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Wolfsmale

Titel: Wolfsmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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ungedeckter Schecks. Das ist zwar
alles Kleinkram, aber es kommt einiges zusammen, und wenn bei einer Gerichtsverhandlung genug
gegen einen vorliegt, ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, dass man in den Bau geht,
stimmt's?«
»Das ist in Schottland nicht anders.«
»Nein, vermutlich nicht. Du möchtest also, dass ich mich mal wegen diesem Motorradkurier
umhöre.«
»Ich weiß bereits, wo er wohnt. Churchill Estate, das ist eine Wohnsiedlung in...«
Flight fing an zu lachen. »Du brauchst keinem Polizisten in Greater London zu erzählen, wo das
Churchill Estate ist, John. Dort bilden die den SAS aus.«
»Ja«, sagte Rebus, »das hat Laine auch gesagt.«
»Laine? Was hat denn der damit zu tun?«
Wennschon, dennschon, dachte Rebus. »Ich hatte Kennys Telefonnummer und brauchte die
Adresse.«
»Und Laine hat sie dir besorgt? Und was hast du ihm gesagt, wofür das wäre?«
»Für den Wolfsmann-Fall.«
Flight zuckte zurück und legte das Gesicht in Falten. »Du vergisst immer wieder, John, dass du
hier unten nur zu Gast bist. Da zieht man nicht solche Nummern ab. Wenn Laine das
herausfindet...«
»Falls er es herausfindet.«
Doch Flight schüttelte den Kopf. »Wenn er es herausfindet. Da gibt's kein falls , glaube
mir. Und wenn er es herausfindet, wird er sich gar nicht erst mit dir abgeben. Er wird sich noch
nicht mal mit deinem direkten Vorgesetzten abgeben. Er wendet sich gleich an deinen Chief Super
in Edinburgh und liest ihm gehörig die Leviten. Das hab ich schon mal miterlebt.«
Machen Sie Ihre Sache gut, John. Vergessen Sie nicht, dass Sie unsere Truppe da unten
repräsentieren.
Rebus blies in seinen Kaffee. Die Vorstellung, dass jemand Farmer Watson die »Leviten« las, war
beinah amüsant. »Ich hab mir schon immer gewünscht, wieder eine Uniform zu tragen«, sagte
er.
Flight starrte ihn an. Der Spaß war vorbei. »Es gibt bestimmte Regeln, John. Wir können es uns
leisten, ein paar davon zu brechen, aber einige sind sakrosankt, vom allmächtigen Gott in Stein
gemeißelt. Und eine davon besagt, dass man jemanden wie Laine nicht an der Nase herumführt, um
die eigene Neugier zu befriedigen.« Flight war wütend und versuchte, seinen Standpunkt
klarzumachen, gleichzeitig flüsterte er, weil er nicht wollte, dass irgendjemand mithörte.
Rebus war das alles mittlerweile ziemlich egal, und er lächelte sogar ein wenig, als er
zurückflüsterte: »Was sollte ich denn tun? Ihm die Wahrheit sagen? Ach hallo, Chief Inspector,
ein Typ, den ich nicht mag, macht meiner Tochter die Cour. Könnte ich bitte die Adresse von dem
jungen Mann haben, damit ich dort hingehen und ihm eine ordentliche Tracht Prügel verpassen kann.
Läuft das so?«
Flight schwieg, dann runzelte er die Stirn. »Die Cour machen?«
Jetzt lächelte er ebenfalls, obwohl er es zu kaschieren versuchte. Rebus lachte laut.
»Es bedeutet, mit jemandem gehen«, sagte er. »Als Nächstes erzählst du mir, dass du nicht weißt,
was molum heißt.«
»Keine Ahnung«, sagte Flight, ebenfalls lachend.
»Betrunken«, erklärte Rebus.
Einen Augenblick nippten sie schweigend an ihren Getränken. Rebus dankte Gott für die sprachliche
Schranke zwischen ihnen, denn ohne die wäre es nicht so einfach, Scherze zu machen, Scherze, die
die Spannung lösten. Es gab zwei Möglichkeiten, Spannung abzubauen: indem man sich lachend
darüber hinwegsetzte oder indem man zu körperlicher Gewalt griff.
Es hieß also lachen oder um sich schlagen. Ein oder zwei Mal waren sie nahe dran gewesen, sich zu
prügeln, doch stattdessen hatten sie sich angegrinst.
Was war Lachen doch für eine segensreiche Gabe.
»Jedenfalls bin ich gestern Abend nach Hackney gefahren und hab mich nach Kenny umgesehen.«
»Und hast dir das da für deine Mühe eingehandelt?« Flight deutete mit dem Kopf auf die
Blutergüsse. Rebus zuckte die Achseln. »Geschieht dir ganz recht. Irgendwer hat mir erzählt,
hackney war die französische Bezeichnung für Klepper. Klingt überhaupt nicht französisch, oder?
Aber erklärt vermutlich den Ausdruck hackney carriage für Pferdedroschke.«
Hackney. Gaul. Dieses Pferd im British Museum, kein Biss. Rebus musste noch einmal mit Morrison
über die Bissabdrücke reden.
Flight hatte als Erster ausgetrunken. Er hatte den Becher bis zum letzten Tropfen geleert und ihn
dann in einen Mülleimer neben dem Automaten geworfen. Er sah auf seine Uhr.
»Ich sollte mir ein Telefon suchen«, sagte er. »Mal hören, was an der Basis so läuft. Vielleicht

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