei George
Flight einen Keim gelegt hatte, der ganz bestimmt aufgehen würde.
Flight setzte sich wieder hin, in dem festen Glauben, dass er diesmal Rebus einen Punkt
abgerungen hatte. »Sonst noch was?«.
Rebus las den Brief ein weiteres Mal durch. Er erinnerte sich daran, wie gern er in der Schule im
Englischunterricht Zusammenfassungen geschrieben hatte und stark am Text orientierte
Interpretationen. »Ja«, sagte er schließlich. »Da ist tatsächlich noch was. Dieser Brief scheint
mir eher eine Warnung zu sein, ein Schuss vor den Bug. Zunächst sagt er, dass er sie umbringen
will, doch am Ende des Briefes schwächt er diese Drohung ab. Er sagt, es wird nichts passieren,
wenn sie die Wahrheit sagt. Ich glaube, er ist auf einen Widerruf aus. Ich glaube, er will, dass
wir eine weitere Geschichte bringen, in der steht, dass er nicht schwul ist.«
Flight sah auf seine Uhr. »Gleich steht ihm ein weiterer Schreck bevor.«
»Was meinst du damit?«
»Die Mittagsausgaben kommen jeden Augenblick raus. Ich glaube, Cath Farraday hat die
Jan-Crawford-Geschichte weitergegeben.«
»Tatsächlich?« Rebus musste seine Meinung über Farraday korrigieren.
Vielleicht war sie doch nicht so eine rachsüchtige alte Schnepfe. »Wir sagen also jetzt, wir
hätten eine lebende Zeugin, und ihm muss klar sein, dass das stimmt. Ich denke, das könnte
reichen, damit bei ihm die letzten Sicherungen durchbrennen, die er da oben noch hat.« Rebus
tippte sich an den Kopf. »Dass er wie wild zu heulen anfängt, wie Lamb es ausdrücken
würde.«
»Meinst du?«
»Das meine ich, George. Wir sollten alle Einheiten in höchste Alarmbereitschaft versetzen. Er
könnte alles Mögliche versuchen.«
»Das wage ich mir gar nicht vorzustellen.«
Rebus starrte wieder auf den Brief. »Noch eine Sache, George. EC4 wo ist das genau?«
Flight überlegte. »Die City, zumindest ein Teil davon. Farringdon Street, Blackfriars Bridge,
diese ganze Gegend. Ludgate, St. Paul's.«
»Hm. Er hat uns schon mehrmals ausgetrickst, indem er uns Muster hat sehen lassen, wo gar keine
sind. Die Sache mit den Zähnen, zum Beispiel. Ich bin sicher, dass ich damit Recht habe. Doch
jetzt, wo wir ihn aufgerüttelt haben...«
»Du glaubst, dass er in der City wohnt?«
»Dort wohnt, dort arbeitet, vielleicht einfach nur auf dem Weg zur Arbeit dort durchfährt.« Rebus
schüttelte den Kopf. Er war noch nicht bereit, Flight an dem Bild teilhaben zu lassen, das ihm
gerade durch den Kopf gegangen war, das Bild von einem Motorradkurier, dessen Arbeitsgebiet die
City ist, ein Motorradfahrer, der jeden Teil von London problemlos erreichen kann. Wie der Mann
in Leder, den er am ersten Abend auf der Brücke am Kanal gesehen hatte.
Ein Mann wie Kenny Watkiss.
»Wie dem auch sei«, sagte er stattdessen, »jedenfalls ist es ein weiteres Stück in dem
Puzzle.«
»Wenn du mich fragst«, sagte Flight, »da gibt es viel zu viele Stücke. Sie werden nicht alle
passen.«
»Mag sein.« Rebus drückte die Zigarette aus. Flight hatte seine bereits aufgeraucht und wollte
sich gerade eine weitere anzünden. »Aber wenn sich das Bild vervollständigt, werden wir genauer
wissen, welche Teile wir wegwerfen können, meinst du nicht auch?« Er betrachtete immer noch den
Brief. Da war noch was. Was war es nur? Etwas, das ihm irgendwo im Hinterkopf spukte... das durch
diesen Brief für einen Augenblick aufgestöbert worden war, aber was? Wenn er aufhörte, darüber
nachzudenken, würde es ihm vielleicht einfallen, so wie das häufig mit vergessenen Namen von
Filmschauspielern der Fall ist.
Die Tür ging auf.
»Lisa, wie geht's?« Beide Männer standen auf, um ihr ihren Platz anzubieten, doch sie deutete mit
einer Handbewegung an, dass sie lieber stehen wollte. Damit standen nun alle drei etwas linkisch
in dem Schuhkarton von Zimmer.
»Mir ist bloß wieder schlecht geworden«, sagte sie. Dann lächelte sie.
»Eigentlich kann nicht mehr viel drin sein. Ich glaube, ich bin schon beim Frühstück von gestern
angekommen.« Sie lächelten mit ihr. Rebus fand, sie sah müde aus. Wie gut, dass sie gestern so

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