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Wolfsmale

Titel: Wolfsmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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machen, dass dies der richtige Schritt zur richtigen Zeit
sei. Drei vermisste Frauen. Das würde die Zahl auf sieben erhöhen. Sieben Morde. Wer weiß, wo das
enden würde. Er rieb sich erneut den Schädel. Der Kater kehrte mit eisernen Krallen zurück.
»John?«
Sie stand zitternd in der Tür, die Augen weit aufgerissen.
»Lisa?« Er raffte sich langsam auf. »Lisa, was ist los? Was ist passiert?«
Sie stolperte auf ihn zu, hatte Tränen in den Augen, und ihr Haar klebte vor Schweiß. »Gott sei
Dank«, sagte sie und klammerte sich an ihn. »Ich hab schon gedacht, ich würd niemals... Ich
wusste nicht, was ich tun sollte. In deinem Hotel hat man mir gesagt, du wärst früh weggegangen.
Der Wachhabende unten hat mich raufgelassen. Er hat mich von dem Foto in den Zeitungen erkannt.
Meinem Foto.« Und dann kamen die Tränen, heiß, verzweifelt und unter lautem Schluchzen. Rebus
tätschelte ihr den Rücken, versuchte, sie zu beruhigen, wollte wissen, was, zum Teufel, denn
passiert sei.
»Lisa«, sagte er ganz ruhig, »erzähl mir doch bitte, was los ist.« Er schob sie vorsichtig auf
einen Stuhl, während er ihr mit einer Hand beruhigend über den Hals strich. Alles an ihr schien
feucht vor Schweiß.
Sie stellte ihre Tasche auf ihren Schoß, öffnete sie und zog aus einem der drei Fächer einen
kleinen Briefumschlag heraus, den sie Rebus ohne ein Wort zu sagen gab.
»Was ist das?«, fragte er.
»Das hab ich heute Morgen bekommen«, sagte sie, »namentlich an mich adressiert und zu mir nach
Hause geschickt.«
Rebus betrachtete den getippten Namen und die Adresse, die Briefmarke erster Klasse und den
Poststempel: London EC4. Das Datum des Poststempels besagte, dass der Brief gestern Morgen
aufgegeben worden war.
»Er weiß, wo ich wohne, John. Als ich das heute Morgen aufgemacht hab, bin ich fast vor Schreck
gestorben. Ich musste aus der Wohnung raus, aber ich dachte die ganze Zeit, dass er mich
vielleicht beobachtet.« Ihre Augen wurden wieder feucht, doch sie warf den Kopf zurück, damit die
Tränen nicht zu laufen anfingen. Sie wühlte in ihrer Tasche herum, zog ein Papiertaschentuch
hervor und putzte sich die Nase. Rebus schwieg.
»Es ist eine Morddrohung«, erklärte sie.
»Eine Morddrohung?«
Sie nickte.
»Von wem? Steht das da drin?«
»O ja, das steht ganz klar da drin. Es ist vom Wolfsmann, John. Er sagt, ich wäre die
Nächste.«
Es war ein eiliger Auftrag, doch als man die näheren Umstände erfuhr, war das Labor sehr
entgegenkommend. Rebus stand mit den Händen in den Taschen da und sah den Leuten bei der Arbeit
zu. In einer Tasche raschelte Papier. Er hatte die Beschreibung von den Gangmitgliedern
zusammengefaltet und weggesteckt, um sie vielleicht später zu verwenden.
Im Augenblick gab es wichtigere Dinge zu tun.
Die Geschichte war ziemlich klar. Lisa war wegen des Briefs in Panik geraten und noch mehr
aufgrund der Tatsache, dass der Wolfsmann wusste, wo sie wohnte. Sie hatte Rebus zu erreichen
versucht, und als ihr das nicht gelang, war sie durchgedreht und aus ihrer Wohnung geflohen,
obwohl ihr bewusst war, dass er sie beobachten könnte, dass er jeden Augenblick zuschlagen
könnte. Bedauerlich war, wie das Labor bereits erklärt hatte, dass sie den Brief zerstört hatte.
Während ihrer Flucht hatte sie ihn in der Hand gehalten und damit eventuelle Fingerabdrücke oder
sonstige Spuren, die auf dem Briefumschlag hätten sein können, vernichtet. Dennoch würde das
Labor sein Bestes tun.
Wenn der Brief vom Wolfsmann stammte und nicht von irgendeinem neuen verrückten Spinner, dann
könnten durchaus am Umschlag und seinem Inhalt Hinweise zu finden sein: Speichel (um die
Briefmarke aufzukleben und die Lasche zu schließen), Fasern, Fingerabdrücke. Das waren die
konkreten technischen Möglichkeiten. Dann gab es noch indirektere Chancen. Typ und Marke der
Schreibmaschine könnten sich feststellen lassen. Gab es vielleicht Eigentümlichkeiten in der
Sprache oder Rechtschreibfehler, die einen Hinweis liefern könnten? Und was war mit dem
Poststempel? Der Wolfsmann hatte sie bereits mehrfach ausgetrickst, könnte also der Postbezirk
eine weitere falsche Fährte sein?
Die diversen Untersuchungen würden eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen. Das Labor war zwar
tüchtig, aber die chemischen Analysen konnten nicht beschleunigt werden. Lisa war mit zum Labor
gekommen und George Flight ebenfalls. Die beiden saßen jetzt in einem anderen Teil des Gebäudes,
tranken Tee und sprachen

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