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Wolfspfade 6

Wolfspfade 6

Titel: Wolfspfade 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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einem Käfig dominiert, und in diesem Käfig hockte Conner Sullivan.
    „Wo sind seine Klamotten?“, wisperte ich und starrte, ohne es zu wollen, seine festen, durchtrainierten Beine, die muskulösen Arme und den harten Waschbrettbauch an.
    „Er hat sich verwandelt, dabei ging seine Kleidung in Fetzen“, erläuterte Diana. „Es hätte keinen Sinn gehabt, ihm neue zu besorgen, solange er nicht geheilt ist.“
    „Das ist irgendwie unmenschlich, oder?“
    „Er ist kein Mensch“, erinnerte sie mich.
    Sardonisch grinsend nahm Sullivan uns der Reihe nach ins Visier. Als sein Blick auf mich fiel, leckte er sich mit blitzenden Augen über die Lippen. „Ich freue mich, dass du hier bist, Anne. Das spart mir Zeit, sobald ich mit den anderen fertig bin.“
    Warum war ich gleich noch mal hier? Ach ja, um meinen Freund zurückzubekommen. Nur dass ich mich langsam fragte, ob ich ihn je wieder würde ansehen können, ohne mich an das zu erinnern, was er getan hatte. Im Moment konnte ich jedenfalls nicht aufhören, mich daran zu erinnern.
    Meine Gedanken mussten mir im Gesicht gestanden haben, denn Sullivan ließ ein Lachen hören, das mir durch Mark und Bein fuhr.
    „Ich wusste, dass du nicht wegbleiben könntest“, zischte er. „Rodolfos Schwanz ist nicht groß genug für dich.“ Er fasste nach unten und fing an, sich zu stimulieren. „Meiner wird dir genügen. Versprochen.“
    „Wenn ihr ihn heilen wollt, dann tut es endlich“, befahl John.
    „Habe ich etwa einen empfindlichen Nerv getroffen?“ Sullivan hörte auf zu masturbieren – Gott sei Dank. „Aber jetzt, wo ich dich sehe, dich wirklich sehe, zusammen mit ihm“, er gestikulierte mit dem Kopf in Adams Richtung, „da glaube ich nicht mehr, dass dein Name Rodolfo ist. Du heißt Ruelle, stimmt’s?“
    Er bleckte die Lippen zu einem höhnischen Feixen. „Ich wusste immer, dass du Menschen tötest. Wie viele waren es? Zwanzig? Dreißig? Gefällt es dir, sie zu ficken, während sie sterben? Findest du nicht auch, dass das Blut besser schmeckt, wenn sie Angst haben? Du musst alle möglichen Tricks kennen, die das Erlebnis noch besser machen. Verrätst du sie mir?“
    Der Kontrast zwischen dem ehemals korrekten, höflichen Sullivan und diesem abscheulichen Ungeheuer, das da vor uns kauerte, war unfassbar. Falls John als Henri genauso gewesen war, konnte ich gut nachvollziehen, warum niemand im Zimmer es in seiner Nähe aushielt. Sogar ich rückte ein Stück von ihm ab.
    Sullivan lächelte höhnisch. „Sie weiß jetzt, was du in Wahrheit bist. Du wirst ihr nie wieder ans Höschen gehen können. Es überrascht mich, dass du es überhaupt geschafft hast. Aber natürlich weiß sie nicht, was du getan hast, nicht wahr?“
    „Halt die Klappe“, fuhr John ihn an. „Das war nicht ich.“
    „Nein? Ich wette, deine Opfer könnten dich bei jeder Gegenüberstellung identifizieren. Aber natürlich würden sie dich, nachdem sie zu deinen Opfern wurden, niemals verraten. Sie sind Teil deines Rudels. Unterstehen deiner Kontrolle.“ Seine Augen, die dunkler waren als Johns, mit weitaus Furcht einflößenderen Schatten unter der Oberfläche, fixierten meine. „Weißt du, inzwischen erinnere ich mich, woher ich die Augen des Wolfs, der mich gebissen hat, kannte.“
    „Nein“, wisperte John.
    „Ich brauchte eine Weile, um sie zuzuordnen, weil ich sie nie aus der Nähe gesehen hatte.“
    Elise hatte sich während seines Gefasels langsam an den Käfig herangeschlichen. Sullivan schien ihr keinerlei Beachtung zu schenken, bis er sie plötzlich mit einer Bewegung, die so rasant war, dass sie vor meinen Augen verschwamm, an die Gitterstäbe riss.
    Er brüllte und schlug die Hände vors Gesicht. Elise krümmte sich zusammen und tat das Gleiche.
    Ich wollte zu ihr eilen, aber John hielt mich zurück. „Geh nicht in seine Nähe.“
    „Aber sie ist verletzt. Was ist denn passiert?“
    „Elise ist auch ein Werwolf.“
    Mir fiel dazu nichts Besseres ein als: „Häh?“
    „Wenn wir uns Haut an Haut berühren, erkennen wir einander“, erklärte er leise.
    Elise richtete sich auf und ließ die Arme sinken. „Gigantomanische Kopfschmerzen bei Hautkontakt.“
    „Aber wie kann sie …?“ Ich ließ den Satz unvollendet, da ich nicht wusste, was oder wie ich fragen sollte.
    „Elise ist anders.“ Den Blick auf sie gerichtet, ließ John meinen Arm los. „Sie wurde als Werwolf geboren, war jedoch nie böse.“
    „Geboren?“, stöhnte ich von Entsetzen übermannt. „Ist so

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