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Wolfsmondnacht (German Edition)

Wolfsmondnacht (German Edition)

Titel: Wolfsmondnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Lynn Morgan
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oder fremd sind. Manchmal habe ich selbst Angst, weil ich Halbfranzösin bin, und hier Gerüchte über Suzette im Umlauf sind.« Sie seufzte.
    Nur zu gut wusste Jean-François, dass seine Mutter damals bei ihrer Familie in Ungnade gefallen war, als sie mit Émile nach Paris durchgebrannt war.
    Céleste sah ihn nachdenklich an. »Es macht dir wirklich nichts aus, dass unsere Mutter tot ist, oder?«
    Jean-François spürte Ungeduld in sich aufsteigen. »Ich weiß es nicht, ma petite . Ich spüre gar nichts. Das sagte ich doch bereits.« Er wagte es nicht, vor ihr zuzugeben, dass er am ehesten noch Erleichterung über ihren Tod verspürte. Dass seine Mutter ihn als Kind ersäufen wollte und er jahrelang mit Todesangst und Erstickungsanfällen aus dem Schlaf hochgeschreckt war, hatte er seiner kleinen Schwester nicht erzählt und würde dies auch niemals tun. Dafür liebte er sie zu sehr. Es reichte, wenn einer von ihnen völlig desillusioniert war.
    Glücklicherweise wandte Céleste sich von ihm ab. »Das kann man gar nicht nicht wissen. Manchmal verstehe ich dich einfach nicht. Lass uns jetzt hineingehen.«
    »Gleich. Ich muss mich zuerst um die Pferde kümmern.«
    »Ich helfe dir.« Sie trat zu ihm. Ihr Blick wanderte über den Kobelwagen. »Wo hast du dieses Gefährt aufgetrieben? Es sieht aus, als würde es jeden Moment auseinanderbrechen.«
    »Den Eindruck hatte ich beim Fahren auch. Ich habe ihn von einer Brauerei ausgeliehen, um etwas von Suzette für dich zu transportieren.«
    »Von Suzette? Was denn?« Neugierig beäugte sie die Truhe auf dem Kobelwagen.
    Er hob die Schultern. »Weiß ich nicht. Eine Leiche ist nicht drin. Die würde jetzt schon stinken.«
    Céleste boxte ihn in die Seite. »Du bist unmöglich. Los, jetzt an die Arbeit!«
    Sie kümmerten sich gemeinsam um die Pferde und gingen anschließend ins Haus.
    »Tante Camille schläft schon?«, fragte Jean-François. Nicht, dass er besonders angetan wäre von ihrer Gesellschaft.
    Céleste nickte. »Sie hatte heute wieder ihre Migräne. Aber vielleicht ist es schon besser. Ich kann sie fragen, ob sie mal rausschaut, wenn du sie so vermisst.«
    » Non, non, kein Bedarf. Maure lieber ihre Tür zu. Du kannst sie wieder rauslassen, sobald ich Dôle verlassen habe.«
    Céleste zog einen Schmollmund. »So schlimm ist sie nun auch wieder nicht. Darf ich dir etwas anbieten?«
    »Danke. Ein wenig Brot und Suppe, bitte.« Céleste brachte ihm das Gewünschte und setzte sich ihm gegenüber.
    Er gähnte.
    Céleste betrachtete ihn besorgt. »Hab ich dir zu starkes Bier gegeben?«
    »Non, ob du es glaubst oder nicht: Die Reise war sehr beschwerlich.«
    »Du bist nicht mehr der Jüngste. Möchtest du zu Bett? Ich kann dir Tante Camilles Salbe gegen Rückenschmerzen geben.«
    »Ich bin gerade mal zwanzig. Komm du erstmal in mein Alter.«
    »Möchtest du zu Bett, Opilein?«
    »Ja, du frecher Balg. Wenn ich nicht schon so gebrechlich wäre, würde ich dich übers Knie legen.«
    Céleste lachte. »Da habe ich noch einmal Glück gehabt. Brauchst du sonst noch etwas?«
    »Geld, Erfolg, Freiheit, eine willige Frau. Letztere aber erst morgen.«
    Céleste schüttelte grinsend den Kopf. »Du weißt genau, wie ich das meinte: Darf ich dir etwas Essen und Trinken anbieten?«
    »Etwas Wein, falls ich nachts Durst bekommen sollte, wäre nicht schlecht. Es stört dich wirklich nicht, wenn ich jetzt bereits zu Bett gehe?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn du mir versprichst, morgen Abend mit mir in den Wald zu gehen.«
    Jean-François erinnerte sich lächelnd an Célestes Kindheit. Wann immer es ihm möglich gewesen war, sie zu besuchen, war er an ihrer Seite gewesen. Häufig spielten sie zusammen im Wald, suchten nach Koboldspuren und glaubten, Elfen zu sehen. Sie sammelten Brombeeren und wilde Erdbeeren, von denen es die meisten nicht bis nach Hause schafften, da sie zuvor gegessen wurden. Dies waren die wenigen Momente in seinem Leben, in denen er unbeschwert gewesen war.
    »Wir könnten Steinpilze und Brombeeren sammeln«, sagte er.
    »Ja, das könnten wir.« Sie lächelte versonnen. »Und Feen aufstöbern.«
    Jean-François lachte. »Das letzte Mal entpuppten sich unsere Feen als wütende Wildscheine. Ich wusste gar nicht, dass du so schnell rennen kannst.«
    Céleste grinste. »Und klettern erst. Mein Hintern tut jetzt noch weh, wenn ich nur daran denke, über eine Stunde auf diesem Baum gesessen zu haben.«
    »Vielleicht finden wir diesmal richtige Feen.«
    »Ja,

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